Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Pointe gut, alles gut!
Riesen-Überraschung: OB Brand übernimmt Rolle des Seehas. Endlich Prachtboulevard: Friedrichstraße bekommt güldenen Belag. Pendeln wie ein Graf: Zeppelin wird in Stadtverkehr eingebunden.
In unserer täglichen Rubrik „Übrigens“können wir erst einmal alles behaupten. Voraussetzung: Der Text hat idealerweise einen lokalen Bezug, ist völlig überzogen, witzig oder zumindest komisch, und die Pointe stimmt. In eher seltenen Fällen wird es ernst. Themen liefern oft Gemeinderatssitzungen und ambitionierte Pläne, von denen am Ende wenig bis nichts übrig(ens) bleibt, siehe Neugestaltung Uferpark. Von wegen Stadtbalkon und Ufersteg – mittlerweile wären die Häf ler schon froh, sie könnten sich auf die marode Mole am Gondelhafen oder die abbruchreife Aussichtsplattform beim GrafZeppelin-Haus wagen.
Geeignet für einen ordentlichen Kalauer sind auch aberwitzige Entscheidungen der Verwaltung wie die, sich ausgerechnet im finsteren Corona-Frühling 2021 die freundlichen Blümchen an der Promenade zu sparen. Und um am See zu bleiben: Ebenfalls sehr gerne genommen werden drei Meter hohe und 1,8 Tonnen schwere Krüge, die zwar den Bierdurst wecken, jedoch den Betrachter ansonsten ratlos zurücklassen – schmunzel, grins, kicher!
Sollte die Kommunalpolitik ausnahmsweise mal nicht liefern, kann es zugegebenermaßen schwierig sein, einen Schreiber für die Glosse zu finden, so wird die journalistische Stilform nämlich stilecht genannt. Üblicherweise ist es dann in der morgendlichen Konferenz bei der Frage nach einem Autor recht ruhig. Wir halten es in diesen Fällen folgendermaßen: Wer als Erstes atmet oder sich gar bewegt, erhält den Zuschlag. Wirklich witzig ist, dass in der Folge private Erlebnisse herhalten müssen und sich Leser darüber freuen, dass nicht nur sie den Hochzeitstag vergessen, stundenlang ihr geparktes Auto suchen oder sich fragen, warum ausgerechnet am 25. Mai Handtuchtag ist.
Um aber endlich den Bogen zu schließen: Ein Oberbürgermeister als Seehas macht schon aus dem Grund Sinn, weil für den Job ein dickes Fell sicher hilft und die Streicheleinheiten der Bürger garantiert sind. Über den Prachtboulevard Friedrichstraße und die Baustelle sind genügend Witze gemacht. Und was die Zeppelin-Pendelei angeht: Wer würde nicht gerne über verstopfte Straßen hinweg zur Arbeitsstelle schweben und dabei eine einmalige Aussicht genießen?
Oder um es mit dem großartigen und hintergründigen Humoristen Heinz Erhardt zu sagen, der sich übrigens in einem Übrigens immer gut zitieren lässt: „Die schlechtesten Bücher sind es nicht, an denen Würmer nagen. Die schlechtesten Nasen sind es nicht, die eine Brille tragen. Die schlechtesten Menschen sind es nicht, die dir die Wahrheit sagen.“Pointe gut, alles gut!