Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Atommüll soll in jedem Fall nach Bayern

Umweltmini­sterin kompromiss­los – Stuttgart spricht von bayerische­m Egoismus

- Von Sabine Lennartz

BERLIN - Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks (SPD) besteht auf ihren Plänen, die 26 Castorbehä­lter, die aus Frankreich und Großbritan­nien nach Deutschlan­d zurückkomm­en, auf vier Bundesländ­er aufzuteile­n und bis zu neun Castoren ins Zwischenla­ger AKW Isar bei Landshut zu schicken.

Bayerns Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) hat – anders als die Länder Schleswig-Holstein, Hessen und Baden-Württember­g- , noch keine Zustimmung signalisie­rt. Im Ge- genteil. Er will sich vom Bund nichts vorschreib­en lassen. Das empört Ministerin Hendricks. Schließlic­h habe Bayern über Jahrzehnte hinweg von der Atomenergi­enutzung profitiert, sagt sie. Sylvia Kotting-Uhl, die atompoliti­sche Sprecherin der Grünen-Fraktion im Bundestag, stellt fest: „Bayern hat nach Niedersach­sen am meisten Atommüll produziert.“

Baden-Württember­gs Bundesrats­minister Peter Friedrich (SPD) wies im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“darauf hin, dass auch Baden-Württember­g kräftig Atomstrom produziert habe. „Wir stehen zu unserer Verantwort­ung, die Bayern sollten dies auch tun.“Sowohl beim Netzausbau als auch bei den Castoren gebe es Verpflicht­ungen. „Sich jetzt hinzustell­en und zu sagen, wir möchten den Strom haben, aber nicht die Leitungen, wir möchten den Müll nicht, den wir selbst produziert haben, das ist ein bayerische­r Ego-Trip“, so Friedrich.

Von den rückkehren­den 26 Castorbehä­ltern sollen laut Hendricks Plänen fünf ins baden-württember­gische Philippsbu­rg gehen, sechs bis sieben ins schleswig-holsteinis­che Brokdorf, sechs bis sieben ins hessi- sche Biblis und sieben bis neun an die Isar. Strittig ist, ob Hendricks die Bayern zwingen kann. „Es sind die Energiever­sorger, die jetzt die entscheide­nde Karte haben, in Bayern ist das Eon“, sagt Kotting-Uhl.

Die Grüne rechnet mit gehörigem Druck aus der Bundeshaup­tstadt auf die bayerische Landesregi­erung. „Ich denke, dass sie sich nicht rausziehen können“, sagte die grüne Atomexpert­in. Franzosen und Briten könnten sonst zu Recht sagen, was ist da los in Deutschlan­d, wollen die uns auf Dauer ihren Müll lassen?“

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