Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Auf Google fährt kein einziger Bodo-Bus
Bei Google Maps fehlen viele Linien des Verkehrsverbundes
Eigentlich ist es ganz einfach: Nutzer von Google Maps können eingeben, wo sie gerade sind und wo sie als nächstes hinwollen. Die App ermittelt dann den schnellsten Weg mit Bus und Bahn – das funktioniert im Prinzip überall auf der Welt. Im Gebiet des Verkehrsverbundes Bodensee-Oberschwaben (Bodo) allerdings nicht. In der Region werden den Nutzern von Google Maps lange und umständliche oder gar keine Verbindungen angezeigt. Google scheint nur einen Teil der Verbindungen im Kreis Ravensburg und Bodenseekreis zu kennen. Woran liegt das?
Aktuell kenne Google nur die Bahnverbindungen im Kreis Ravensburg und Bodenseekreis, sagt Felix Löffelholz, Pressesprecher des Bodo. Der Verkehrsverbund habe das Problem aber erkannt und arbeite aktuell daran, 150 Buslinien und 1000 Bushaltestellen auf Google sichtbar zu machen.
„Wenn wir heute neue Fahrgäste gewinnen wollen, ist Google ein wichtiges Medium“, sagt Löffelholz. „Wir müssen da präsent sein, das ist Bestandteil unserer Digitalisierungsstrategie.“Noch in diesem Jahr sollen Google-Nutzer alle Verbindungen im BodoGebiet sehen können. Doch der Weg ist steinig.
Geht eine Webseite online, wird diese von Google automatisch erkannt und taucht in den Suchergebnissen auf. Bei den öffentlichen Verkehrslinien sei das komplett anders, sagt Löffelholz. „Wir müssen aktiv werden und Google füttern.“Der Verkehrsverbund Bodo trägt also aktuell Daten der Fahrpläne, Abfahrtszeiten und Haltestellen zusammen, um sie an Google zu übermitteln. „Eine hochkomplexe Aufgabe“, sagt Löffelholz.
Das hat vor allem zwei Gründe. Erstens gibt es laut Löffelholz keinen direkten Draht zu Google. „Wir können nur über die Nahverkehrsgesellschaft BadenWürttemberg kommunizieren.“Wenn Google also mit Details der Daten nicht zufrieden ist, erklären sie diese Fehler nicht direkt
dem zuständigen Mitarbeiter des Bodo, sondern über eine Zwischenstation.
Zweitens würden manche Sonderfälle des öffentlichen Nahverkehrs im ländlichen Raum es schwer machen, so Löffelholz. Google habe hohe Ansprüche an die Daten der Verkehrsverbünde, Besonderheiten wie Linien, die nur nach vorheriger Anmeldung fahren oder ohne festen Fahrplan, seien teils schwer an Google zu vermitteln.
Löffelholz erklärt das an einem Beispiel: Der Verkehrsverbund Bodo liefert Daten zu seinen Buslinien. Auf einer Buslinie gibt es
kurz hintereinander zwei Haltestellen. Weil aber in den seltensten Fällen an beiden Haltestellen Halt gemacht wird, ist im Fahrplan für beide die gleiche Abfahrtszeit hinterlegt. „Google sagt dann, dass das nicht sein kann und lehnt alle unsere Linienund Fahrplandaten ab.“Es sei also sehr aufwendig, die Informationen so aufzubereiten, dass Google sie auch annimmt.
Ist das nur beim Verkehrsverbund Bodo so? Google gibt auf Nachfrage keine eindeutige Antwort. „Wir arbeiten bereits mit einer Vielzahl an Verkehrsunternehmen und -verbünden in
Deutschland zusammen. Besonders in den größten Städten können wir bereits Informationen zum öffentlichen Nahverkehr auf Google Maps anzeigen“, sagt Google-Pressesprecher Alexander Bressel.
Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg informiert, dass er keine Zahlen darüber habe, wie viele öffentliche Verkehrslinien bei Google aufgeführt sind. „Derzeit ist es jedoch so, dass in den meisten Bereichen entsprechende ÖPNV-Linien und Haltestellen in den Karten oder über die Suchfunktion zu finden sind.“
Bleibt die Frage, warum der Verkehrsverbund Bodo nicht einfach früher den Kontakt zu Google gesucht hat – dann wäre man jetzt schon weiter. Das habe mit der Komplexität zu tun, antwortet Löffelholz. Und mit der Arbeitskraft, die das Projekt benötige. In den kommenden Wochen sollen im Bodo-Gebiet dann aber erste Schritte gemacht werden. Man plane, dass im laufenden Jahr immer mehr der 150 Buslinien dazukommen. Dann soll Google auch in Echtzeit Ausfälle und Verspätungen von öffentlichen Verkehrsmitteln der Region anzeigen.