Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Entsetzen nach Tod vieler Menschen in Gaza-Stadt
Schüsse auf Zivilisten bei der Ankunft von Lebensmitteln – Internationale Kritik am Vorgehen Israels
(AFP) - Der Tod von nach Hamas-Angaben mehr als hundert Menschen in der Stadt Gaza bei chaotischen Szenen bei der Ankunft von Lebensmittelhilfen hat international für Entsetzen und scharfe Kritik gesorgt. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron äußerte in der Nacht auf Freitag im Kurzbotschaftendienst X „große Empörung über die Bilder aus Gaza, wo Zivilisten von israelischen Soldaten ins Visier genommen wurden“. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell zeigte sich „entsetzt“über das „Blutbad“, während die USA Aufklärung forderten. „Ich verurteile diese Schüsse scharf und verlange Wahrheit, Gerechtigkeit und Respekt für das Völkerrecht“, erklärte Macron. „Die Situation in Gaza ist dramatisch. Alle Zivilbevölkerungen müssen geschützt werden.“
„Ich bin entsetzt über die Nachrichten über ein weiteres Blutbad unter Zivilisten in Gaza, die verzweifelt humanitäre Hilfe brauchen“, schrieb der EU-Außenbeauftragte Borrell auf X, früher Twitter.
UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte „Akte der Gewalt“. „Wir wissen nicht genau, was geschehen ist“, sagte sein Sprecher Stéphane Dujarric in New York. „Aber ob diese Menschen nun durch israelische Schüsse getötet wurden, ob sie von der Menge erdrückt oder von
Lastwagen umgefahren wurden, es handelt sich um Akte der Gewalt, die in gewisser Weise mit diesem Konf likt in Verbindung stehen.“Guterres selbst forderte eine „unabhängige Untersuchung“der Ereignisse. Auch die USA pochten auf „Antworten“. „Wir benötigen dringend zusätzliche Informationen darüber, was genau geschehen ist“, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, in Washington. US-Präsident Joe Biden äußerte derweil die Befürchtung, dass der tödliche Vorfall die Verhandlungen über eine erneute Feuerpause im Gazastreifen erschweren werde.
Nach Angaben der israelischen Armee war es am Donnerstag in der Stadt Gaza zu einem „Gedränge“gekommen, als Tausende Menschen sich um einen Konvoi von 38 Hilfstransportern versammelten. Dabei habe es Dutzende Tote und Verletzte gegeben, von denen einige von Lastwagen überfahren worden seien.
Ein Vertreter der israelischen Armee räumte eine „begrenzte“Zahl von Schüssen durch israelische Soldaten ein, die sich „bedroht“gefühlt hätten. Das von der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium des Gazastreifens sprach von einem „Massaker“, bei dem 112 Menschen getötet und 760 weitere Menschen verletzt worden seien.