Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Ehrenamtliche Hände sortieren unermüdlich die Kleiderspenden
DRK-Kleiderladen feiert nachträglich Zehnjähriges – 40 Prozent der Spenden können weiterhin getragen werden
- Begonnen hat alles in einem kleinen Kellerraum des Rotkreuzzentrums. Gut erhaltene gebrauchte Kleidung wurde an eineinhalb Tagen pro Woche an Bedürftige ausgegeben. Doch der Andrang von 150 Personen pro Tag war unter diesen Gegebenheiten einfach nicht mehr möglich. Das war Ende 2009. Im März 2010 konnte dann der neue DRK-Kleiderladen in den großzügigen und verkehrsmäßig zentral gelegenen Räumlichkeiten am König-Wilhelm-Platz eröffnet werden.
Eigentlich wollte man vor drei Jahren das zehnjährige Bestehen feiern. Eigentlich. Aber Corona machte einen Strich durch die Rechnung. Ausfallen lassen wollte man die Feier jedoch nicht, denn das Hauptanliegen für Jörg Kuon war es, den vielen aktuellen und ehrenamtlichen Helfern explizit zu danken. Schließlich könne der Kleiderladen nur durch deren unermüdlichen und engagierten Einsatz getragen werden. „Allen Beteiligten gilt an dieser Stelle meine höchste Anerkennung und mein größter Respekt“, würdigte der Kreisgeschäftsführer diese unverzichtbare Arbeit. „Die staatlichen Leistungen sind die Steine, mit denen ein Haus gebaut wird. Das bürgerliche Engagement hingegen ist der Mörtel, der alles zusammenhält“, würdigte Ignaz Wetzel, Sozialdezernent des Bodenseekreises, diesen vorbildlichen sozialen Einsatz.
Andrea Sinclair informierte die zahlreichen Festgäste über die Arbeit und die Hintergründe der Altkleiderverwertung. So hat das DRK über 70 Kleidercontainer im Bodenseekreis aufgestellt, die wöchentlich von einem Logistikteam geleert werden. Anschließend wird die eingesammelte Kleidung in den Rotkreuzzentren in Friedrichshafen und Überlingen sortiert. Auch hierfür sind ehrenamtliche Hände im unermüdlichen Einsatz. „Alles, was kaputt oder verschmutzt ist oder schlecht riecht, wird aussortiert“, erklärt die Bereichsverantwortliche für den Altkleiderdienst.
Demnach können etwa 40 Prozent der Kleidung weiterhin getragen werden, während 60 Prozent durch Recyclingunternehmen weiterverarbeitet werden und dadurch weiter im Kreislauf bleiben. Im Hintergrund findet also das Sortieren der gesammelten Sachen statt. „Das ist eine harte, schmutzige, sehr staubige Arbeit – und doch Grundvoraussetzung, dass die Kleiderläden in Friedrichshafen und Überlingen gefüllt werden können“, sagt Andrea Sinclair. Auch wenn viel neuwertige und hochwertige Kleidung abgegeben werde, so gebe es doch auch Schattenseiten.
Darüber erzählen drei „Kellerasseln“, wie sie sich scherzhaft selbst nennen. Helga Haller, Christina Reu und Katharina Werner sortieren seit vielen Jahren, „alles was wir in die Hände bekommen“. Sie berichten über „viel Kruscht, der manchmal gefunden wird“. Also über einzelne Schuhe oder welche ohne Sohlen, über einen Rucksack, gefüllt mit vollen Bierflaschen und Landjägern, über Salatöl, Ladekabel oder Socken die in ein Nutellaglas gestopft wurden. Darüber müssen sie dann oft herzhaft lachen. Überhaupt sind sie mit viel Spaß bei der Arbeit. „Es ist eine sinnvolle Tätigkeit, die einfach Freude bringt, irgendwer muss es ja machen, und wir sind ein supertolles Team“, fassen sie ihre Motivation zusammen.
Einblicke gab es auch indie Arbeit im Kleiderladen, fotografisch ansprechend dokumentiert vom Fotoclub Uhldingen. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben auch immer ein offenes Ohr für ihre Kunden“, sagt Renate Willburger. „Manche Kunden kommen täglich, einfach um einen sozialen Kontakt zu haben und mit jemandem reden zu können“, weiß die hauptamtliche Ladenleiterin. „Unsere Arbeit ist so vielschichtig, und durch die vielen Flüchtlinge ist sie wichtiger, denn je.“
Heute darf der DRK Kleiderladen auf 13 Jahre zurückblicken, in denen er sich nicht nur etabliert, sondern auch ständig weiterentwickelt hat. Dass er mittlerweile eine unverzichtbare Stütze zur Sicherung der Versorgung von bedürftigen Menschen geworden ist, darin waren sich alle Gäste einig. A
ber auch darin, dass man der Nachhaltigkeit, der Ressourcenschonung, Verminderung von Umweltverschmutzung und CO2Emission verpf lichtet sei. Immer mehr Menschen, vor allem jüngere, tragen bewusst Second-HandKleidung.
Daher hat man im Kleiderladen das System der „regulären Preise“für alle Kunden und der „ermäßigten Preise“für Bedürftige mit Berechtigungsschein eingeführt, und in diesem Zuge auch den Namen in „DRK Kleiderladen-Weitertragen“geändert.