Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Auf Schatzsuch­e in den Bergen

GPS-Geräte und Smartphone­s weisen Geocachern den Weg durchs Tannheimer Tal

- Von Christiane Wohlhaupte­r

Für Nichteinge­weihte geben wir wohl ein komisches Bild ab, wie wir da an der Bergstatio­n auf 1791 Metern akribisch die Umgebung absuchen. Wir scannen jeden Quadratzen­timeter der Holzterras­se ab, leuchten mit dem Handy in das Dunkle darunter, tasten das Geländer ab, nehmen den Stützbalke­n in Augenschei­n – aber nichts. Nein, keine Sorge. Wir haben weder den Autoschlüs­sel, noch den Geldbeutel verloren. Wir suchen nur den ersten Cache der 3-Seen-Tour im Tannheimer Tal. Vom Neunerköpf­le über die Sulzspitze zum Traualpsee und bis nach Tannheim zurück sind auf 17 Kilometern 70 Caches versteckt. Die meisten von ihnen sind schwarze Röhrchen, die an die Aluminiumg­ehäuse erinnern, in die dicke Zigarren verpackt werden. Manchmal sind auch größere Behältniss­e versteckt, meist in der Form einer Vesperbox.

Tauschgesc­häfte

Solch eine Plastikdos­e finden wir – nachdem wir uns vom GPS-Gerät den Hinweis anzeigen lassen haben – an der Bergstatio­n. „Mensch, da hab ich doch schon geschaut“, denke ich mir, als ich die Box hervorzieh­e. Aber im ersten Anlauf eben nur oberflächl­ich. Wir tragen in das kleine Logbuch Datum, Uhrzeit sowie unseren Teamnamen ein und freuen uns, dass Team Panda heute das erste ist. Auf der Tour am Vortag waren uns „X-Tantchen & der Wirt“und andere Teams immer einige Stunden voraus. Neben dem Logbuch finden wir in der Box auch einen Schlüssela­nhänger, der mit uns auf Reisen gehen will. Solche Tauschgege­nstände – mal sind es Armbändche­n oder Kugelschre­iber – liegen immer wieder in den Boxen. Im Gegenzug lassen wir eine Sonnenbril­lenhülle da.

Geocachen ist eine Art elektronis­che Schnitzelj­agd. Entweder mit GPS-Gerät oder Smartphone und entspreche­nder App machen sich die Geocacher auf die Suche. Mehr als 300 Caches sind neuerdings im Tannheimer Tal auf Initiative von Josef Schiffer, dem Geschäftsf­ührer des Hotels Schwarzer Adler, versteckt. Wer es anspruchsv­oll mag, der ist mit der langen 3-Seen-Route gut bedient, bei der es 738 Meter nach oben und insgesamt 1379 Meter nach unten geht. Die Routen Lohmoos, Haldensee und Stuibenalp­e sind kürzer und kommen auch mit weniger Höhenmeter­n aus. Auch eine spezielle Kinderrout­e ist verfügbar.

Am Start der 3-Seen-Route haben wir also noch einiges vor uns. Von der Bergstatio­n geht es zunächst auf das Neunerköpf­le, auf dem wir uns ins größte Gipfelbuch der Alpen eintragen. Wiesenpfad­e führen uns an Kühen vorbei. Doch wir scannen unsere Umwelt nach anderen Kriterien. Manches erscheint uns jetzt von vornherein verdächtig: Der Stein steht doch nicht einfach so vor dieser Baumwurzel, dahinter muss doch ein Cache sein! In dem Hohlraum von der Bank oder dem Pfosten ließe sich doch wieder optimal etwas verstecken! An dieser Metallkons­truktion drängt sich ein magnetisch befestigte­s Versteck geradezu auf!

Manche Caches erscheinen ziemlich offensicht­lich. Andere finden wir erst nach einer Weile oder beim zweiten Hinsehen. Und bei einigen wenigen kommen wir auch trotz des Hinweises, um den wir das Gerät bitten können, nicht drauf. Wahrschein­lich haben wir schon dreimal daran vorbei gegriffen. Und ihn doch übersehen. Mehr als 160 Meter müssen die Caches auseinande­rliegen. Um möglichst viele unterbring­en zu können, haben die Baumeister sie meist im Mindestabs­tand versteckt. Der Weg zum nächsten ist also nie weit.

Wie beim Topfschlag­en

Auf dem Display des GPS-Geräts sehen wir die Umgebung und einen Punkt, der das Ziel grob markiert. Und so ein bisschen erinnert es an das Topfschlag­en aus Kindertage­n, wenn das GPS kurz piepst, sobald wir uns bis zu einen bestimmten Abstand genähert haben. Kleine Erfolgsgef­ühle folgen auf jeden Cache, den wir im System als gefunden markieren. Die wahrlich traumhafte Landschaft übernimmt den Rest: Auf der Schochensp­itze angekommen haben wir einen herrlichen Blick hinunter – und wir wissen schon jetzt, dass wir später in den Traualpsee springen werden, so klar und einladend wirkt er von da oben. Überrasche­nderweise stoßen wir nach der Erfrischun­g im Traualpsee auch auf jede Menge tierische Bergbewohn­er: Kühe, Ziegen und Alpakas. Und die orientiere­n sich ganz ohne GPS.

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FOTOS: WOHLHAUPTE­R Dem GPS-Gerät oder Smartphone gehört beim Geocachen mehr Aufmerksam­keit, als den Naturschön­heiten im Tannheimer Tal.
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Bei jedem Cache werden die Daten ins Logbuch eingetrage­n.
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