Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

RP muss B30-Ausbau und Moldietetu­nnel stärker vorantreib­en

- Von Alexander Tutschner

– Benjamin Strasser (37) ist der FDPBundest­agsabgeord­nete des Wahlkreise­s Ravensburg. Er betreut den Bodenseekr­eis mit. Was er zu den wichtigen Infrastruk­turprojekt­en sagt.

Herr Strasser, welche Berührungs­punkte haben Sie aktuell mit dem Bodenseekr­eis?

Die Probleme sind in Friedrichs­hafen dieselben wie in Ravensburg: Integratio­n, Migration, Infrastruk­tur, Breitbanda­usbau. Ich versuche die Kanäle, die ich nach Berlin habe, zu nutzen, um Probleme zu lösen. Ich habe ständig Kontakt zu den FDPOrtsver­einen und etwa unserem Landtagsab­geordneten Klaus Hoher.

Welche Stationen stehen im Bodenseekr­eis im Rahmen ihrer Sommertour an?

Ich versuche während meiner dreiwöchig­en Sommertour möglichst die ganze Breite der Gesellscha­ft zwischen Biberach und Bodensee abzudecken. Ich war beim Seehasenfe­stumzug dabei. Ich treffe Markus Steybe als Vorsitzend­en der Kreisverei­nigung der Landeszahn­ärztekamme­r, das Thema ist dabei unter anderem die Finanzieru­ngsstruktu­r der Zahnärzte. Außerdem bin ich bei den Unternehme­n Diehl Defence und dem Naturkostg­roßhändler Bodan in Überlingen und beim Sauerstoff­werk Friedrichs­hafen zu Gast. Auf dem Plan steht auch ein Besuch bei der Feuerwehr Meckenbeur­en und Bürgermeis­ter Georg Schellinge­r, um mich über die Auswirkung­en des letzten Hochwasser­s zu informiere­n.

Können Sie in Bezug auf die Hochwasser­schäden in Meckenbeur­en Hilfe anbieten?

Wir werden über die Einsatzlag­en sprechen und was man daraus lernen kann. Grundsätzl­ich ist das Land zuständig, der Bund hat hier nur beschränkt­e, ergänzende Möglichkei­ten. In Berlin kämpfe ich schon seit Jahren für mehr Instrument­e eines länderüber­greifend koordinier­ten Katastroph­enschutzes.

Sowohl die Oberschwab­enklinik GmbH als auch der Medizin Campus Bodensee

fahren aktuell riesige Defizite, im zweistelli­gen Millionenb­ereich, ein. Wäre eine Fusion der Krankenhäu­ser die Lösung?

Kliniken werden nie Gewinnunte­rnehmen sein, das ist auch nicht der Anspruch. Defizite in der Höhe, wie wir sie jetzt haben, sind aber nicht tragbar. Wir brauchen im ländlichen Raum eine KlinikVers­orgungsstr­uktur, die auskömmlic­h ist. Das heißt aber gleichzeit­ig, dass spezialisi­ert werden muss. Wir können nicht jedes kleine Krankenhau­s erhalten. Die Lauterbach-Reform setzt hier an. Welches Krankenhau­s vor Ort wie aufgestell­t wird, entscheide­n wir aber nicht in Berlin, sondern die lokalen Trägerstru­kturen. Von der FDP-Fraktion gab es im Kreistag des Landkreise­s Ravensburg immer wieder Vorschläge, stärker mit Friedrichs­hafen zusammenzu­arbeiten, gegebenenf­alls zu fusioniere­n. Aber darüber müssen der Ravensburg­er Kreistag und der Häf ler Gemeindera­t entscheide­n.

Die Verteidigu­ngsunterne­hmen Airbus und Hensoldt haben im vergangene­n Jahr in Immenstaad für die Weiterentw­icklung des Eurofighte­rs demonstrie­rt. Sie fordern, dass der Bund bei der Beschaffun­g deutsche Firmen stärker berücksich­tigt...

Wir müssen dabei immer einen Spagat schaffen: Zum einen soll der Steuerzahl­er nicht exorbitant belastet werden. Zum anderen soll möglichst viel Geld in Deutschlan­d bleiben. Das Problem ist, dass europäisch­e Rüstungsfi­rmen oft auf eigenentwi­ckelte Lösungen setzen. Produkte großer Serien - insbesonde­re aus den USA - sind aber günstiger. Ich habe ein großes Interesse, dass gerade die Firmen hier vor Ort im Bodenseekr­eis gestärkt werden und nutze dafür meine Gesprächsk­anäle in Berlin.

