Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Islanders schmeißen die Saison weg
Lindauer verlieren irres Eishockeyspiel in Höchstadt und verpassen die Qualifikation für die Play-offs
- Die EV Lindau Islanders haben seit Donnerstagabend 23.33 Uhr Sommerpause. Nach einer hochdramatischen Partie zog der Höchstadter EC ins Play-offAchtelfinale gegen den NordMeister Hannover Scorpions ein. Die Lindauer führten im Schlussdrittel bereits mit 6:3, wurden dann aber zu passiv, kassierten spät den Ausgleich und in der 87. Spielminute den entscheidenden Gegentreffer. Das erste Pre-Playoff-Spiel am Dienstagabend hatten die Islanders zu Hause mit 3:4 gegen Höchstadt verloren.
Was hätte diese Partie für Geschichten schreiben können. Es hätte die Geschichte von Adriano Carciola werden können, der ein überraschendes Comeback feierte und Lindau früh in Führung brachte. Es hätte die Geschichte von einem klaren und verdienten Sieg der Islanders werden können. Es hätte die Geschichte von unnötigen Strafen und hitzigen Zweikämpfen sein können.
Doch stattdessen wurde es ein Spiel, das als eines der längsten in die Geschichte der beiden Vereine eingehen wird. Nach 6:46 Minuten in der zweiten Verlängerung wehrte Lindaus Goalie Tommi Steffen einen Schuss ab, Patrik Rypar setzte aber nach und der Puck f log über Steffen hinweg und trudelte über die Linie. Es war das bittere Ende eines Spiels, das die Islanders eigentlich nicht hätten verlieren dürfen.
Durch Carciola und Walker Sommer gingen sie mit 2:0 in Führung, den Doppelschlag der Höchstadter konterte Zackary Bross, ehe es in der zweiten Hälfte des zweiten Drittels richtig wild wurde. Fünf Tore fielen in knapp fünf Minuten. Am Ende des Drittels führte Lindau mit 5:3 – in der 45. Minute erzielte Zachary Kaiser das 6:3.
Die Islanders hatten alles im Griff, gaben durch eine zu passive Spielweise aber alles wieder aus der Hand. 57 Sekunden vor Schluss schaffte Anton Seewald tatsächlich noch den Ausgleich. In der ersten Verlängerung hatte der EVL in Überzahl die Chance, das Spiel doch noch zu seinen Gunsten zu beenden. Doch HECGoalie Nico Zimmermann hielt stark. Dann trudelte der Puck über die Linie und hinterließ konsternierte
und enttäuschte Lindauer.
Höchstadt bleibt aber nicht viel Zeit zur Regeneration. Immerhin: Bei einer Niederlage am Donnerstag wäre es noch heftiger geworden, dann hätte es am Freitagabend das entscheidende dritte Spiel in Lindau gegeben. So geht es für Höchstadt in einem harten Spielplan des Deutschen Eishockey-Bundes – zuletzt gab es in der Oberliga Süd schon einige Spiele unter der Woche – bereits am Sonntag zu den ausgeruhten Hannover Scorpions. „Das ist alles nicht wirklich durchdacht“, monierte EVL-Trainer John Sicinski die unterschiedlichen Pläne im Norden und im Süden.
Die Lindauer verfügten aufgrund mehrerer Verletzungen zum Saisonende nur noch über einen eher kleinen Kader. Wie sie bei elf Begegnungen im Februar mit der Situation umgegangen sind, war aller Ehren wert. Zum
Ende der Hauptrunde war auch die Unterstützung der Ravensburg Towerstars hilfreich. Lukas Bender, Ralf Rollinger und Tim Gorgenländer mischten per Förderlizenz in einigen Spielen der Islanders mit. Im Gedächtnis wird vom Endspurt immer der 7:6-Derbysieg gegen den ECDC Memmingen bleiben, als Lindau in der heimischen BPM-Arena nach dem zweiten Drittel mit 1:5 hinten lag und im Anschluss eine grandiose Aufholjagd schaffte. Für die direkte Play-off-Qualifikation reichte es allerdings nicht mehr. Und auch über den Umweg Pre-Play-offs verpassten die Islanders den Einzug in die Play-offs.
Trotz der dünnen Kaderdecke hätten sich die Lindauer über weitere Partien sehr gefreut. „Wir Islanders hätten sehr gern diese vielen Play-off-Spiele gehabt, das wäre eher Lust als Last gewesen – stattdessen stehen wir wieder mit leeren Händen da“, haderte EVLPräsident
Marc Hindelang, zugleich Vizepräsident des Deutschen Eishockey-Bundes. „Wieder“, weil die Lindauer schon in den beiden Vorsaisons in den PrePlay-offs ausschieden. 2023 war nach einem Sieg und zwei Niederlagen gegen den EV Füssen Schluss, 2022 verloren die Islanders beide Spiele gegen den EC Peiting. Letztmals in den Play-offs war Lindau 2019 vertreten, als die Inselstädter nach einem 3:2-Auswärtssieg nach Verlängerung gegen die Tilburg Trappers drei Niederlagen kassierten (2:5, 1:6, 2:3 n.V.) und damit insgesamt den Kürzeren zogen.
Sicherlich streben die Lindauer nach mehr, wollen endlich auch mal wieder ins Play-off-Achtelfinale einziehen. Grundsätzlich haben die Islanders aber ihr vorgegebenes Ziel für die Saison 2024/2025 erreicht, da dies PrePlay-off-Qualifikation mit Heimrecht lautete.