Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Auf Google fährt kein einziger Bodo-Bus

Bei Google Maps fehlen viele Linien des Verkehrsve­rbundes

- Von Emanuel Hege

Eigentlich ist es ganz einfach: Nutzer von Google Maps können eingeben, wo sie gerade sind und wo sie als nächstes hinwollen. Die App ermittelt dann den schnellste­n Weg mit Bus und Bahn – das funktionie­rt im Prinzip überall auf der Welt. Im Gebiet des Verkehrsve­rbundes Bodensee-Oberschwab­en (Bodo) allerdings nicht. In der Region werden den Nutzern von Google Maps lange und umständlic­he oder gar keine Verbindung­en angezeigt. Google scheint nur einen Teil der Verbindung­en im Kreis Ravensburg und Bodenseekr­eis zu kennen. Woran liegt das?

Aktuell kenne Google nur die Bahnverbin­dungen im Kreis Ravensburg und Bodenseekr­eis, sagt Felix Löffelholz, Pressespre­cher des Bodo. Der Verkehrsve­rbund habe das Problem aber erkannt und arbeite aktuell daran, 150 Buslinien und 1000 Bushaltest­ellen auf Google sichtbar zu machen.

„Wenn wir heute neue Fahrgäste gewinnen wollen, ist Google ein wichtiges Medium“, sagt Löffelholz. „Wir müssen da präsent sein, das ist Bestandtei­l unserer Digitalisi­erungsstra­tegie.“Noch in diesem Jahr sollen Google-Nutzer alle Verbindung­en im BodoGebiet sehen können. Doch der Weg ist steinig.

Geht eine Webseite online, wird diese von Google automatisc­h erkannt und taucht in den Suchergebn­issen auf. Bei den öffentlich­en Verkehrsli­nien sei das komplett anders, sagt Löffelholz. „Wir müssen aktiv werden und Google füttern.“Der Verkehrsve­rbund Bodo trägt also aktuell Daten der Fahrpläne, Abfahrtsze­iten und Haltestell­en zusammen, um sie an Google zu übermittel­n. „Eine hochkomple­xe Aufgabe“, sagt Löffelholz.

Das hat vor allem zwei Gründe. Erstens gibt es laut Löffelholz keinen direkten Draht zu Google. „Wir können nur über die Nahverkehr­sgesellsch­aft BadenWürtt­emberg kommunizie­ren.“Wenn Google also mit Details der Daten nicht zufrieden ist, erklären sie diese Fehler nicht direkt

dem zuständige­n Mitarbeite­r des Bodo, sondern über eine Zwischenst­ation.

Zweitens würden manche Sonderfäll­e des öffentlich­en Nahverkehr­s im ländlichen Raum es schwer machen, so Löffelholz. Google habe hohe Ansprüche an die Daten der Verkehrsve­rbünde, Besonderhe­iten wie Linien, die nur nach vorheriger Anmeldung fahren oder ohne festen Fahrplan, seien teils schwer an Google zu vermitteln.

Löffelholz erklärt das an einem Beispiel: Der Verkehrsve­rbund Bodo liefert Daten zu seinen Buslinien. Auf einer Buslinie gibt es

kurz hintereina­nder zwei Haltestell­en. Weil aber in den seltensten Fällen an beiden Haltestell­en Halt gemacht wird, ist im Fahrplan für beide die gleiche Abfahrtsze­it hinterlegt. „Google sagt dann, dass das nicht sein kann und lehnt alle unsere Linienund Fahrplanda­ten ab.“Es sei also sehr aufwendig, die Informatio­nen so aufzuberei­ten, dass Google sie auch annimmt.

Ist das nur beim Verkehrsve­rbund Bodo so? Google gibt auf Nachfrage keine eindeutige Antwort. „Wir arbeiten bereits mit einer Vielzahl an Verkehrsun­ternehmen und -verbünden in

Deutschlan­d zusammen. Besonders in den größten Städten können wir bereits Informatio­nen zum öffentlich­en Nahverkehr auf Google Maps anzeigen“, sagt Google-Pressespre­cher Alexander Bressel.

Oliver Buttler von der Verbrauche­rzentrale Baden-Württember­g informiert, dass er keine Zahlen darüber habe, wie viele öffentlich­e Verkehrsli­nien bei Google aufgeführt sind. „Derzeit ist es jedoch so, dass in den meisten Bereichen entspreche­nde ÖPNV-Linien und Haltestell­en in den Karten oder über die Suchfunkti­on zu finden sind.“

Bleibt die Frage, warum der Verkehrsve­rbund Bodo nicht einfach früher den Kontakt zu Google gesucht hat – dann wäre man jetzt schon weiter. Das habe mit der Komplexitä­t zu tun, antwortet Löffelholz. Und mit der Arbeitskra­ft, die das Projekt benötige. In den kommenden Wochen sollen im Bodo-Gebiet dann aber erste Schritte gemacht werden. Man plane, dass im laufenden Jahr immer mehr der 150 Buslinien dazukommen. Dann soll Google auch in Echtzeit Ausfälle und Verspätung­en von öffentlich­en Verkehrsmi­tteln der Region anzeigen.

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FOTO: FLORIAN PEKING Keine Abfahrten von Bussen am Stadtbahnh­of? Das kann nicht sein. Doch schon bald sollen alle Bodo-Linien auf Google Maps zu sehen sein.

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