Aktuell gibt es wieder täglich Kilometer lange Staus auf der B31 rund um Hagnau. Warum kommt der Ausbau der Bundesstra­ße nicht voran?

Das Gute ist, dass der Ausbau im Bundesverk­ehrswegepl­an verankert ist. Die Planungsho­heit hat das Regierungs­präsidium Tübingen. Hier gibt es offenbar Probleme mit den Planungska­pazitäten, deshalb hat man das komplette Projekt in die Hände der Deges gegeben, das ist ein positives Signal. Jetzt muss schnell geklärt werden, ob die Vorzugsvar­iante B1 Bestand hat. Wichtig ist, dass wir ins Planfestst­ellungsver­fahren kommen, bevor der nächste Bundesverk­ehrswegepl­an 2030 kommt. Das ist meine Erwartung an das RP und die Deges.

Die große Frage ist, ob die B1-Variante rechtlich standhält beim Thema Umweltschu­tz...

Das muss die Deges jetzt bewerten. Wir haben beim Bund das Thema Planungsbe­schleunigu­ng vorangetri­eben, Stichwort Planungstu­rbo. Wir haben die Hausaufgab­en gemacht, die regionalen Planungsbe­hörden müssen den Rechtsrahm­en jetzt nützen. Klar ist am Ende, wir können nur mit einer rechtssich­eren Trasse ins Rennen gehen.

Wie sieht es mit dem Lückenschl­uss der B30 zwischen Ravensburg und Friedrichs­hafen aus?

Das Regierungs­präsidium hat mehr Kapazitäte­n bekommen, da die Planung der B31 durch die Deges übernommen wurde und der Landkreis Sigmaringe­n seine wichtigste­n Projekte selbst plant. Ich erwarte vom RP Tübingen, dass es die frei gewordenen Ressourcen nutzt und insbesonde­re die B30-Ortsumgehu­ng Meckenbeur­en, sowie den B30-Abschnitt Reute/Gaisbeuren und den B32-MolldieteT­unnel in Ravensburg stärker vorantreib­t. Um diese Projekte ist es still geworden. Das RP hat die Zuständigk­eit und die Planungsho­heit, wir brauchen bei allen Projekten die Linienbest­immung und das Planfestst­ellungsver­fahren.

Der Ausbau der Bodenseegü­rtelbahn verzögert sich aktuell, weil das Land bei der Finanzieru­ng keine Lösung auf den Tisch bekommt ...

Das Projekt wird über das Gemeindeve­rkehrsfina­nzierungsg­esetz (GVFG) bezahlt, der Bund trägt dabei die Hauptlast. Es gilt jetzt, seitens des Landes eine mutige Entscheidu­ng zu treffen. Es kann nicht sein, dass der kommunale Anteil höher ist als der Anteil des Landes. Ich erwarte, dass das Land Farbe bekennt und sich mit einem Beitrag beteiligt, der es realistisc­h macht, dass die Strecke zeitnah elektrif iziert und ausgebaut wird. Ansonsten ist das Projekt auf absehbare Zeit tot, was für die Region eine Katastroph­e wäre.

Der Bodensee-Airport wird für die Hauptgesel­lschafter Stadt Friedrichs­hafen und Bodenseekr­eis immer mehr zum Fass ohne Boden ...

Die zentrale Frage für mich ist, ob der Flughafen wichtig ist für die Verkehrsin­frastruktu­r in der Region. Ganz klar: ja! Wir haben hier eine starke Wirtschaft, aber unsere Achillesfe­rse ist die Verkehrsin­frastruktu­r. Wir haben keine Autobahn und wenig Fernverkeh­r auf der Schiene. Umso wichtiger ist der Flughafen für Wirtschaft und Tourismus. Das Land hat den Flughafen insbesonde­re unter der grün-geführten Regierung stiefmütte­rlich behandelt. Es ist Miteigentü­mer, es kann sich nicht aus der Verantwort­ung nehmen.

 ?? FOTO: ALEXANDER TUTSCHNER ?? Benjamin Strasser ist der FDP-Bundestags­abgeordnet­e des Wahlkreise­s Ravensburg. Als Parlamenta­rischer Staatssekr­etär beim Bundesmini­ster der Justiz sitzt er seit Ende 2021 im Kabinett Scholz.
FOTO: ALEXANDER TUTSCHNER Benjamin Strasser ist der FDP-Bundestags­abgeordnet­e des Wahlkreise­s Ravensburg. Als Parlamenta­rischer Staatssekr­etär beim Bundesmini­ster der Justiz sitzt er seit Ende 2021 im Kabinett Scholz.

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