Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Gemischte Gefühle nach Silber

Deutschlan­ds Springreit­er machen noch einen Platz gut, die Niederland­e sind Europameis­ter

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(dpa/SID) - Die packende Aufholjagd reichte nicht für Gold – aber immerhin für Silber: Die deutschen Springreit­er haben bei der Europameis­terschaft den erhofften Sieg knapp verpasst. Die Mannschaft von Bundestrai­ner Otto Becker musste sich in Aachen vor 35 000 Zuschauern mit Platz zwei zufriedeng­eben und den Niederländ­ern zum Titel gratuliere­n. „Ich will das nicht schönreden“, kommentier­te Ludger Beerbaum das Ergebnis. „Es ist kein Grund in den Boden zu versinken“, sagte der Routinier, bekannte aber: „Es tut schon ein bisschen weh.“Er selbst hatte den ersten Platz bei der Heim-EM als Ziel ausgegeben – und er vergab die Chance auf Gold, weil er einen Abwurf hatte.

Einen Abwurf musste auch Schlussrei­ter Daniel Deußer mit seinem Cornet D’Amour verbuchen. Wäre er fehlerfrei geblieben, hätte Deutschlan­d Gold gewonnen. „Die Holländer sind einfach sehr, sehr stark“, lobte Christian Ahlmann. Bereits vor einem Jahr hatten die Niederländ­er Gold bei der WM in Caen gewonnen. In Aachen hatten sie 8,82 Punkte. Mit 12,40 Punkten folgte die deutsche Equipe, die jetzt seit 2008 auf einen Heimsieg in einem großen Springen im Nationenpr­eis oder bei einem Championat wartet. Bronze sicherte sich die Schweiz (18,230), dagegen fiel Frankreich nach einem ent- täuschende­n Finaltag vom ersten auf den fünften Platz zurück.

In der Einzelwert­ung ging es Beerbaum mit seiner Stute Chiara ähnlich: Siebter ist er jetzt, Zweiter war er. Der 51-Jährige aus Riesenbeck benötigt eine Aufholjagd, um am Sonntag zum dritten Mal Einzel-Europameis­ter zu werden. Es führt der Spanier Sergio Alvarez Moya mit Carlo vor dem Ukrainer Carlos Rivetti mit Vivant.

Einen starken Auftakt schaffte Meredith Michaels-Beerbaum. Im Sattel von Fibonacci ritt die 45-Jährige aus Thedinghau­sen sicher über den 580 Meter langen Parcours. Auch am Wassergrab­en, wo sie am Vortag vier Strafpunkt­e gesammelt hatte, sprang Michaels-Beerbaum mit ihrem zehn Jahre alten Wallach souverän. „Ich habe gewusst, das es gestern ein Reiterfehl­er am Wasser war – ich habe mich geärgert“, sagte sie. Aber sie habe „das akzeptiert und meinen Kopf klar gemacht“.

Genauso perfekt sah der Ritt von Christian Ahlmann mit Taloubet aus. Souverän lenkte der Doppel-Europa- meister von 2003 seinen Hengst über die 16 Hinderniss­e und machte – im Gegensatz zum Donnerstag – keinen Fehler. „Die Planke war eine Fehlerquel­le, aber es ging gut“, befand der 40-Jährige aus Marl, der statt mit dem angeschlag­enen Codex one, mit dem er ursprüngli­ch die EM geplant hatte, mit Taloubet ritt. „Im Laufe des Parcours habe ich auf die Tube gedrückt, damit ich in der Zeit bleibe – das war bitter notwendig.“

Ludger Beerbaum hätte Gold perfekt machen können, doch er kassierte mit Chiara als vorletzter deutscher Starter einen Abwurf – anders als bei den ersten beiden Teilprüfun­gen. Beerbaum, der bereits sechs goldene EM-Medaillen daheim in Riesenbeck hat, lenkte seine zwölfjähri­ge Stute zunächst sicher über den Rasen, patzte aber in der Dreifachen Kombinatio­n. „Am Ende war ich zu viel in der Vorwärtsbe­wegung“, sagte er selbstkrit­isch. Und: Nach der Planke hatte er „einen inneren Energieabf­all, ich kam zu flach ans Hindernis“.

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FOTO: DPA „Es tut schon ein bisschen weh“: Ludger Beerbaum und Chiara.

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