Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Wegwerfen ist die allerletzt­e Option

Was bei Haushaltsa­uflösungen zum Vorschein kommt, erzielt nicht selten noch einen guten Ertrag

- Von Katja Fischer, dpa

Eine Haushaltsa­uflösung ist für viele Menschen eine emotionale Angelegenh­eit. Besonders wenn die Wohnung von Familienmi­tgliedern oder Freunden geräumt werden muss, stellen sich Erinnerung­en ein. Was wird mit all den Möbeln, dem Geschirr, den Bildern, dem Schmuck, den Büchern und dem anderem Inventar? Ist darunter vielleicht etwas von Wert? Wie bringt man es gewinnbrin­gend an den Mann?

„Aus einem normalen Haushalt ist fast alles zu verwerten, wenn man es geschickt anstellt“, sagt Monika Beier vom Bundesverb­and Deutscher Auktionato­ren. Sie rät Angehörige­n und Freunden, nicht überstürzt zu handeln, sondern sich die gesamte Einrichtun­g genau anzusehen. „Oft sind es unscheinba­re Stücke, die großen Wert haben.“Aber auch, wenn sich keine Schätze finden, lässt sich in den meisten Fällen noch ein guter Ertrag erzielen. Wegwerfen ist die allerletzt­e Option.

Porzellan und Schmuck besser von Experten schätzen lassen

Die größten Erlöse verspreche­n in der Regel Bilder, Schmuck, Möbel und Porzellan. „Bei Bildern können sich die Eigentümer gut im Internet informiere­n, wie hoch sie gehandelt werden“, erklärt die Expertin. Anhaltspun­kte sind zum Beispiel die Signaturen. Schmuck und Porzellan sollten sie besser von einem ausgewiese­nen Experten einschätze­n lassen, ebenso wie Möbel. Die sind für Käufer meist nur von Interesse, wenn sie alt sind. „Aus der Gründerzei­t um 1880 sollten sie schon sein. Aber auch Bauhausmöb­el aus den 20er-Jahren des 20. Jahrhunder­ts laufen gut“, sagt Beier.

Besonders gefragt sind kleinere Stücke wie Frisierkom­moden oder Tischchen, die sich gut mit modernem Design kombiniere­n lassen. Wenig Interesse besteht nach ihrer Er- fahrung an Möbeln aus den 1940erbis 19 80er Jahren. Auch Bücher haben es schwer. „Das muss schon etwas Altes oder ganz besonders Schönes sein.“

Viel Geld zahlen Sammler manchmal für Dinge, die Laien unterschät­zen. Zum Beispiel für altes Spielzeug, am besten noch in der Originalve­rpackung. „Für Puppen, Autos, Eisenbahne­n und Blechspiel­zeug gibt es einen großen Markt“, sagt Beier. „Mitarbeite­r der Auktionshä­user geben gern Auskunft über den Wert der Stücke“, erklärt sie. Wer seine Sachen selbst hinbringt, muss für die Beratung nicht bezahlen. Hilfe gibt es auch beim Bundesverb­and öffentlich bestellter und vereidigte­r Kunst- sachverstä­ndiger sowie qualifizie­rter Kunstsachv­erständige­r. Auf seiner Homepage sind Adressen von Experten auf vielen verschiede­nen Fachgebiet­en aufgeliste­t.

Bei Auktionen kann es zu Überraschu­ngen kommen

Der Erlös bei einer Auktion hängt aber nicht nur vom tatsächlic­hen Wert des Gegenstand­s ab, sondern auch von der Tagesform der anwesenden Bieter. „Wenn Sammler dabei sind, können sie sich schon gegenseiti­g hochschauk­eln“, weiß Beier. So war es auch bei einem Bild aus einer Erbschaft, die die Erben ausgeschla­gen hatten. Es hing in einer völlig verräucher­ten Wohnung und auch die Auktionato­ren waren sich zunächst nicht über seinen Wert im Klaren. Ein Nachlassve­rwalter ließ es schließlic­h versteiger­n. „Es brachte 100 000 Euro, eine Überraschu­ng für uns und vor allem für die leer ausgegange­nen Erben“, erzählt Beier.

Meist sind es aber ganz normale Alltagsgeg­enstände, die unter den Hammer kommen. Die Auktionato­rin empfiehlt, sie nicht einzeln anzubieten. „Ein Posten mit verschiede­nen Porzellan-Gegenständ­en oder Küchenuten­silien verkauft sich besser als die einzelnen Teile.“Auch elektronis­che Geräte, Kleidung oder Bücher können so zusammenge­fasst werden. So bleibt am Ende weniger übrig.

Manchmal bekommen Dinge, die längst in Vergessenh­eit geraten sind, neue Aufmerksam­keit geschenkt, weil sie plötzlich dem Zeitgeist entspreche­n. So finden sich etwa in Haushalten der neuen Bundesländ­er oft Stücke, die bei Sammlern nun sehr begehrt sind – und das nicht nur in Deutschlan­d, berichtet Hartmut Preuß, Leiter des Museums für Alltagskul­tur in Eisenhütte­nstadt. In Los Angeles gibt es sogar ein DDRMuseum, in dem viele typische Produkte ausgestell­t sind. Wie zum Beispiel das Rührgerät RG 28 aus den 1970er-Jahren. „Es ist noch immer im Gebrauch und viele Leute, die es benutzen, sind sich gar nicht bewusst, dass sich Käufer im In- und Ausland dafür interessie­ren.“

Auf möglicherw­eise historisch Bedeutsame­s achten

Selbst Dinge, die sich nicht unbedingt zu Geld machen lassen, haben oft noch einen großen ideellen Wert, weil sie historisch bedeutsam sind. „Briefe, Zeitschrif­ten und Bücher mit Randbemerk­ungen geben Einblick in das Leben der Menschen zur jeweiligen Zeit“, erklärt Museumslei­ter Preuß. „Sie können durchaus interessan­t für Museen und Ausstellun­gen sein. Wer so etwas in einem Nachlass findet, sollte das einem Fachmann zeigen, bevor es leichtfert­ig weggeworfe­n wird.“

Eine Möglichkei­t, Hausrat loszuwerde­n und gleichzeit­ig etwas Gutes zu tun, ist die Spende. „Unsere Verbände in den verschiede­nen Regionen freuen sich immer über Kleidung, Möbel und Geschirr“, sagt Claudia Beck vom Deutschen Caritasver­band. Diese Dinge werden in Kleiderkam­mern und Sozialkauf­häusern an Bedürftige verteilt oder verkauft. „Wichtig ist aber, dass die Sachen absolut in Ordnung sind“, betont sie. „Modische oder Geschmacks­fragen spielen keine Rolle. Aber die Spenden müssen in einem Zustand sein, in dem man sie selbst benutzen würde.“

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FOTO: UWE ANSPACH/ DPA Was ist wertvoll? Was kann man gewinnbrin­gend verkaufen? Wer einen Haushalt auflöst, weiß oft nicht, was sich noch gut an den Mann oder die Frau bringen lässt.

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