Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die schwarzen Schafe unter den Bierflaschen
Individuelle Flaschen vieler Brauereien sorgen für Ärger bei Zwiefalter Klosterbräu
(lsu) - Man stelle sich folgendes Szenario vor: Ein Mann kauft im Supermarkt ein. Er parkt sein Auto, holt sich einen Einkaufswagen und betritt den Laden, Getränkeabteilung. Er läuft vorbei an den großen Biermarken und wuchtet eine Kiste seines regionalen Lieblingsgerstensafts auf den Wagen.
Pfeifend will er in Richtung Fleischtheke gehen, doch er stutzt: Eine der Flaschen trägt den eingebrannten Aufdruck einer großen Biermarke, eine andere Flasche hat eine Sektflaschenform. Drei weitere sind viel zu klein für die Kiste. Und doch prangt überall das gleiche Etikett. Ein Horrorszenario für jeden Ordnungsfanatiker, Bierliebhaber und Lokalpatrioten.
Natürlich sorgen die meisten Brauereien eigentlich dafür, dass so etwas nicht passiert. Aber das Problem besteht. Besonders die großen Marken füllen ihr „flüssiges Gold“in eigens gefertigte Flaschen ab. Diese entsprechen dann nicht mehr den vorgeschlagenen Normen und sorgen auch bei Zwiefalter Klosterbräu für Händeringen und Kopfschütteln. Braumeister Hans-Peter Schumacher erzählt, dass rund fünf Prozent der angelieferten Flaschen nicht der Norm entsprechen würden. Ein Verlustgeschäft, denn die Flaschen können auf keinen Fall für die Produktion verwendet werden.
Zuerst fahren die Kisten in eine Anlage und werden von einer Maschine gescannt. Anschließend müssen sie noch einmal von Hand inspiziert und sortiert werden. Schuma- cher sagt, dass für diese Arbeit immer mindestens ein Mitarbeiter abgestellt werden muss. „Ein Teil der Flaschen wird an die Hersteller zurückgegeben, der Rest wird recycelt“, beschreibt der Braumeister den weiteren Werdegang der schwarzen Schafe.
„Rein werbetechnische Gründe“
Der Braumeister vermutet, dass hinter den individuellen Flaschen vor allem großer Brauereien die Intention steckt, sich abzusetzen von der Masse. „Das sind rein werbetechnische Gründe“, sagt er. Zudem besteht bei Zwiefalter Klosterbräu noch das Problem, dass nur in braune und weiße Flaschen abgefüllt werde. Grüne Flaschen könne man deswegen gar nicht erst verwenden, auch wenn diese der Norm entsprächen, meint Schumacher. Wie viel der Flaschensalat das Unternehmen pro Jahr koste, kann er nicht sagen. „Da müsste man mal das ganze Jahr beobachten“, sagt er. Auch die Jahreszeit spiele eine Rolle: Im Winter trinken die Menschen weniger Bier als im Sommer. Dementsprechend variiert auch die Zahl der Mitarbeiter, die die Flaschen sortieren müssen. Ein bis drei Angestellte untersuchen täglich die eingegangenen Kästen.
Dabei macht die normale 0,33-Liter-Flasche mehr Arbeit als die 0,5Liter-Flasche, weil viele Hersteller sich gerade bei der kleineren Flasche in Form oder Farbe absetzen wollen, meint Schumacher. Und das kommt dann den anderen Herstellern teuer zu stehen.