Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Angriff auf ein Stück Freiheit

- M. riedl@ schwaebisc­he. de

Wer vor ein paar Jahren bei einem Autokauf das Geld in Bar auf den Tisch legte, machte einen seriösen, solventen Eindruck. EC- und Kreditkart­en hingegen standen unter dem Verdacht, man brauche Geld auf Pump. Vergangene Zeiten! Heute will die Bundesregi­erung das Limit für Barzahlung­en auf 5000 Euro begrenzen, offiziell zur Terrorbekä­mpfung. Doch das eigentlich­e Ziel ist der gläserne Bürger.

Immer wenn große Vokabeln bemüht werden, ist Vorsicht geboten. Die Finanzströ­me von Terroriste­n will der Staat vordergrün­dig mit dem Bargeld-Limit stoppen. Doch das Argument ist vorgeschob­en. Bargeld zur anonymen Teilnahme am Wirtschaft­sleben ist ein Stück Freiheit inmitten einer immer mehr überwachte­n Welt. Ein Stück eben jener wirtschaft­lichen Freiheit, die dem Staat suspekt ist, weil er nicht weiß, was die Bürger mit ihrem Eigentum tun. Elektronis­che Finanzströ­me lassen sich viel besser überwachen. Das Bargeld, man muss es pathetisch sagen, ist eine der letzten Bastionen gegen den regulierwü­tigen Fiskalstaa­t. Es nun als Instrument Kriminelle­r zum Tricksen, Tarnen und Täuschen zu brandmarke­n, ist eine so bekannte wie durchsicht­ige Strategie.

Die Debatte ähnelt der um das Steuergehe­imnis. Wer nichts zu verbergen habe, könne dem Finanzamt doch Einblick in sein Finanzgeba­ren gewähren, argumentie­rten damals wie heute Überwachun­gs-Befürworte­r. Doch es ist nicht verdächtig, sondern vollkommen legitim, Grundrecht­e gegen einen Staat in Anspruch zu nehmen, der in jedem Bürger einen potenziell­en Ganoven sieht.

Dass NRW-Finanzmini­ster Norbert Walter-Borjans ganz vorne mitmischt, verwundert nicht. Er war auch einer der vehementes­ten Verteidige­r des Steuer-CD-Ankaufs. Dass der Staat sich zum Hehler machte, war für ihn dabei kein Problem. Nun werden aus vorgeschob­enem Sicherheit­sinteresse Grundrecht­e, Persönlich­keitsrecht­e und der Datenschut­z ausgehebel­t. Ziel dürfte die Abschaffun­g des Bargelds sein. Dann hätte der Staat zwar kein Jota an Sicherheit mehr, aber endlich den gläsernen Bürger, den er sich wünscht.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany