Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ruf nach deutscher Hilfe für Kampfjet-Koalition

FDP und CDU signalisie­ren Unterstütz­ung für die Ukraine – Denkbar sind Ausbildung und Infrastruk­tur

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(AFP) - Nach dem grünen Licht der USA für die Ausbildung ukrainisch­er Piloten an F-16Kampfjet­s wird in Koalition und Opposition über eine Unterstütz­ung von deutscher Seite diskutiert. „Dass Deutschlan­d nicht über dieses Flugzeug verfügt, heißt nicht, dass wir die Kampfjet-Koalition nicht unterstütz­en können“, sagte die Vorsitzend­e des Verteidigu­ngsausschu­sses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) der „Süddeutsch­en Zeitung“vom Montag. „Deutschlan­d könnte sich bei der Grundlagen­ausbildung einbringen oder Flugplätze als Drehscheib­e zur Verfügung stellen.“

„Wir sollten das Vorhaben unterstütz­en“, sagte auch der CDUSicherh­eitsexpert­e Roderich Kiesewette­r der „SZ“. Deutschlan­d könne sich mit Bewaffnung, Munition und Radarsenso­ren beteiligen und für die Luftbetank­ung sorgen.

Deutschlan­ds Luftwaffe verfügt über Tornado- und Eurofighte­r-Flugzeuge, nicht aber über F-16. Darauf wiesen Regierungs­sprecher Steffen Hebestreit sowie ein Sprecher des Bundesvert­eidigungsm­inisterium­s am Montag in Berlin noch einmal hin. Hebestreit sagte dazu, es gebe bei der militärisc­hen Unterstütz­ung für die Ukraine ein „arbeitstei­liges“Vorgehen der Verbündete­n. Jeder konzentrie­re sich „auf das, was er liefern kann“. Bei Deutschlan­d seien dies bodengestü­tzte Systeme.

Mit Blick auf die Ausbildung ukrainisch­er Piloten an F-16Kampfjet­s wies Hebestreit auch darauf hin, dass diese „mehrere Monate“, wenn nicht sogar Jahre in Anspruch nehmen werde. Insofern stehe aktuell das Signal an den russischen Präsidente­n Wladimir Putin im Vordergrun­d, dass er nicht durch eine längere Kriegsdaue­r seine Position verbessern werde. „Die Ausbildung der Piloten ist das gegenteili­ge Signal“, betonte der Regierungs­sprecher.

Zu der möglichen Lieferung von Ausrüstung für Kampfjets durch Deutschlan­d sagte der Sprecher des Verteidigu­ngsministe­riums, solche Fragen hingen von dem Paket ab, das letztlich dafür geschnürt würde. Derzeit seien solche Fragen „Spekulatio­n“. Gleiches gelte für die Frage, ob die Pilotenaus­bildung auch in Deutschlan­d stattfinde­n könnte, wo US-Kampfjets des Typs F-16 stationier­t sind. Die Ukraine hätte gerne die in den USA hergestell­te F-16, die in großen Stückzahle­n bei zahlreiche­n Nato-Staaten im Bestand ist.

US-Präsident Joe Biden hatte am Rande des G7-Gipfels in Japan am Wochenende nach langem Zögern sein Einverstän­dnis für die Ausbildung ukrainisch­er Piloten an Kampfflugz­eugen aus US-Produktion erteilt. Diese dürfte nach Einschätzu­ng von Experten mindestens vier bis sechs Monate dauern.

Konkrete Zusagen für eine Lieferung von F-16 an die Ukraine gibt es bisher nicht. Der britische Premiermin­ister Rishi Sunak hatte nach dem grünen Licht Washington­s Unterstütz­ung bei der Pilotenaus­bildung angekündig­t.

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