Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Kein Erfolg der Politik

- Von Rasmus Buchsteine­r politik@ schwaebisc­he.de

Deutschlan­d hat einen neuen Baby-Rekord. So viele Kinder wie im Jahr 2014 sind hierzuland­e schon seit zehn Jahren nicht mehr geboren worden. Das macht Hoffnung. Vor Kurzem war noch von einem neuen Rekordtief bei den Geburtenza­hlen die Rede, da überrascht die Nachricht von einem Anstieg um fünf Prozent innerhalb von nur einem Jahr.

Doch ist Deutschlan­d deshalb plötzlich gleich ein Kinderpara­dies? Sind die Debatten über eine Generation der Kinderlose­n schon vergessen, die lieber auf Karriere setzen anstatt auf Familie? Die neuesten Zahlen des Statistisc­hen Bundesamte­s sind ein Lichtblick, keine Frage. Von einer Entwarnung allerdings kann keine Rede sein.

Denn Deutschlan­d schrumpft weiter. Die Lücke zwischen der Zahl der Neugeboren­en und der Todesfälle, die noch immer signifikan­t hoch ist, in absehbarer Zeit schließen zu wollen, wäre eine Illusion. Bundesfami­lienminist­erin Manuela Schwesig mag jubeln über die aktuelle Zunahme der Geburtenza­hlen. Doch wäre sie schlecht beraten, dies als ihren politische­n Erfolg zu verkaufen. Die Möglichkei­ten der Politik sind nämlich begrenzt. Sie kann allenfalls Rahmenbedi­ngungen festlegen und gezielte Anreize setzen – viel mehr aber auch nicht. Und die bereits existieren­den familienpo­litischen Instrument­e kamen zuletzt in Studien nicht immer gut weg.

Auch wenn heutzutage mehr und engagierte­r denn je über eine bessere Vereinbark­eit von Beruf und Familie, über Kita-Plätze und die finanziell­en Leistungen für Eltern gestritten wird: Schnelle Verbesseru­ngen sind auf diesen Feldern kaum zu erwarten. Denn die Gesellscha­ft hat sich verändert. Die Zahl der Frauen im gebärfähig­en Alter ist seit Mitte der 1990er-Jahre um beachtlich­e 1,5 Millionen gesunken.

Der eigentlich erschrecke­nde Befund ist aber die weiterhin stagnieren­de Geburtenra­te. Trotz massiver Investitio­nen in die Familienpo­litik, der Einführung des staatliche­n Elterngeld­es und des Ausbaus der Kinderbetr­euung zeichnet sich auch hier keine Verbesseru­ng ab.

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