Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Holzdeppe ist zurück
Der Stab-Weltmeister kämpft wieder um eine Medaille
(SID/sz) - Raphael Holzdeppe strahlt wieder. Nach einem „richtig miesen Jahr“hat sich der Stabhochsprung-Weltmeister eine WohlfühlAtmosphäre geschaffen – und ist rechtzeitig für die WM fit für seine Mission Titelverteidigung. „Ich versuche, immer das absolute Maximum herauszuholen und das hat zuletzt auf hohem Niveau konstant ganz gut geklappt“, sagt der Zweibrücker. „Natürlich will ich aufs Treppchen – aber das hängt auch von der Tagesform ab.“
Der 25-Jährige hat sein Selbstvertrauen zurück. Zwei Jahre nach seinem sensationellen Gold-Coup von Moskau springt Holzdeppe so hoch und konstant gut wie nie zuvor. Zuletzt steigerte er seine Bestleistung auf 5,94 Meter. Im Vorjahr war er von Verletzungen und einer Form-Krise geplagt worden.
Dafür kehrte Holzdeppe nach seinem Ausflug in München in seine alte Heimat Zweibrücken und seinem al- ten Trainer Andrej Tiwontschik zurück, zog mit seiner Freundin, der Weitspringerin Sosthene Moguenara, zusammen und hat auch wieder seine alten Kumpels um sich. Seitdem läuft es wieder. „Das spielt eine große Rolle, ich fühle mich einfach wohl und bin nicht mehr so viel auf der Autobahn unterwegs“, sagte Holzdeppe vor der Qualifikation am Samstag (12.40 Uhr): „Die Kraft, die ich dadurch spare, kann ich ins Training stecken.“Und „außerdem ziehe ich eine unglaubliche Motivation aus Rückschlägen. Das pusht.“
Holzdeppe ist bestens drauf – doch das garantiert im Finale am Montag (13.05 Uhr) natürlich noch lange nicht das nächste WM-Gold. Es wäre „vermessen zu sagen, dass nur der Titel zählt. Dazu haben wir im Stabhochsprung im Moment ein viel zu hohes Leistungslevel“, sagt Holzdeppe. Neben Renaud Lavillenie, dem Weltrekordler aus Frankreich (Saisonbestweite 6,05), sind auch der Kanadier Shawnacy Barber (5,93), der Brasilianer Thiago da Silva (5,92) und der Grieche Konstadinos Filippidis (5,91) zu beachten: „Es gibt eine Handvoll Springer, die um die Medaillen kämpfen können.“
Schon 2008 flog Holzdeppe durchs „Vogelnest“– damals bei Olympia war er mit zarten 18 Jahren das Küken im DLV-Team. Jetzt ist er Weltmeister, Anführer und kümmert sich selber um die Jüngeren in der Mannschaft und einen guten Teamgeist.
„Natürlich sind wir alles Individualsportler, aber der Spirit im Team bei einer so großen Meisterschaft ist extrem wichtig. Wenn man ins Stadion kommt und weiß, dass alle auf der Tribüne mitfiebern, treibt einen das nach vorne. So einen Geist kann man nicht erzwingen, das muss sich entwickeln. Man merkt bei uns, dass sich jeder wohlfühlt.“Das gilt ganz besonders auch für den Weltmeister: Raphael Holzdeppe strahlt wieder.