Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Trinitatis
Am Sonntag ist „Trinitatis“. Zugegeben, ein kirchlicher Festtag, der kaum bekannt ist. Der an die Popularität von Weihnachten, Ostern oder Pfingsten bei weitem nicht heranreicht. Ein Festtag, der noch dazu in der besten Reisezeit liegt – ist überhaupt jemand im Lande, außer Touristen?
Auch der Inhalt von Trinitatis ist schwerer zu vermitteln als das, was an den anderen Festen gefeiert wird. An Trinitatis, dem Tag der göttlichen Dreifaltigkeit, geht es eher um theologische Fragen, um Inhalte des christlichen Glaubens. Eben um den Gedanken, dass Gott „Drei in Einem“ist. „Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist“, und doch nicht drei Götter, sondern ein einziger. Die Gelehrten zerbrechen sich seit bald zweitausend Jahren die Köpfe darüber, und für uns an der Basis ist vieles davon nur schwer nachvollziehbar.
Aber ein Aspekt der Idee von der Trinität ist mir seit einiger Zeit immer wichtiger geworden. Wenn Gott „Drei in Einem“ist, dann bedeutet das, dass Gott nicht allein sein will. Natürlich sucht er die Gemeinschaft mit seinen Geschöpfen. Aber auch in sich selbst trägt er das Verlangen nach Zusammensein. Dieses Bedürfnis ist ein Wesensmerkmal Gottes.
„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“, sagt der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber. Erst die Möglichkeit zur Begegnung, erst die Gemeinschaft und das Zusammensein machen das Leben lebenswert. Es ist ein Auftrag, der im Wesen Gottes begründet liegt, sich für das Miteinander und die Gemeinschaft einzusetzen.
Egal, ob wir in der Kirche unterwegs sind oder in der Politik, im Verein oder im Sozialraum, in der Publizistik oder der Bildung, in Wirtschaft oder Pf lege: Nur gemeinsam werden wir weiterkommen, nur miteinander haben wir Zukunft. Gespräche auf Augenhöhe, Interesse an der Sicht der anderen, Offenheit und Empathie – nur mit ihnen geht es. Die göttliche Dreieinigkeit ist ein Sinnbild dafür.