Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Wasserburger Kunstbahnhof feiert sein zehnjähriges Bestehen
Die zehnte Mitgliederausstellung ist ein Fest aus Malerei, Grafik, Fotografie und Skulptur
- Über ein volles Haus haben sich am Freitag alle im Kunstbahnhof Wasserburg (Kuba) gefreut. Anlass ist die zehnte Mitgliederausstellung zum Thema „verzweigt“des Kunstvereins Wasserburg und infolgedessen das zehnjährige Bestehen beider Einrichtungen. Denn das eine wäre nichts ohne das andere und umgekehrt. Grußworte gab es von Wasserburgs Bürgermeister Harald Voigt und von Dagmar Reiche aus dem Vereinsvorstand. Außerdem viele Gespräche bei einem Ausstellungsrundgang über das, was war und das, was kommt.
Den roten Teppich habe Voigt aus gegebenem Anlass ausrollen lassen. Nicht nur, um den Eingangsbereich schöner darzustellen, sondern vor allem als Wertschätzung getaner Arbeit in den vergangenen zehn Jahren. Für das sich Verzweigen in alle erdenklichen Richtungen stehe das Ausstellungsmotto. Rückblickend ebenso wie vorausschauend, in welche Richtung sich Kuba und Verein weiterentwickeln, welche Ziele anvisiert würden.
Dagmar Reiche und die erste Vorstandsvorsitzende Vera Noé nannte er als die Hauptakteurinnen. Sie halten das Zepter in der Hand, wenn es um die Einrichtung der Ausstellungen geht. Stolz sei Voigt auf die Kunstszene in Wasserburg, denn Kunst und Kultur gehörten absolut in die Gesellschaft und genau das wolle er im Gemeinderat unterstützen. Daniela Reiche sorgte dafür, die Kunst so zu präsentieren, dass es ein schönes Fest wird. Dazu gehören die passenden Themen, die Materialien und Stilrichtungen und natürlich Künstlerinnen und Künstler. Diese kommen längst nicht mehr nur aus der Region, sondern aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Um all das mehrfach im Jahr zu stemmen, braucht es den harten Kern des Vorstandes und den künstlerischen Beirat. Hier werden die Weichen gestellt, Themen diskutiert und gemeinsam Entscheidungen getroffen. So ist es auch zum aktuellen Motto „verzweigt“gekommen, für das insgesamt 43 Künstlerinnen und Künstler einen Beitrag leisten. Dabei steht „verzweigt“in einem übergeordneten Sinn für Vernetzung. Also dafür, nicht immer nur den geraden Weg zu gehen, sondern sich auf Abwege zu trauen, um dort Neues zu entdecken.
Aus all dem generiert sich die aktuelle Ausstellung. Das Thema Baum, Holz und Geäst ist omnipräsent in vielerlei Facetten – in Form von Malerei, Grafik, Fotografie und Skulptur. Auf Abwege begeben sich dagegen Werke, die mit abstrakteren Vorstellungen spielen und über die Natur hinaus die menschliche Seite ansprechen. Ein Rundgang durch die Ausstellung bietet Besucherinnen und Besuchern eine große vielgestaltige Bandbreite an diversen Techniken und Stilrichtungen. „Kunst ist dafür da, um zum Denken anzuregen, und mit anderen in einen Dialog zu treten“, schloss Reiche ihre Ausführungen. Doch damit ein Kunstverein auch nach zehn Jahren so gut aufgestellt ist, braucht es Aktive, und das ist meist der harte Kern. Einer, der von Anfang dabei war, ist Bernd Steinlein. Er war einst Gründungsmitglied, als es darum ging, was aus dem einstigen „So da“-Bahnhofsgebäude werden sollte. 160 Mitglieder seien es aktuell, davon zwei Drittel Fördermitglieder, die alle 25 Euro Mitgliedsbeitrag pro Jahr zahlen. Genau genommen seien es aber nur fünf Leute, die den Karren ziehen. Und das sei einfach zu wenig. Dringend würden Nachrücker in
Sachen Organisation benötigt, denn Kunstschaffende gäbe es genug für die Zukunft. Steinlein, der zusammen mit Noé immer noch für die „Wasserburger Skulptura“verantwortlich zeichnet, betont den hohen immateriellen Wert, den der Verein mit seiner Arbeit für die Gemeinde leistet.
Nur wisse diese wohl bis heute nicht, was mit dem Kuba geschehen soll. Bis 2026 laufe der Mietvertrag und diese Zukunftsperspektive, so Steinlein, sei nicht gerade sehr motivierend, den Betrieb wie bis jetzt am Laufen zu halten. Von einer ganz anderen Seite kommen Mitglieder, die erst vor kurzem dem Verein beigetreten sind. Wie beispielsweise Agnes Zlotkiewicz und Yvonne Speth. Gerade mal zwei Monate sind sie dabei und haben gleich im März eine Ausstellung mit Workshop einrichten dürfen. Nicht unbedingt für sich selbst, eher für ihren Lindauer Verein „Malen hilft“, der Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zugedacht ist.