Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Der Ohrwurmfaktor ist garantiert
Escandalos erzählen von ihrer neuen CD „Keine Zukunft“
Escandalos erzählen von ihrer neuen CD „Keine Zukunft“.
- Fast zwei Jahre lang mussten sich die Fans gedulden, aber jetzt ist sie auf dem Markt: die zweite Scheibe der Ska-Punkrock-Band Escandalos. Sie trägt den Titel „Keine Zukunft“und ist seit Ende Juli im Handel erhältlich. SZ-Redakteurin Agathe Markiewicz sprach mit fünf der insgesamt acht Escandalos-Musiker.
Eure Musik ist eher fröhlich und verbreitet gute Laune. Wie kommt ihr also auf den düsteren Titel „Keine Zukunft“?
Matthias Heckhorn: Die Titel und das ganze Album haben keine Zukunft (lacht). Nein, Spaß. Die Inhalte und Titel sind ein bisschen an die Punkbewegung der 70er-Jahre angelehnt. Die Texte sollen zum Nachdenken anregen. Es hat nichts damit zu tun, dass es keine Zukunft gibt und dass wir zu allem eine Scheißegal-Meinung haben. Martin Mallinger: Jeder Titel passt zum anderen und es geht in jedem um etwas, das keine Zukunft hat. Stefan Seitz: So wie beim Song „Sommerkleidmädchen“. Die Leggings, Jeans und Hotpants haben unserer Meinung nach keine Zukunft. Kevin Braunger: Lediglich das Sommerkleid kann bestehen. Christian Jerg: Irgendjemand hat eine dieser Geschichten erlebt, um die es in den insgesamt 13 Songs geht. Wir haben sie sozusagen aus dem Umfeld aufgegriffen. Es zieht sich ein roter Faden durch die Lieder, die alle als eine komplette Geschichte von einem Menschen durchlebt werden könnten.
Wollt ihr damit sagen, dass der „Industriekaufmann“keine Zukunft hat?
Matthias Heckhorn: Genau. Der Industriekaufmann hat keine Zukunft, obwohl auch einige von uns den Beruf gelernt haben. Martin Mallinger: Der Industriekaufmann in dem Song ist eine Metapher. Jeder kann sich hier selbst in eine ungeliebte Tätigkeit oder eben auch in einen Job reindenken. Die Message ist aber: Man sollte immer das tun, was man auch wirklich machen möchte. Also, nicht nur träumen, sondern machen!
Wie kommt man auf Song-Titel wie „Von Bettgeschichten und Zügen“?
Christian Jerg: Der Arbeitstitel lautete „Deutsche Bahn“, weil das Lied im Zug entstanden ist. Ich war zu- sammen mit Martin auf dem Weg nach Berlin. Auch die Idee für das „Sommerkleidmädchen“wurde im Zug geboren. Denn das Mädchen gab es wirklich. Sie ist in Ulm zugestiegen und hat uns inspiriert.
Was hat es mit „Butterbrot und Liebe“auf sich?
Matthias Heckhorn: Wir sind alle Butterbrotfanatiker. Denn das ist oft die Grundlage für etwas Großes. Christian Jerg: Der Song ist tiefgrün- dig. Er bezieht sich nicht nur aufs Essen. Es geht darum, wenig zu haben und auch mit wenig zufrieden zu sein. Außerdem ist es eine Kindheitserinnerung an die Oma, die Schule ... Wenn man ein bisschen um die Ecke denkt, geht es auch um die Liebe zu einer Frau.
Welche Interpretationsmöglichkeiten bietet der Song „Taizé“?
Christian Jerg: Viele. Wir haben auch lange wegen des Textes disku- tiert. Es könnte eventuell auch ein Liebeslied sein. In erster Linie geht es jedoch um das Suchen und Finden, aber auch das Reisen und das intensive Verfolgen eines großen Wunsches werden in dem Text angesprochen. Martin Mallinger: Außerdem ist es die erste Rockballade, die Escandalos gemacht haben. Das gab es bei uns noch nie.
Was sind eure Lieblingslieder?
Martin Mallinger: „Arbeitstod“, weil ich die härteren Nummern lieber mag. Stefan Seitz: „Sommerkleidmädchen“, mit den wunderschön gesungenen Parts. Und live macht es viel Spaß, das zu spielen. Kevin Braunger: „Faules Volk“, weil der Text so wahrheitsgemäß ist. So verläuft es von der Jugend bis zum Erwachsensein. Außerdem sind die Bläser toll. Matthias Heckhorn: „Blitzeblank“, denn die Melodie ist tanzbar, und der Text passt auch zum Gesamten. Alles ist gut durchdacht. Und mein Konto hat auch keine Zukunft (alle lachen). Christian Jerg: „Sommerkleidmädchen“, weil ich mit der musikalischen Entstehungsgeschichte schöne Erinnerungen verbinde. Der Song enthält einen Bläserpart von 2013.
Matthias, du bist relativ neu dabei, seit November 2014 spielst du den Bass. Wie gefällt es dir in der Band?
Matthias Heckhorn: Ich war schon jahrelang als Fan bei den Konzerten dabei. Als der Wechsel anstand, hab ich meine Chance gewittert. Bis jetzt hatte ich eine super Zeit. Und es verspricht, immer besser zu werden. Martin Mallinger: Wir sind auch extrem zufrieden mit ihm.
Wann dürfen wir uns auf die nächste CD freuen?
Stefan Seitz: Ideen für neue Songs haben wir tatsächlich schon. Aber wir wollen jetzt erst mal wieder live spielen. Es geht nämlich nichts über einen Live-Auftritt. Unsere OffbeatRhythmen, die rockigen Gitarren und poppigen Melodien zeigen, wie unpeinlich und tanzbar deutschsprachige Musik sein kann. Außerdem erzeugt die mit Bläsern erweiterte Instrumentierung einen Ohrwurmfaktor. Kevin Braunger: Und Ska muss man einfach live sehen und hören.
Wann steht das nächste Konzert auf dem Plan?
Martin Mallinger: Jetzt machen wir erst ein bisschen Ferien und dann spielen wir am 2. Oktober in Öpfingen.