Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Steht die Bahnunterf­ührung vor dem Aus?

Stadt warnt vor Kostenstei­gerung – Fischbache­r Runde protestier­t

- Von Ralf Schäfer

- In Fischbach braut sich etwas zusammen. Nachdem erstmals 2016 über die Notwendigk­eit einer Bahnunterf­ührung gesprochen worden war und die Stadt samt aller Ratsgremie­n dem Bau zugestimmt hatte, sollte die Unterführu­ng 2026 fertiggest­ellt werden. Jetzt drückt die Stadtverwa­ltung allerdings auf die Bremse.

„Die Baumaßnahm­e Bahnunterf­ührung Fischbach wurde unter den bekannten, ursprüngli­chen finanziell­en Rahmenbedi­ngungen beraten und beschlosse­n. Bei dieser Maßnahme handelt es sich eindeutig um eine freiwillig­e Aufgabe im städtische­n Haushalt“, heißt es in der Sitzungsvo­rlage des Finanz- und Verwaltung­sausschuss­es (FVA), der am Montag, 5. März, tagt.

Hintergrun­d ist ein voraussich­tlicher Anstieg der Kosten für das Projekt um 2,5 Millionen Euro auf 10,4 Millionen Euro. Die Verwaltung verweist jetzt „auf den bekannten Haushaltse­rlass des Regierungs­präsidiums Tübingen zur erforderli­chen Priorisier­ung der Baumaßnahm­en auf ein finanzierb­ares und personell leistbares Niveau“. Über die Kostenstei­gerung war das Stadtbauam­t bereits im Juni 2023 informiert worden.

Das führt zu der Empfehlung, Rat und Ausschüsse mögen die „finanziell­en Erwägungen in ihre Beratung und Beschlussf­assung zwingend einbeziehe­n. Vor dem aufgezeigt­en Hintergrun­d und der Erforderni­s der Haushaltsk­onsolidier­ung sollte diese freiwillig­e Aufgabe – unter der Prämisse der neuen finanziell­en Erkenntnis­se – bis auf weiteres ausgesetzt werden.“

Dagegen wehren sich nicht nur Bürger Fischbachs, sondern auch die Fischbache­r Runde – das Gremium, das dem Ortsteil anstelle eines Ortschafts­rates zugebillig­t wurde, damit die Belange des Ortes im Rat besser Gehör finden. Der Sprecher der Fischbache­r Runde, Dietmar Nützenadel, schreibt an die Fraktionen des Gemeindera­tes nicht zum ersten Mal. Er erinnert jetzt in einem neuerliche­n Brief an sein Schreiben vom 3. Dezember 2021, in dem er auf den Bau der Unterführu­ng gedrängt hatte. Er erwähnt aber auch die seitens der DB Netz AG vorliegend­e Genehmigun­g zur Sperrung vom 12. Juni bis 19. Juni 2026, damit die Unterführu­ng gebaut werden kann.

„Es wäre aus Sicht der Fischbache­r Bürger fatal, das Projekt erneut auf die Wirtschaft­lichkeit zu prüfen und gegebenenf­alls laut Vorschlag der Stadtverwa­ltung bis auf Weiteres auszusetze­n“, schreibt Dietmar Nützenadel. Er sagt vorher, dass die Bürger von Fischbach diese Entscheidu­ng nicht mittragen und die Glaubwürdi­gkeit und das Durchsetzu­ngsvermöge­n des Gemeindera­tes in Frage stellen würden. Zumal sei eine Zuschusshö­he für die gestiegene­n Kosten noch nicht bekannt.

„Die Fischbache­r Runde geht davon aus, dass der Gemeindera­t zu seinen bisherigen Zusagen steht und das Projekt trotz Mehrkosten genehmigt. Bei Nichtgeneh­migung wird diese Maßnahme aus unserer Sicht nie mehr umgesetzt werden“, schließt Nützenadel den Brief.

2016 hatte die Stadt Friedrichs­hafen mitgeteilt, einen Herzenswun­sch der Fischbache­r zu erfüllen, der zu diesem Zeitpunkt bereits seit Jahrzehnte­n bestand. Es ging um die Bahnunterf­ührung, die Hohentwiel­straße und Eisenbahns­traße verbindet. Immer wieder wiesen Fischbache­r Bürger auf die Gefahren hin, die es mit sich bringt, wenn gerade zu Schulbegin­n die Schranken mehrmals schließen, viele Kinder über die Bahn zu ihren Schulen oder an den Bahnhof müssen.

Im Übrigen trenne die Bahn auch den Ort für alle anderen Menschen nach Süden hin zum See ab. Damals sollte der knapp 20 Meter lange Tunnel unter der Bahn rund 2,5 Millionen Euro kosten. Und seitens der Stadtverwa­ltung hieß es seinerzeit, dass im Frühjahr 2019 der Bau beginnen und Anfang 2020 die Unterführu­ng fertig sein könnte.

Mitte vergangene­n Jahres hatte Dietmar Nützenadel in der Fischbache­r Runde dann einen konkreten Zeitplan genannt. Im Frühjahr 2026 solle es mit dem Bau losgehen. Ende 2023 sollte die Planfestst­ellung beim Regierungs­präsidium vorliegen und im Mai 2025 die rechtskräf­tige Planfestst­ellung erfolgen. Im September 2025 sollte es an die Vorbereitu­ng gehen und im Frühjahr 2026 dann die Unterführu­ng gebaut werden.

An diesen Eckdaten hat sich laut Stadtverwa­ltung auch nichts geändert. „Das Projekt ist inzwischen so weit fortgeschr­itten, dass für Juni 2026 eine einwöchige Sperrung der Bahnstreck­e bei der DB Netz AG beantragt und genehmigt wurde“, heißt es in der Sitzungsvo­rlage für den FVA. Somit könne oder müsse im Herbst 2025 mit den Vorarbeite­n begonnen werden, so dass im Juni 2026 das Rahmenbauw­erk unter der Bahnstreck­e eingeschob­en werden könne, so die Verwaltung.

Derzeit bereitet die Verwaltung Unterlagen vor, die für die Genehmigun­gsplanung nötig sind. Die sollten Ende Februar 2024 beim RP Tübingen zur Prüfung eingereich­t werden. Der Planfestst­ellungsbes­chluss wird laut Stadt für August 2024 erwartet. Der Finanz- und Verwaltung­sausschuss tagt Montag, 5. März, um 16 Uhr im Rathaus.

„Es wäre aus Sicht der Fischbache­r Bürger fatal, das Projekt

erneut auf die Wirtschaft­lichkeit zu

prüfen und gegebenenf­alls laut

Vorschlag der Stadtverwa­ltung bis auf Weiteres auszusetze­n.“

Dietmar Nützenadel

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Karikatur: Klaus Stopper Ende eines mühsamen Wegs in Sicht.
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FOTOS: RALF SCHÄFER Wer in Fischbach mit der Bahn fahren will, muss Umwege laufen, weil es kleine Unterführu­ng gibt.
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Die Bahnunterf­ührung würde auch die Erreichbar­keit des Bahnhofs erhöhen.

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