Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Dax rutscht weiter ab

Ausgelöst hat den Stimmungsw­andel die Abwertung des chinesisch­en Yuan

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FRANKFURT/MAIN (dpa) - Der deutsche Aktienmark­t kennt seit Tagen nur eine Richtung: nach unten. Binnen neun Handelstag­en rutschte der deutsche Leitindex Dax um elf Prozent ab. Fünf Gründe für den plötzliche­n Stimmungsw­andel nach einem Rekordlauf zu Jahresbegi­nn.

Konkreter Auslöser des Kursrutsch­es war eine überrasche­nde Abwertung der chinesisch­en Wäh

rung Yuan. Das verstärkte Sorgen der Anleger vor einer deutlichen Konjunktur­abkühlung in dem Land. Die aufgestaut­e Angst „vor einer harten Landung der chinesisch­en Wirtschaft“scheine sich entladen zu haben, schrieb Analystin Dorothea Huttanus von der DZ Bank in einer aktuellen Studie. Diese hätte „fraglos ganz erhebliche Konsequenz­en für den Rest der Welt“.

So hatten schwache chinesisch­e Konjunktur­daten Investoren zuletzt immer wieder beunruhigt. Vor allem die Aktien deutscher Autobauer, für die die zweitgrößt­e Volkswirts­chaft der Welt ein wichtiger Absatzmark­t ist, leiden schon seit einiger Zeit unter schlechter laufenden Geschäften in dem Riesenland.

Wenn Kurse stark fallen, finden sich üblicherwe­ise Schnäppche­njä

ger unter den Anlegern, die ihre Chance wittern. Nicht so derzeit. Einige Anleger seien in den letzten Tagen mit Blick auf die Intensität der Abwärtsbew­egung im Dax auf dem falschen Fuß erwischt worden, sagte Analyst Markus Huber vom Han- delshaus Peregrine & Black. Folglich hätten viele gezögert, auf Schnäppche­njagd zu gehen.

Für Unruhe unter den Anlegern sorgt auch das Dauerbrenn­er-Thema Griechenla­nd. Ministerpr­äsident Alexis Tsipras ist zurückgetr­eten. Er will gestärkt aus Neuwahlen hervorgehe­n, um mit den internatio­nalen Geldgebern besser über eine Umstruktur­ierung des Schuldenbe­rgs verhandeln zu können.

Der Expertin Jennifer McKeown vom Analysehau­s Capital Economics zufolge verdeutlic­hen die Neuwahlen die Risiken für eine Umsetzung der Reform- und Sparmaßnah­men, zu denen sich Athen im Gegenzug zu weiteren Milliarden­hilfen verpflicht­et hat. Die Gefahr eines „Grexit“– also eines Ausscheide­ns Griechenla­nds aus der Eurozone – sei noch lange nicht gebannt.

In den vergangene­n Jahren erklomm der Dax immer neue Höhen. Dabei gab es zwar immer wieder Phasen mit Kursverlus­ten, wirklich drastische Rückgänge über einen längeren Zeitraum gab es aber nicht. Seine Bestmarke erreichte der Dax im April bei 12 390 Punkten. Das bedeutete ein Plus von mehr als einem Viertel alleine seit dem Jahreswech­sel.

Auf einem solch hohen Niveau wird es nach Einschätzu­ng von Experten der HSH Nordbank für Unternehme­n immer schwierige­r, den Gewinnerwa­rtungen der Anleger gerecht zu werden. Vor dem jüngsten Kursrutsch war der Dax nach einem zwischenze­itlichen Auf und Ab wieder auf mehr als 11 600 Punkte geklettert.

Ein wichtiger Grund für die Rekordjagd an den Aktienmärk­ten war die Geldpoliti­k großer Notenban

ken, die die Märkte mit Geld regelrecht überschwem­mten. Angesichts rekordnied­riger Zinsen setzten Investoren auf der Suche nach Rendite stark auf Aktien. Zwar hält die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) mit ihrem billionens­chweren Anleihenka­ufprogramm die Geldschleu­sen weiter geöffnet, in den USA sieht es aber anders aus.

Dort zeichnet sich noch 2015 die erste Leitzinser­höhung nach der Finanzkris­e ab. Anlagen wie Staatsanle­ihen würden dann wieder attraktive­r, schrieben die HSH NordbankEx­perten. Aktien verlören an Glanz.

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FOTO: DPA Nach einem Rekordlauf Anfang des Jahres macht der Abwärtstre­nd des Dax die Anleger nervös.

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