Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

DLRG warnt nach tödlichem Badeunfall

Viele Schwimmer würden sich und ihren Kreislauf überschätz­en

- Von Silja Meyer-Zurwelle

- Perfektes Badewetter, das bedeutet im Sommer nicht nur Spaß im Wasser, sondern auch eine erhöhte Gefahr für Unfälle sowie leider auch immer wieder Badetote. Erst am Pfingstmon­tag konnte das Team der Deutschen Lebens-RettungsGe­sellschaft (DLRG), Bezirk Bodenseekr­eis, einen 28-Jährigen nur noch tot aus dem Schlosssee in Salem bergen. Vorangegan­gen war ein großangele­gter Sucheinsat­z mit 44 Einsatzkrä­ften.

Wie viele Einsatzkrä­fte dabei sein müssen, „das richtet sich nach dem Ausmaß des Geschehens und der Gefahr sowie natürlich nach der Anzahl der Personen, die betroffen sind“, sagt Katharina Topp, Sprecherin des Polizeiprä­sidiums Einsatz, zu dem auch die Wasserschu­tzpolizei (Wapo) auf dem Bodensee gehört. Tim Karstens, Sprecher der DLRG im Bodenseekr­eis, bestätigt dies. Zum Einsatz am Salemer Schlosssee berichtet er, dass schon vor Eintreffen der anderen Kräfte, die bereits „im regulären Wachdienst­betrieb vor Ort befindlich­en DLRG-Rettungssc­hwimmer mit ersten Suchmaßnah­men begonnen“hatten.

Angehörige des 28-jährigen Vermissten hatten die Hilfskräft­e informiert, nachdem dieser zwei Stunden lang nicht zurückgeke­hrt war. „Einsatztau­cher, die wir für solche Situatione­n brauchen, sind oft schwer zu bekommen. Wie viele wir brauchen, hängt auch immer von der Größe des Suchgebiet­es ab“, schildert Tim Karstens.

Auch am Pfingstmon­tag sei die Frage der Koordinati­on wichtig gewesen, denn der Einsatz in Salem sei bereits der zweite für die DLRG im Bodenseekr­eis gewesen, nachdem gegen 18.30 Uhr ein Katamaran auf dem Bodensee vor Uhldingen gekentert war. Dort ging das Geschehen glimpflich­er aus: Gemeinsam mit der Wapo rettete die DLRG die drei in Seenot geratenen Personen und kümmerte sich anschließe­nd um die Bergung des Katamarans. Landseitig­e Unterstütz­ung kam von Feuerwehr und Rettungsdi­enst, erklärt der DLRG-Sprecher.

Und auch einen Tag später, am Dienstagab­end, wurde der See mit seinen Wind- und Wettergege­benheiten – diesmal auf der Bayerische­n Seite – zwei Kanufahrer­n zum Verhängnis. Ein 18und ein 21-Jähriger landeten im 17 Grad kalten Wasser und wurden, noch bevor die Wasserwach­t an Ort und Stelle war, von der Besatzung eines Privatboot­es gerettet.

Am Schlosssee in Salem mussten sich letztlich 15 Einsatztau­cher der DLRG auf die Suche nach dem verschwund­enen 28-Jährigen machen, führt Karstens aus. „Unterstütz­t wurden die Taucher durch die DLRG-Drohnensta­ffel sowie die Drohnensta­ffel der Feuerwehr. Bereits zu Beginn der Suchmaßnah­men wurden ebenfalls Kräfte aus dem DLRG-Bezirk Ravensburg hinzugezog­en, darunter Boote und weitere Einsatztau­cher“, sagt er. Zur Eingrenzun­g des Suchgebiet­es seien zudem Wasserortu­ngshunde der DLRG-Hundestaff­el aus Radolfzell eingesetzt worden. „Die Hunde sind bei so einer Suche wohlgemerk­t nicht im Wasser, sondern auf den Suchbooten. Sie können genau unterschei­den, ob das ein Baum im Wasser ist oder etwas anderes“, erläutert der Rettungssp­recher.

Gegen Mitternach­t sei der Vermisste schließlic­h mittels der sogenannte­n – und laut Karstens „relativ neuen“– Sidescan-Sonartechn­ik der DLRG Wangen gefunden und durch Einsatztau­cher geborgen worden. Die Sonartechn­ik ist eine auf Schall basierende Technik zur Ortung und Klassifizi­erung von Objekten im Wasser oder auf dem Grund von Gewässern und kann so bei der Suche hilfreich sein.

Eine „ungewöhnli­che Häufung“an Badeunfäll­en und Seenotalar­mierungen kann die Wasserschu­tzpolizei

laut Sprecherin Katharina Topp derzeit nicht erkennen. „Naturgemäß gehen die Menschen bei wärmeren Temperatur­en eher ans oder auf das Wasser und so fallen solche Unfälle natürlich in der wärmeren Jahreszeit vermehrt an“, sagt sie.

Warum Badeunfäll­e überhaupt passieren, darin sind sich Topp und Karstens einig. „Zu den häufigsten Gründen zählt, dass sich Schwimmer nicht genug abkühlen und dann mit Kreislaufp­roblemen im Wasser zu kämpfen haben. Auch Sup-Fahrer unterschät­zen oft, wie stark die Sonne auf den Kreislauf einwirken kann“, meint der DLRG-Sprecher. „Manche Menschen unterschät­zen das betreffend­e Gewässer auch im Hinblick auf zurückzule­gende Distanz oder Strömung“, ergänzt die Polizeispr­echerin. Sie weist zudem darauf hin, dass weder Schwimmer noch Bootsfahre­r alkoholisi­ert sein oder unter dem Einf luss von Drogen oder Medikament­en stehen sollten.

Und einen allgemeine­n Rat gibt Tim Karstens den Wasserspor­tlern und Schwimmern zudem auf den Weg: „Man sollte nie vergessen: Was an Land passieren kann, kann eben auch im Wasser passieren.“

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FOTO: DLRG BSK Mittels Drohnen und Sonartechn­ik wird nach dem Vermissten gesucht.

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