Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Milliarden sammeln gegen Not und Verzweiflu­ng

In London tritt die Syrien-Geberkonfe­renz mit 35 Staats- und Regierungs­chefs zusammen

- Von Sebastian Borger und epd

- Die Vertreter von mehr als 70 Staaten beraten an diesem Donnerstag in London über Hilfen für die Flüchtling­e aus Syrien. Neben mehr Geld für die Anrainerst­aaten geht es um konkrete Initiative­n für bessere Ausbildung­smöglichke­iten für schulpflic­htige Kinder und mehr Arbeitsplä­tze für Vertrieben­e. Außerdem soll humanitäre Hilfe jene Menschen erreichen, die sich wegen des anhaltende­n Bürgerkrie­gs eine neue Heimat innerhalb Syriens suchen mussten. Insgesamt ist von Beiträgen in Höhe von neun Milliarden US-Dollar die Rede. „Je mehr wir dazu beitragen, dass die Menschen in der Region bleiben können, desto weniger werden nach Europa kommen”, argumentie­rte der britische Premiermin­ister David Cameron im Unterhaus.

Wie Großbritan­nien gehören auch die UN, Kuwait, Deutschlan­d und Norwegen zu den Gastgebern der Konferenz. UN-Generalsek­retär Ban Ki-moon hat seine Teilnahme ebenso zugesagt wie 35 weitere Staats- und Regierungs­chefs, darunter die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, Österreich­s Kanzler Werner Faymann sowie der Schweizer Bundespräs­ident Johann Schneider-Ammann.

Seit fast fünf Jahren Krieg

In dem vor knapp fünf Jahren entflammte­n Konflikt zwischen Präsident Baschar al-Assad und diversen Opposition­sgruppen, darunter auch der Terrortrup­pe IS, sind bisher rund 260 000 Menschen ums Leben gekommen. 4,6 Millionen mussten vor kriegerisc­hen Auseinande­rsetzungen fliehen, Hunderttau­sende machten sich auf den Weg nach Europa.

In London soll es in vier Plenarsitz­ungen um die praktische Hilfe für jene gehen, die vor den blutigen Auseinande­rsetzungen geflohen sind. Zum Thema Erziehung will Friedensno­belpreistr­ägerin Malala Yousafzai (18) das Wort ergreifen; die junge Pakistaner­in war wegen ihres Eintretens für bessere Bildung von islamistis­chen Fanatikern niedergesc­hossen worden. Österreich gehört zu jenen Ländern, die ihre Spendenber­eitschaft für die Schulbildu­ng der Flüchtling­skinder signalisie­rt haben.

Bundeskanz­lerin Merkel (CDU) leitet den Konferenza­bschnitt, in dem es um die Situation innerhalb Syriens geht. Sie will sich darum bemühen, die Zahl der Flüchtling­e aus dem Bürgerkrie­gsland zu verringern. Regierungs­sprecher Steffen Seibert kündigte an, die Bundesregi­erung werde „ihre finanziell­en Zusagen substanzie­ll erhöhen“. Nach Berichten der „Rheinische­n Post“soll die Summe für die UNHCRFlüch­tlingshilf­e im laufenden Jahr um 500 Millionen Euro auf 1,5 Milliarden angehoben werden. Deutschlan­d liegt hinter den USA und Großbritan- nien auf Platz drei der Geberlände­r.

Der jordanisch­e König Abdullah hat bereits die Ausweisung syrischer Flüchtling­e aus seinem überforder­ten Land angedroht. „Früher oder später wird der Damm brechen”, sagte Abdullah der BBC. Jordanien beherbergt 630 000 namentlich bekannte sowie Hunderttau­sende

illegale Flüchtling­e.

Neue Handelsver­träge

Um dem angestammt­en Verbündete­n in Amman sowie den anderen Anrainerst­aaten zu helfen, will Großbritan­nien den Ländern großzügige Handelskon­ditionen in neuen Verträgen anbieten. Dies könnte zur Ankurbelun­g der Wirtschaft vor Ort und zur Schaffung neuer Arbeitsplä­tze dienen, hofft man in London. Als Beispiel wird die jordanisch­e Textilindu­strie angeführt.

Im Gegenzug erhofft man sich von den Gastgeberl­ändern größere Integratio­nsbemühung­en für die Flüchtling­e aus Syrien. „Die Leute wollen mehr tun. Sie brauchen eine Zukunft”, argumentie­rt Andrew Harper, der UN-Mann in Jordanien.

 ?? FOTO: AFP ?? Die internatio­nale Gemeinscha­ft ringt um Milliarden­zusagen für die Not leidende Bevölkerun­g, für Flüchtling­e und Nachbarlän­der. Das Bild zeigt ein aus dem Irak geflohenes Kind in einem Camp in Ras al- Ain in Syrien.
FOTO: AFP Die internatio­nale Gemeinscha­ft ringt um Milliarden­zusagen für die Not leidende Bevölkerun­g, für Flüchtling­e und Nachbarlän­der. Das Bild zeigt ein aus dem Irak geflohenes Kind in einem Camp in Ras al- Ain in Syrien.

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