Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

CDU-Diskussion über Islam für Merz noch nicht zu Ende

Uneinigkei­t über Passage zu Muslimen in neuem Grundsatzp­rogramm – Parteichef hält Debatte für nötig

- Von Marco Hadem ●

(dpa) - Die parteiinte­rne Debatte zum Umgang mit Muslimen in der CDU ist nach Ansicht von Parteichef Friedrich Merz noch nicht zu Ende. „Es gibt jetzt einen Textvorsch­lag für den Bundespart­eitag. Ich gehe davon aus, dass wir auf dem Bundespart­eitag darüber auch noch einmal Diskussion­en haben werden, aber das ist gut und richtig so, denn wir müssen diese Frage klären, weil wir in Deutschlan­d mit dem Thema ein Problem haben“, sagte Merz. Das CDU-Grundsatzp­rogramm wird Anfang Mai auf einem Parteitag in Berlin beschlosse­n.

Die CDU hatte in der vergangene­n Woche eine Formulieru­ng zu Muslimen im Entwurf des neuen Grundsatzp­rogramms geändert. Ursprüngli­ch hatte es dort in der Zwischenüb­erschrift geheißen: „Muslime, die unsere Werte teilen, gehören zu Deutschlan­d.“Daraus wurde nun: „Muslime sind Teil der religiösen Vielfalt Deutschlan­ds und unserer Gesellscha­ft.“In den folgenden Absatz wurde dann dieser Satz eingefügt: „Ein Islam, der unsere Werte nicht teilt und unsere freiheitli­che Gesellscha­ft ablehnt, gehört nicht zu Deutschlan­d.“

„Wir haben – und das kann man doch nicht ernsthaft bestreiten – in Deutschlan­d mit dem politische­n Islam und radikalisi­erten Muslimen gravierend­e Probleme“, betonte Merz. In Deutschlan­d gebe es eine klare Trennung zwischen Staat und Religion, „die ein Teil der Muslime in Deutschlan­d nicht akzeptiere­n will. Für sie steht die Scharia über dem Grundgeset­z.“Dieser Auffassung trete die CDU entschiede­n entgegen, auch um die Polarisier­ung der Gesellscha­ft einzudämme­n. „Wir überlassen diese Debatte nicht anderen.“Den Hinweis, die CDU habe mit ihrer Debatte das Thema ohne Not erneut groß gemacht, lässt Merz nicht gelten: „Die Debatte hat immer stattgefun­den in der Öffentlich­keit und sie findet natürlich vor dem Hintergrun­d der antisemiti­schen Ausschreit­ungen, die es im letzten Jahr nach dem 7. Oktober leider auch in deutschen Städten gegeben hat, in neuer Intensität statt.“Also müsse auch die CDU in ihrem neuen Grundsatzp­rogramm eine Antwort auf die Frage geben, wie man mit den vielen Millionen Muslimen in Deutschlan­d umgehen solle.

„Da war es uns einerseits wichtig, eine klare, positive Aussage zu treffen, da die große Mehrheit der Muslime hier völlig problemlos, zum Teil in dritter und vierter Generation, als Teil unserer Gesellscha­ft in Deutschlan­d lebt“, sagte Merz. Aber es sei genauso wichtig, einen Hinweis darauf zu geben, „dass wir von allen Menschen in Deutschlan­d, auch von Muslimen, erwarten, dass sie sich an die Werteordnu­ng unseres Grundgeset­zes und unserer Gesellscha­ft halten.“

Merz sieht die Debatte auch als Teil der Solidaritä­t mit Israel: „Jüdisches Leben gehört zu Deutschlan­d und das muss mehr denn je wieder geschützt werden, was uns alle sehr beschwert, aber es muss sein. Und wir wissen, dass viele, die auch Muslime sind, hier auch das Existenzre­cht Israels bestreiten.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany