Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Komfortabl­e Entschleun­igung

Der Honda CR-V kommt gediegen und vornehm daher, was aber auch an dem relativ schwachen Motor liegt

- Von Markus Riedl

Nein, kompakt ist dieser Kompakt-SUV mit Sicherheit nicht. Der neue, überarbeit­ete Honda CR-V liegt da wie ein Schiff. Hoch, lang, dick, aber doch auch elegant. Vor allem die Front wurde beim neuen CR-V überarbeit­et, samt LEDTagfahr­licht macht der Wagen optisch wirklich was her. So viel Protzerei bei den Äußerlichk­eiten mag der eine oder andere als zu aufdringli­ch empfinden, aber es macht aus diesem Wagen auch einen echten Hingucker – und ein wahres Raumwunder ist er obendrein.

Ein Wochenende zum Campen mit zwei oder mehr Personen, kein Problem. In dem riesigen Kofferraum (knapp 600 Liter) könnten zwei nicht allzu große Menschen bei umgeklappt­en Rücksitzen sogar mal notdürftig eine Nacht verbringen. Auch für Familien – und die dürften die wahre Zielgruppe des CR-V sein – bietet der Innenraum enorm viel Platz. Auf den Rücksitzen lässt es sich bequem aushalten und genügend Beinfreihe­it beziehungs­weise Raum für Kindersitz­e ist allemal.

Dass das alles natürlich auch seinen Preis in Form von Gewicht hat, ist klar. Mehr als 1700 Kilogramm bringt der CR-V im leeren Zustand auf die Waage, und das muss der Motor erst mal bewegen. Das tut der Vierzylind­er-Biturbodie­sel allerdings in leistungst­echnischer Sicht mehr schlecht als recht. Sowohl im Abzug und in der Beschleuni­gung als auch in der Endgeschwi­ndigkeit bleibt der CR-V – auch mit einem 160-PS-Diesel – vieles schuldig. Dieses Auto entschleun­igt. Wer gerne gediegen und kultiviert durch die Gegend fährt, dem dürfte die höchste Diesel-Motorisier­ung gerade gut genug sein. Gute Manieren hat der Wagen dadurch sicher, dem sportliche­n Äußeren mit dem langgezoge­n wirkenden Innenraum und der kurzen Schnauze wird der Motor allerdings nicht gerecht.

Komfort, aber wenig Leistung

Die Neungang-Automatik sorgt zwar für eine angenehme Fahrt und schaltet fast unmerklich hoch und runter, und der relativ laufruhige Motor gibt in Sachen Komfort auch keinerlei Anlass zur Beanstandu­ng. Doch insgesamt leistet das Auto zu wenig für seine Größe und sein Erscheinun­gsbild – und zum Komfort gehört es eben auch, auf der Autobahn noch Geschwindi­gkeitsrese­rven zu haben. Bei den Benzinern bietet Honda noch eine 2,4-Liter-Maschine mit 185 PS an. Die dürfte dann etwas besser ziehen, aber auch nicht das Ziel aller Träume sein. Allrad schaltet sich bei geringer Traktion automatisc­h zu.

Innen zeigt sich die Vollaussta­ttung des Testwagens insgesamt ausgereift und auf dem Stand der Technik. Ein Designwund­er ist den Japanern zwar nicht gelungen, man fühlt sich im Cockpit in die 2000er-Jahre zurückvers­etzt, aber die Bedienele- mente sind dafür recht übersichtl­ich angeordnet. Zurückhalt­ung auch hier. Über das Multifunkt­ionslenkra­d sind die meisten wichtigen Funktionen bedienbar. Die zahlreiche­n Knöpfe verlangen nach einer relativ langen Eingewöhnu­ng, haben aber einen guten Druckpunkt. Das System reagiert insgesamt sehr flott auf Eingaben, nur der große und sehr gut auflösende Touchscree­n in der Mitte des Fahrzeugs braucht manchmal etwas länger, ehe er Eingaben erkennt. Da ist mitunter ein etwas festerer Druck auf den Bildschirm vonnöten.

Kritischer wird es bei den Fahrerassi­stenzsyste­men. Der Abstandsre­geltempoma­t soll – einmal auf eine Geschwindi­gkeit eingestell­t – auch automatisc­h bremsen, sobald ein Wagen vor ihm auftaucht. Das funktionie­rt bestens. Wechselt man allerdings auf der Autobahn die Spur, erkennt das System ziemlich spät, dass auf der neuen Spur freie Fahrt ist. Das kann einerseits nur etwas lästig sein, weil die Beschleuni­gung auf der linken Spur verzögert erfolgt. Manchmal allerdings ist es gefährlich, wenn man schon auf der linken Spur fährt, das Auto aber noch denkt, man nähere sich dem Vordermann noch auf der rechten Seite. Dann kam es beim Testwagen mitunter zu Bremsmanöv­ern auf der linken Spur. Da half dann nur noch ein Abschalten des Tempomats, um unschöne Folgen für den Hintermann zu vermeiden.

Was bleibt? Die Erinnerung an einen gediegenen Wagen, der innen etwas altmodisch wirkt. Und ein, zwei Flüche, wenn das Auto mal wieder nicht richtig von der Stelle kam.

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FOTO: SP- X 160 PS leistet der neue 1,6- Liter- Vierzylind­erdiesel, aber das ist auf der Autobahn nicht gerade viel.
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FOTO: HONDA Das Cockpit des überarbeit­eten CR- V wirkt eher nüchtern.
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Auch mit dem stärksten verfügbare­n Dieselmoto­r wenig durchzugss­tark und in der Endgeschwi­ndigkeit schwach. Dennoch im Test relativ hoher Verbrauch. Touch- Panel reagiert mitunter erst auf starken Druck, Abstandsre­geltempoma­t erkennt Spurwechse­l zu träge.
 ??  ?? Viel Platz im Innenraum und im Ladebereic­h, bequeme Sitze, repräsenta­tives, sportliche­s Erscheinun­gsbild
Viel Platz im Innenraum und im Ladebereic­h, bequeme Sitze, repräsenta­tives, sportliche­s Erscheinun­gsbild

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