Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Auf Schatzsuche in den Bergen
GPS-Geräte und Smartphones weisen Geocachern den Weg durchs Tannheimer Tal
Für Nichteingeweihte geben wir wohl ein komisches Bild ab, wie wir da an der Bergstation auf 1791 Metern akribisch die Umgebung absuchen. Wir scannen jeden Quadratzentimeter der Holzterrasse ab, leuchten mit dem Handy in das Dunkle darunter, tasten das Geländer ab, nehmen den Stützbalken in Augenschein – aber nichts. Nein, keine Sorge. Wir haben weder den Autoschlüssel, noch den Geldbeutel verloren. Wir suchen nur den ersten Cache der 3-Seen-Tour im Tannheimer Tal. Vom Neunerköpfle über die Sulzspitze zum Traualpsee und bis nach Tannheim zurück sind auf 17 Kilometern 70 Caches versteckt. Die meisten von ihnen sind schwarze Röhrchen, die an die Aluminiumgehäuse erinnern, in die dicke Zigarren verpackt werden. Manchmal sind auch größere Behältnisse versteckt, meist in der Form einer Vesperbox.
Tauschgeschäfte
Solch eine Plastikdose finden wir – nachdem wir uns vom GPS-Gerät den Hinweis anzeigen lassen haben – an der Bergstation. „Mensch, da hab ich doch schon geschaut“, denke ich mir, als ich die Box hervorziehe. Aber im ersten Anlauf eben nur oberflächlich. Wir tragen in das kleine Logbuch Datum, Uhrzeit sowie unseren Teamnamen ein und freuen uns, dass Team Panda heute das erste ist. Auf der Tour am Vortag waren uns „X-Tantchen & der Wirt“und andere Teams immer einige Stunden voraus. Neben dem Logbuch finden wir in der Box auch einen Schlüsselanhänger, der mit uns auf Reisen gehen will. Solche Tauschgegenstände – mal sind es Armbändchen oder Kugelschreiber – liegen immer wieder in den Boxen. Im Gegenzug lassen wir eine Sonnenbrillenhülle da.
Geocachen ist eine Art elektronische Schnitzeljagd. Entweder mit GPS-Gerät oder Smartphone und entsprechender App machen sich die Geocacher auf die Suche. Mehr als 300 Caches sind neuerdings im Tannheimer Tal auf Initiative von Josef Schiffer, dem Geschäftsführer des Hotels Schwarzer Adler, versteckt. Wer es anspruchsvoll mag, der ist mit der langen 3-Seen-Route gut bedient, bei der es 738 Meter nach oben und insgesamt 1379 Meter nach unten geht. Die Routen Lohmoos, Haldensee und Stuibenalpe sind kürzer und kommen auch mit weniger Höhenmetern aus. Auch eine spezielle Kinderroute ist verfügbar.
Am Start der 3-Seen-Route haben wir also noch einiges vor uns. Von der Bergstation geht es zunächst auf das Neunerköpfle, auf dem wir uns ins größte Gipfelbuch der Alpen eintragen. Wiesenpfade führen uns an Kühen vorbei. Doch wir scannen unsere Umwelt nach anderen Kriterien. Manches erscheint uns jetzt von vornherein verdächtig: Der Stein steht doch nicht einfach so vor dieser Baumwurzel, dahinter muss doch ein Cache sein! In dem Hohlraum von der Bank oder dem Pfosten ließe sich doch wieder optimal etwas verstecken! An dieser Metallkonstruktion drängt sich ein magnetisch befestigtes Versteck geradezu auf!
Manche Caches erscheinen ziemlich offensichtlich. Andere finden wir erst nach einer Weile oder beim zweiten Hinsehen. Und bei einigen wenigen kommen wir auch trotz des Hinweises, um den wir das Gerät bitten können, nicht drauf. Wahrscheinlich haben wir schon dreimal daran vorbei gegriffen. Und ihn doch übersehen. Mehr als 160 Meter müssen die Caches auseinanderliegen. Um möglichst viele unterbringen zu können, haben die Baumeister sie meist im Mindestabstand versteckt. Der Weg zum nächsten ist also nie weit.
Wie beim Topfschlagen
Auf dem Display des GPS-Geräts sehen wir die Umgebung und einen Punkt, der das Ziel grob markiert. Und so ein bisschen erinnert es an das Topfschlagen aus Kindertagen, wenn das GPS kurz piepst, sobald wir uns bis zu einen bestimmten Abstand genähert haben. Kleine Erfolgsgefühle folgen auf jeden Cache, den wir im System als gefunden markieren. Die wahrlich traumhafte Landschaft übernimmt den Rest: Auf der Schochenspitze angekommen haben wir einen herrlichen Blick hinunter – und wir wissen schon jetzt, dass wir später in den Traualpsee springen werden, so klar und einladend wirkt er von da oben. Überraschenderweise stoßen wir nach der Erfrischung im Traualpsee auch auf jede Menge tierische Bergbewohner: Kühe, Ziegen und Alpakas. Und die orientieren sich ganz ohne GPS.