Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Opern zeigen, die nicht alltäglich sind “
Intendantin Elisabeth Sobotka spricht über ihre Pläne für die Bregenzer Festspiele
Für Elisabeth Sobotka, 51, ist es ihre erste Saison als Intendantin der Bregenzer Festspiele. Zuvor war die Musik- und Theaterwissenschaftlerin in führenden Positionen an Opernhäusern wie der Lindenoper in Berlin tätig. Von 2009 bis 2014 leitete sie das Opernhaus Graz und arbeitete dort schon mit dem Regisseur Stefan Herheim zusammen, dessen Inszenierung von Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“heuer zu den Höhepunkten der Festspiele zählte.
Wie war Ihre erste Saison in Bregenz?
Es war eine sehr erfüllte und beglückende Zeit. Zehn intensive Wochen, in denen unheimlich viel künstlerisch geglückt ist.
Was ist in Bregenz anders als an einem Opernhaus wie Graz? Plötzlich hängt die Kunst auch vom Wetter ab.
Das schadet der Kunst nicht. Es entsteht etwas Neues. Es geht um unterschiedliche Dinge. Stücke in einem Haus muss man ganz anders denken und ganz anders machen. Draußen soll und muss die Natur mitspielen. Das ist die Besonderheit dieses Ortes. Es stört nicht. Es gibt eine andere Dimension dazu. Natürlich hat man einen Sonnenuntergang lieber. Aber auch schwierige Wetterbedingungen können eine unglaubliche Stimmung entstehen lassen. Alles wirkt auf die Kunst ein.
Anfangs schien es, als ob Sie die „Bregenzer Dramaturgie“– also draußen auf der Seebühne das Populäre, drinnen im Festspielhaus die Rarität – nicht mehr weiterverfolgen würden. Was ist Ihr Konzept für die Hausoper?
Die Oper im Festspielhaus ist für mich das Bearbeitungsfeld von spannenden, interessanten Opernprojekten. Ich möchte mich nicht auf „Neu“ oder „Rarirät“festlegen. Ich möchte dieses tolle Haus nutzen und hier bei den Festspielen Opern präsentieren, die nicht alltäglich sind. Da gehören Raritäten dazu wie im kommenden Jahr „Hamlet“. Aber da gehört auch eine Inszenierung von „Hoffmanns Erzählungen“durch Stefan Herheim dazu. Zumal er ganz klar gesagt hat, dass er seine Inszenierung nur bei Festspielen machen kann. Denn wir haben das Glück, dass wir sehr gute Probenbedingungen bieten können. Die Sängerinnen und Sänger können schon sehr früh in Kostüm und Bühnenbild arbeiten. Diese Bedingungen möchte ich nutzen.
Können Sie etwas über die Oper „Hamlet“sagen?
Die Oper ist unbekannt. Aber mich begleitet sie schon seit der Studienzeit. (Sobotka hat ihre Diplomarbeit über den Komponisten Franco Faccio geschrieben). Damals gab es nur ein Autograf, mittlerweile ist Faccios Oper wieder verlegt und in Amerika aufgeführt worden. Ich bin auf Künstler zugegangen und habe sie gefragt, ob sie sich das vorstellen können, diese Oper hier in Bregenz zu machen. Und ich bin glücklich, dass der Dirigent Paolo Carignani und der Regisseur Olivier Tambosi gesagt haben: „Oh ja, das machen wir!“
In den „fetten Jahren“gab es ein reichhaltiges Beiprogram – Kunst aus der Zeit, Sprechtheater. Davon ist nichts mehr übrig. Besteht Hoffnung, dass das Angebot wieder größer wird?
Wir erarbeiten schon nächstes Jahr zwei zeitgenössische Produktionen auf der Werkstattbühne. Das Schauspiel freilich bleibt eine offene Wunde. Wir sind immer im Gespräch. Aber im Moment scheitert es noch am Geld. Ich würde mir wünschen, dass ich da mal mehr ankündigen kann.