Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Inszenierung voller Leidenschaft und Professionalität
Circus Krone feiert auf dem Parkplatz P7 Premiere - Noch bis 11. Juni ist die magische Traumwelt zu erleben
- Es könnte das letzte Mal sein, Europas größten Zirkus am Bodensee live zu sehen. Noch bis Sonntag, 11. Juni, gibt Circus Krone täglich zwei Vorstellungen auf dem Parkplatz P7 zwischen Ailinger Straße, Graf-vonSoden-Platz und B31. Dieser Standort soll, wie berichtet, künftig nicht mehr zur Verfügung stehen. Eine Alternative scheint nicht in Sicht. Wer also noch einmal in Friedrichshafen Zirkusluft schnuppern und die „Stars in der Manege“live miterleben will, sollte die Gelegenheit jetzt ergreifen.
Von Verstimmung oder gar Abschiedsschmerz war bei der Premiere am Donnerstagnachmittag allerdings nichts zu spüren. Im Gegenteil: Unter dem Motto „The Show must go on“(das Spektakel muss weitergehen), entführten Weltklasseartisten, Clowns, edle Pferde, verspielte Hunde und ein 16-köpfiges Rudel Raubtiere das Publikum in eine magische Traumwelt. Fast zweieinhalb Stunden im gut temperierten Zelt gingen wie im Flug vorüber. Ein Zirkus-Live-Erlebnis ist eben mit keiner noch so perfekten Aufzeichnung auch nur annähernd zu vergleichen.
Zu einem Zirkuserlebnis gehört vieles dazu: Die uniformierten Mitarbeiter am Empfang, top gestylte Artisten, der Duft von Zuckerwatte, Popcorn und Pferdemist und neuerdings sogar blinkende Kreisel, auf die Kinder abfahren – alles in allem eine prickelnde Jahrmarktatmosphäre, die die Erwartung auf etwas ganz Besonderes weckt. Und dann heißt es: „Vorhang auf. Manege frei!“Die Zirkus-Kapelle hoch
oben über dem Eingangsportal intoniert einen schmissigen Csárdás, während der italienische Comedian Lorezo Carnevale als Till Eulenspiegel das „Publico fantastico“in ausladenden Gesten begrüßt.
Mutige Kinder dürfen am Rand der Manege den schlafenden Löwen wecken – eine Artistin mit Löwenmaske, die auf den Höhepunkt der Vorstellung hinweist. Dieser kommt ganz zum Schluss und erzeugt Nervenkitzel pur. Martin Lacey jr., der das Unternehmen Circus Krone seit dem
Tod seiner Schwiegermutter, Christel Sembach-Krone, gemeinsam mit seiner Frau Jana Mandana Lacey-Krone führt, geht mit 16 Löwen und Tigern in die Manege. Wenn die Raubtiere Zähne zeigen und fauchen, kann dem Zuschauer schon kurz der Atem stocken. Doch der Dompteur ist der unumstrittene Chef. Lacey herzt die Katzen, legt sich sogar unter den König der Löwen. Das gibt nicht den Anschein von Tierquälerei, sondern zeugt von inniger Beziehung zwischen Mensch und Tier. In der Manege ist es Zirkuskunst
vom Besten, wie auch internationale Auszeichnungen beweisen.
Jana Mandana Lacey-Krone präsentiert mit Hans Ludwig Suppmeier mal in orientalischem Ambiente mal als klassische Dressur den Stolz des Hauses Krone: edle Pferde, die sich elegant, stolz und kraftvoll mit wehenden Mähnen durch die Manege bewegen. In der Pause kann man mit ihnen in den Boxen auf Tuchfühlung kommen und erfährt auch ihre Namen und ihre Herkunft. Viele stammen aus dem Gestüt Marbach.
Beeindruckend sind auch die Artisten, angefangen von der Truppe Mustafa Danguir aus Marokko, die Kunststücke in schwindelerregenden Höhen auf zehn Meter hohen Seilen und rotierenden Riesenrädern vollführen, bis hin zum Team Non Stop aus der Ukraine, das mit zwei Trampolinen ein wildes Spektakel bietet, bei dem zuweilen die Schwerkraft aufgehoben zu sein scheint.
Beim Circus Theater Bingo, bestehend aus sechs ukrainischen Ausnahme-Artisten, weiß man gar nicht, wohin man schauen soll. Luft- und Bodenakrobatik mit Tanzeinlagen bilden ein mitreißendes Gesamtarrangement. Mit unglaublicher Körperbeherrschung, Kraft und Eleganz zeigt das Duo Flash of Splash mit Yefgen Abakumov und Amaila Avenesian (Ukraine/Russland) einen Liebestraum in luftigen Höhen.
Zu den Stars auf vier Pfoten gehören auch die Dutzend Hunde mit ihrem Trainer Wolfgang Lauenburger. Sie machen Salti, springen mit ihrem Herrchen Seil oder rennen auf zwei Hinterbeinen um die Wette. Das ist fast ebenso lustig wie die Gags von Clown Lorenzo, der die Umbaupausen kurzweilig füllt oder die Nummer mit dem Toni Alexis Trio. Die drei Spaßmacher aus Spanien, Frankreich und Deutschland – Toni Alexis mit Ehefrau Jeanette und Weißclown Adrian – verstehen es prächtig, das Publikum einzubeziehen. Ihre zum Teil sehr kindischen Späße machen bei jung und alt gute Laune.
„Mandana – Circuskunst neu geträumt“– unter diesem Motto erwartet das Publikum eine Show mit 33 Artisten, Tierlehrern und Clowns aus zehn Nationen. Die ganze Inszenierung mit Kostümen, Licht und Musik zeugt von Professionalität und Leidenschaft. Es wäre jammerschade, wenn diese Form der Zirkuskunst am Bodensee nicht mehr stattfinden könnte oder gar ganz sterben würde.
Die Vorstellungen des Circus
Krone auf dem Parkplatz P7 in Friedrichshafen finden noch bis Sonntag, 11. Juni, statt. Sie beginnen täglich um 15.30 und 19.30 Uhr, an den Sonntagen, 4. und 11. Juni, um 10.30 Uhr und 14.30 Uhr, und an Fronleichnam, 8. Juni, um 14.30 Uhr und 18.30 Uhr. Tickets von 19 bis 55 Euro gibt jeweils eineinhalb Stunden vor Beginn der Vorstellungen an der Abendkasse oder über das Portal
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