Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die Bio-Bremse
Die Nachfrage im Bio-Bereich steigt, aber der Öko-Landbau in Deutschland zieht kaum einen Vorteil daraus
(dpa) - Bio boomt. Aber der deutsche Öko-Landbau profitiert nur bedingt von dieser Entwicklung, in dem Bereich gibt es derzeit kaum Wachstum. Die Branche macht das Förder-Wirrwarr der vergangenen Jahre verantwortlich – und übermächtige Konkurrenten.
Von 2013 auf 2014 kamen in Deutschland unterm Strich 127 neue Öko-Betriebe und knapp 2700 Hektar Fläche dazu. Das ist nicht viel. Kurzzeitig hatte es sogar so ausgesehen, als wäre die Bio-Fläche erstmals wieder kleiner geworden – bis ein Fehler in der Statistik für das Jahr 2013 entdeckt wurde, was den Aufwärtstrend rettete.
Den Erwartungen hinkt der ÖkoLandbau dennoch gewaltig hinterher: Ziel der Bundesregierung ist, dass eines Tages ein Fünftel der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland ökologisch bewirtschaftet wird. Heute sind es gerade einmal 6,3 Prozent.
Für Gerald Wehde vom BiolandVerband liegt der Grund dafür auf der Hand. „Unser Hauptproblem ist der Kampf um Fläche“, sagt er. „Dabei sind die Bio-Betriebe die klaren Verlierer.“Unter den Konkurrenten sind ihm vor allem die Bio-Gasanlagen ein Dorn im Auge, die bis zur Re- form des Erneuerbare-Energien-Gesetzes 2014 staatlich stark gefördert wurden. Das hat dazu geführt, dass heute auf 12,5 Prozent der deutschen Agrarfläche Energiepflanzen wie Mais wachsen.
Hohe Pachtpreise für Boden
Kommen in einer Region noch Betriebe mit intensiver Tierhaltung dazu, die viel Platz brauchen, um Futter anzubauen und Gülle auszubringen, treibt das die Pachtpreise schnell auf bis zu 1000 Euro pro Hektar. Der typische Bio-Betrieb kann laut Wehde 350 bis 500 Euro zahlen. Besonders angespannt sei die Lage in Nordrhein-Westfalen, im Allgäu und Bayern.
Der Öko-Landbau stockt aus Wehdes Erfahrung nicht, weil BioBauern aufgeben und doch wieder konventionell arbeiten wollen. Aber während in früheren Jahren die Anbaufläche größer und größer wurde, indem immer neue Betriebe dazukamen und die bestehenden expandierten, schrumpfen die Bio-Höfe seit 2007 tendenziell.
Der Spitzenverband der deutschen Bio-Branche, der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), blickt dennoch vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Die ersten Meldungen aus den Ländern zur Entwicklung der Öko-Flächen im Jahr 2015 machten Hoffnung, dass das Wachstum doch wieder anziehe, sagt Sprecherin Joyce Moewius.
Das hängt aus ihrer Sicht auch damit zusammen, dass Bio-Bauern erst seit 2014 bundesweit von allen Landesregierungen gefördert werden. Damit gebe es endlich mehr Planungssicherheit. „Die Landwirte brauchen das Gefühl, dass man sich auf die Förderung verlassen kann“, sagt Moewius.