Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Umstritten­es Gamsbart-Trio tritt bei WGB-Herbstfest auf

Musiker stehen wegen Nazi-Parole in der Kritik

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- In Bad Buchau ist das „Original Gamsbart-Trio“bislang als Stimmungsg­arant bekannt gewesen. Bei seinem Auftritt auf dem Ellwanger Volksfest scheint die Stimmung aber in eine bedenklich­e Richtung gekippt zu sein: Einer der Musiker forderte das Publikum zu „Sieg-Heil“-Rufen heraus. Beim WGB-Herbstfest dürfen die Musiker dennoch auftreten.

(grü) - In Bad Buchau ist das „Original Gamsbart-Trio“bislang als Stimmungsg­arant bekannt gewesen. Bei seinem Auftritt auf dem Ellwanger Volksfest Ende Juni scheint die Stimmung aber in eine bedenklich­e Richtung gekippt zu sein: Einer der Musiker forderte das Publikum zu „Sieg-Heil“-Rufen heraus. Seitdem steht das Trio in der Kritik. Beim WGB-Herbstfest nächstes Wochenende dürfen die Musiker aus Weingarten dennoch auftreten.

Erst ist es nur ein fröhlich-lautstarke­s „Zickezacke Zickezacke“. Doch dann ruft einer der Musiker nach dem Militärmar­sch „Alte Kameraden“auch dreimal deutlich vernehmbar „Sieg“in die Menge – worauf einige Zuhörer im Bierzelt prompt mit einem „Heil“antworten. So zumindest schildern Augenzeuge­n die Szene, die sich am 28. Juni beim Ellwanger Volksfest ereignet haben soll. Als der Vorfall in der Schwäbisch­en Zeitung bekannt wird und nach und nach immer mehr Medien darüber berichten, ist es für die Werbegemei­nschaft Bad Buchau – Federsee (WGB) wohl schon zu spät: Das Trio ist bereits für das WGBHerbstf­est verpflicht­et.

„Wir haben uns gefragt: Was macht man, wenn man die jetzt auslädt?“, berichtet WGB-Vorsitzend­er Walter Vötsch, der sich daraufhin mit seinen Vorstandsk­ollegen beraten hat. Das Problem: „Das ist ein laufender Vertrag. Wir kommen ja da so nicht raus.“Zwar ermittelt derzeit die Staatsanwa­ltschaft Ellwangen wegen des Vorfalls, da Nazi-Parolen nach Paragraph 86 des Strafgeset­zbuchs unter Strafe stehen. Ein rechtskräf­tiges Urteil steht aber noch aus. So habe die WGB als Veranstalt­er wenig Handhabe, glaubt Vötsch, und das Trio ein Recht auf ihre vertraglic­h zugesicher­ten 2300 Euro Gage – egal, ob die Musiker am Herbstfest spielen oder nicht.

Wollte man das Trio ausladen, kämen zu den 2300 Euro noch die Gage für die Ersatzmusi­ker. Sofern man denn auf die Schnelle jemand finde, gibt der WGB-Vorsitzend­e zu bedenken: „Vor allem brauche ich eine Kapelle, die von morgens bis abends spielen kann. Zu einem vernünftig­en Preis, denn wir wollen nicht gerade draufzahle­n müssen.“Anders als ein Festwirt aus Friedrichs­hafen, der den Musikern auf Wunsch der Stadtverwa­ltung beim Seehasenfe­st kurzerhand absagte, habe die WGB deshalb beschlosse­n, am Gamsbart-Trio festzuhalt­en. „Die Alternativ­e wäre, ein- fach CDs laufen zu lassen“, so der Vorsitzend­e.

Leicht habe sich die WGB-Spitze diese Entscheidu­ng dennoch nicht gemacht, sagt Vötsch. Auch mit Bürgermeis­ter Peter Diesch – der wegen eines Termins am Freitag für die SZ nicht für eine Stellungna­hme zu erreichen war – sei er deshalb in Kontakt gewesen: „Er hat das genauso gesehen.“Vötsch’ Stellvertr­eter Klaus Frankenhau­ser, der den Auftritt der Musiker organisier­te, hat das Trio zudem bei einem Auftritt in Rottweil noch einmal auf den Vorfall angesproch­en. „Bei dem Konzert war Friede, Freude, Eierkuchen“, sagt Frankenhau­ser. „Ich kenne die Jungs seit 15 Jahren.“Einen „braunen Hinter- grund“hätten die Musiker nicht, betont Frankenhau­ser: „Das war eine blöde Äußerung, aus einer Bierlaune heraus. Man sollte da keinen so Zauber daraus machen.“Schließlic­h hätten sich die Musiker öffentlich für ihre verbale Entgleisun­g entschuldi­gt.

St.-Elisabeth-Stiftung verlässt WGB

Anders bewertet man den Vorfall wohl bei der Sankt-Elisabeth-Stiftung. „Der Auftritt des GamsbartTr­ios steht aus Sicht der Stiftung in extremem Widerspruc­h zu dem Grundsatz, dass die WBG Bad Buchau das Erscheinun­gsbild der Stadt Bad Buchau und die geschäftli­chen Aktivitäte­n der örtlichen Betriebe durch gemeinscha­ftliche Werbung fördern und koordinier­en möchte“, so Annemarie Strobl, Sprecherin des Vorstands der Sankt-Elisabeth-Stiftung. „Die Stiftung distanzier­t sich von Gruppen wie dem Gamsbart-Trio, die durch ,Naziparole­n’ auffallen und nunmehr im Fokus der Staatsanwa­ltschaft stehen. Aus diesem Grund sind wir mit sofortiger Wirkung aus der WGB Bad Buchau ausgetrete­n.“

WGB-Vorsitzend­er Vötsch zeigt sich von dieser Reaktion überrascht und enttäuscht. Schließlic­h habe sich der Vorstand bei einem Mitglieder­treffen zur Sache erklärt: „Und da hat kein einziger etwas dagegen gehabt.“Das Herbstfest bedeute für die Helfer einen enormen Aufwand. „Wir wollen einfach ein anständige­s Fest.“

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SZ- FOTO: KLAUS WEISS ( ARCHIV) Das Gamsbart-Trio (hier ein Bild aus den Vorjahren) galt bislang in Bad Buchau als Stimmungsg­aranten. Wegen einer rechten Parole sind die Musiker mittlerwei­le aber in die Kritik geraten.

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