Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Sieben Millionen Euro für fünf Gruppen
Gemeinderat bringt Kita Hegenberg großen Schritt weiter – Warum Karl Gälle erschrickt
- Auch wenn die Sorgenfalten angesichts der Kosten mehrfach tief waren: Letztlich hat der Gemeinderat am Mittwochabend einhellig einen großen Schritt für den Kita-Neubau in Hegenberg getan, für dessen Inbetriebnahme das Kindergartenjahr 2025/26 anvisiert ist. Das Votum bezog sich sowohl auf die von Tobias Gaupp vorgestellten Pläne, mit denen die Vorentwurfsphase für die fünfgruppige Kindertagesstätte zu Ende ging, als auch auf die Kostenschätzung. Ohne Außenanlagen und Möblierung stehen 6,94 Millionen Euro im Raum – das hinterfragten dann doch Wortmelder aus Ratsreihen auf Einsparpotenziale.
Zur Vorgeschichte: Die Schussengemeinde und gerade der obere Bezirk brauchen eine neue Kita. Der Gemeinderat hat das Architekturbüro Jauss+Gaupp (zuletzt bei der Kita Hügelstraße in Kehlen erprobt) mit der Planung beauftragt. Bereits genommen wurden die Hürden „Raumprogramm“, samt Vorgaben aus dem pädagogischen Konzept und Standort. Das Grundstück befindet sich auf dem Stiftungs-Areal in Hegenberg gegenüber der Parkplätze und vorgelagert zum Rondell. Erste Fachplanungsbüros sind beauftragt, weitere folgen in Kürze.
„Ein spannendes Grundstück“, das vom Baumbestand geprägt sei und auf dem nur begrenzt bebaubarer Raum zur Verfügung steht, stellte Gaupp vor. Zweigeschossig
soll darauf ein L-förmiges Gebäude die fünf Gruppen beherbergen – im Erdgeschoss die unter Dreijährigen, im Obergeschoss die Ü3Kinder.
Beim virtuellen Gang durch die Geschosse schienen – neben den Gruppen- und Funktionsräumen – auf: ebenerdig ein überdachter Eingangsbereich, das Foyer, das im Blick der Leitung ist, Platz für die Technik und ein Bewegungsraum. Er soll – wie es der Wunsch war – einen Extra-Zugang haben und somit abseits der Kita-Zeiten auch für Externe nutzbar sein. Küche und Ess-Bereich sind auf dieser Ebene im nördlichen Teil des Hauses untergebracht.
Das Obergeschoss sieht zudem einen Personalbereich vor sowie
eine (Flucht)Treppe in den Garten. Erwähnt wurde, dass der Außenbereich hin zu den Bäumen ansteigt. Das Energiekonzept setzt auf eine Luft-Wärmepumpe, und auf dem begrünten Dach wird eine Photovoltaik-Anlage zu finden sein, wofür 170.000 Euro veranschlagt sind.
Überhaupt die Kosten: Ihre Schätzung beläuft sich auf 6.938 Millionen Euro brutto – ermittelt nach Kennwerten im Baukostenindex, Rechnungsergebnissen der Kita an der Schussen und einem Zuschlag zur Baukostenentwicklung. Hier sprach Gaupp von einer Steigerung gegenüber dem Neubau in Kehlen um rund 30 Prozent. Viergruppig war er vor einem Jahr mit 3,93 Millionen Euro endabgerechnet worden – um 368.000 Euro unter der Kostenberechnung.
Nicht enthalten in der Kostenschätzung für Hegenberg sind die Außenanlagen und Möblierung. Als „positive Nachricht“hielt Gaupp parat, dass es laut Gutachten keine belasteten Böden im Gelände und daher keine erhöhten Kosten für Entsorgung gebe.
Für das Vorhaben hat die Gemeinde sieben Millionen Euro in die Haushaltspläne ab 2023 eingestellt. Im Wissen darum gestand Karl Gälle (CDU) angesichts der Kostenschätzung doch den einen oder anderen „Schreckensmoment“ein. Die „tolle Planung“lobend, wollte er mit Blick auf Einsparungen wissen: „Was können wir noch machen?“, ohne das Raumprogramm infrage zu stellen.
Dass an dem bereits Abstriche gemacht wurden, f locht Ortsbaumeister Axel Beutner ein, was Tobias Gaupp unterstrich: „Die Thematik ist uns bewusst.“Konkret ließen sich als Potenzial aber nur die Ausführungen von Deckenund Glaselementen nennen.
„Eine hohe Qualität bei der Materialität“bescheinigte Bürgermeister Georg Schellinger dem Holzbau, der sich „sehr gut ins Gelände einfüge“. Ob nicht doch ein Massivbau aus Stein zu prüfen sei, brachte Jörg Baumann (CDU) ins Spiel, doch brach Architekt Gaupp eine Lanze für die Holzbauweise.
Im Fazit des Bürgermeisters: sieben Millionen Euro für fünf Gruppen, das sei „der Schlüssel, der 2023 anzuwenden ist“.