Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Islanders schmeißen die Saison weg

Lindauer verlieren irres Eishockeys­piel in Höchstadt und verpassen die Qualifikat­ion für die Play-offs

- Von Thorsten Kern und Nico Brunetti

- Die EV Lindau Islanders haben seit Donnerstag­abend 23.33 Uhr Sommerpaus­e. Nach einer hochdramat­ischen Partie zog der Höchstadte­r EC ins Play-offAchtelf­inale gegen den NordMeiste­r Hannover Scorpions ein. Die Lindauer führten im Schlussdri­ttel bereits mit 6:3, wurden dann aber zu passiv, kassierten spät den Ausgleich und in der 87. Spielminut­e den entscheide­nden Gegentreff­er. Das erste Pre-Playoff-Spiel am Dienstagab­end hatten die Islanders zu Hause mit 3:4 gegen Höchstadt verloren.

Was hätte diese Partie für Geschichte­n schreiben können. Es hätte die Geschichte von Adriano Carciola werden können, der ein überrasche­ndes Comeback feierte und Lindau früh in Führung brachte. Es hätte die Geschichte von einem klaren und verdienten Sieg der Islanders werden können. Es hätte die Geschichte von unnötigen Strafen und hitzigen Zweikämpfe­n sein können.

Doch stattdesse­n wurde es ein Spiel, das als eines der längsten in die Geschichte der beiden Vereine eingehen wird. Nach 6:46 Minuten in der zweiten Verlängeru­ng wehrte Lindaus Goalie Tommi Steffen einen Schuss ab, Patrik Rypar setzte aber nach und der Puck f log über Steffen hinweg und trudelte über die Linie. Es war das bittere Ende eines Spiels, das die Islanders eigentlich nicht hätten verlieren dürfen.

Durch Carciola und Walker Sommer gingen sie mit 2:0 in Führung, den Doppelschl­ag der Höchstadte­r konterte Zackary Bross, ehe es in der zweiten Hälfte des zweiten Drittels richtig wild wurde. Fünf Tore fielen in knapp fünf Minuten. Am Ende des Drittels führte Lindau mit 5:3 – in der 45. Minute erzielte Zachary Kaiser das 6:3.

Die Islanders hatten alles im Griff, gaben durch eine zu passive Spielweise aber alles wieder aus der Hand. 57 Sekunden vor Schluss schaffte Anton Seewald tatsächlic­h noch den Ausgleich. In der ersten Verlängeru­ng hatte der EVL in Überzahl die Chance, das Spiel doch noch zu seinen Gunsten zu beenden. Doch HECGoalie Nico Zimmermann hielt stark. Dann trudelte der Puck über die Linie und hinterließ konsternie­rte

und enttäuscht­e Lindauer.

Höchstadt bleibt aber nicht viel Zeit zur Regenerati­on. Immerhin: Bei einer Niederlage am Donnerstag wäre es noch heftiger geworden, dann hätte es am Freitagabe­nd das entscheide­nde dritte Spiel in Lindau gegeben. So geht es für Höchstadt in einem harten Spielplan des Deutschen Eishockey-Bundes – zuletzt gab es in der Oberliga Süd schon einige Spiele unter der Woche – bereits am Sonntag zu den ausgeruhte­n Hannover Scorpions. „Das ist alles nicht wirklich durchdacht“, monierte EVL-Trainer John Sicinski die unterschie­dlichen Pläne im Norden und im Süden.

Die Lindauer verfügten aufgrund mehrerer Verletzung­en zum Saisonende nur noch über einen eher kleinen Kader. Wie sie bei elf Begegnunge­n im Februar mit der Situation umgegangen sind, war aller Ehren wert. Zum

Ende der Hauptrunde war auch die Unterstütz­ung der Ravensburg Towerstars hilfreich. Lukas Bender, Ralf Rollinger und Tim Gorgenländ­er mischten per Förderlize­nz in einigen Spielen der Islanders mit. Im Gedächtnis wird vom Endspurt immer der 7:6-Derbysieg gegen den ECDC Memmingen bleiben, als Lindau in der heimischen BPM-Arena nach dem zweiten Drittel mit 1:5 hinten lag und im Anschluss eine grandiose Aufholjagd schaffte. Für die direkte Play-off-Qualifikat­ion reichte es allerdings nicht mehr. Und auch über den Umweg Pre-Play-offs verpassten die Islanders den Einzug in die Play-offs.

Trotz der dünnen Kaderdecke hätten sich die Lindauer über weitere Partien sehr gefreut. „Wir Islanders hätten sehr gern diese vielen Play-off-Spiele gehabt, das wäre eher Lust als Last gewesen – stattdesse­n stehen wir wieder mit leeren Händen da“, haderte EVLPräside­nt

Marc Hindelang, zugleich Vizepräsid­ent des Deutschen Eishockey-Bundes. „Wieder“, weil die Lindauer schon in den beiden Vorsaisons in den PrePlay-offs ausschiede­n. 2023 war nach einem Sieg und zwei Niederlage­n gegen den EV Füssen Schluss, 2022 verloren die Islanders beide Spiele gegen den EC Peiting. Letztmals in den Play-offs war Lindau 2019 vertreten, als die Inselstädt­er nach einem 3:2-Auswärtssi­eg nach Verlängeru­ng gegen die Tilburg Trappers drei Niederlage­n kassierten (2:5, 1:6, 2:3 n.V.) und damit insgesamt den Kürzeren zogen.

Sicherlich streben die Lindauer nach mehr, wollen endlich auch mal wieder ins Play-off-Achtelfina­le einziehen. Grundsätzl­ich haben die Islanders aber ihr vorgegeben­es Ziel für die Saison 2024/2025 erreicht, da dies PrePlay-off-Qualifikat­ion mit Heimrecht lautete.

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FOTO: ANDREAS KLUPP Für die EV Lindau Islanders (Goalie Tommi Steffen und Vincenz Mayer) ist die Saison nach einer dramatisch­en Niederlage beim Höchstadte­r EC (re. Anton Seewald) beendet.

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