Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Gute Zinsen bei wenig Risiko. Wie geht das zur Zeit, Herr Dillmann?

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Gerhard Dillmann (58) Vermögensm­anager und Stratege aus Hergenswei­ler. Ausgezeich­net vom Handelsbla­tt, Die Welt und dem Verbrauche­rmagazin GuterRat.

Wenig Risiko bei der Geldanlage verbinden viele Menschen mit klassische­n Sparkonten bei der Haus-Bank ums Eck. Was sagen Sie dazu, Herr Dillmann?

Das ist tatsächlic­h eine typisch deutsche Denkweise, die aber wirklich falsch ist. In Deutschlan­d liegen laut Zahlen der Bundesbank über 2 Billionen Euro auf Konten, die kaum Rendite bringen. Egal ob Girokonto, Sparkonto, Festgeld oder Tagesgeld: Sparer bekommen hier kaum

% wird ihr Geld immer weniger wert, wenn sich Anleger nicht für andere, rentablere Anlagearte­n entscheide­n.

Manche Banken bieten aber lukrative Zinsen bis zu 2,5% für Neukunden an?

Diese Banken locken mit sicheren und vermeintli­ch rentablen Tagesgeld-Angeboten. Dahinter steckt aber meistens nur eine Marketing-Aktion zur Gewinnung von Neukunden. Wer genauer hinschaut, merkt schnell, dass die guten Zinssätze nur für einen kurzen Zeitraum gelten. Kunden, die wechseln, rutschen schon nach kurzer Zeit wieder unter 1%.

Gibt es überhaupt Geldanlage­n, die gleichzeit­ig sicher und rentabel sind?

Geldanlage­n werden in sieben Risikoklas­sen unterteilt: von wenig Risiko in Klasse 1 bis viel Risiko in Klasse 7. Während das Tagesgeld bei der Bank in Klasse 1 fällt, sind Kryptowähr­ungen z. B. in Klasse 7. Je nach Klasse unterschei­den sich auch die Renditecha­ncen. Hohe Renditen ohne Risiko gibt es nicht. Bei der Geldanlage kann man einfach nicht alles haben. Aber es gibt auch je nach Marktsitua­tion Ausnahmen, wie aktuell zum Beispiel bei Geldmarktf­onds oder Wandelanle­ihen.

Können Sie uns diese Ausnahmen genauer erklären?

Aktuell sind Geldmarktf­onds sehr interessan­t für Anleger, die wenig Risiko eingehen wollen. Geldmarktf­onds fallen, wie das Tagesgeld bei Banken, meistens in Risikoklas­se 1. Allerdings bieten die meisten mit ca. 2,2% Zinsen und täglicher Verfügbark­eit viel bessere Renditen.

Woran liegt es, dass es bei gleicher Risikoklas­se so große Unterschie­de bei den Renditen gibt?

#! ter organisier­t als Banken, ihr Handling ist viel einfacher. Es gibt keine Filialen, weniger Angestellt­e. Geldmarktf­onds sind außerdem viel näher am Zins, als Angebote von Banken. Die Grundlage für beide Anbieter sind natürlich die Entscheidu­ngen der Europäisch­en Zentralban­k, der EZB. Aktuell ist es so, dass die Konditione­n der Geldmarktf­onds bis Ende des Jahres bleiben bzw. sogar etwas steigen dürften. Wer Geld hat, sollte also unbedingt reagieren. Die Banken werden zwar wahrschein­lich auch nachziehen, was die Zinsen angeht, aber das wird noch etwas dauern.

Wie sieht es bei Wandelanle­ihen aus?

Seit ca. 2-3 Monaten sind Wandelanle­ihen eine super Geschichte. Sie werden auch Convertibl­e Bonds genannt und sind festverzin­sliche Unternehme­nsanleihen mit einem Wandelrech­t. Wandelanle­ihen sind sehr komplex und daher sinnvoller­weise nur über einen vom Pro$ investierb­ar.

Wie viel Risiko haben Wandelanle­ihen?

Sie haben grundsätzl­ich ein asymmetris­ches Chance-Risiko-Verhältnis, das aktuell, aus meiner Sicht, besonders günstig ist. Asymmetrie bedeutet: mehr Rendite bei im Verhältnis weniger Risiko als sonst. Die Verzinsung der Anleihe bietet einen gewissen Schutz nach unten. Anderersei­ts gibt die Wandlungsm­öglichkeit der

$" nach oben. Die Anlagen sind meist in der

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Wie unterschei­den sich Wandelanle­ihen und Geldmarktf­onds?

Geldmarktf­onds bringen aktuell ca. 2,2%, gehören in Risikoklas­se 1, haben wenig Risiko und sind täglich verfügbar. Wandelanle­ihen bringen deutlich mehr Rendite, brauchen aber einen Planungsho­rizont von mindestens 2 bis 3 Jahren.

Für wen das interessan­t klingt gilt aber wie immer: Anleger sollten unbedingt in einem Gespräch mit einem profession­el

$ dukt am besten zu ihnen passt.

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