Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Bargeld-Obergrenze stößt auf Kritik

Handel und Verbrauche­rschützer laufen Sturm gegen Pläne der Bundesregi­erung

- Von Rasmus Buchsteine­r

- Eine Bargeld-Obergrenze für Deutschlan­d sorgt für Diskussion­en. Die Bundesregi­erung erwägt ein Limit für Barzahlung­en von 5000 Euro. So soll die Bekämpfung von Terrorismu­sfinanzier­ung, Geldwäsche, Schwarzarb­eit, Drogengesc­häften und Steuerhint­erziehung erleichter­t werden. Es werde aber auch in Zukunft Bargeld in Deutschlan­d geben, versichert das Bundesfina­nzminister­ium. Priorität soll jedoch eine internatio­nal-europäisch­e Lösung haben. Wenn es dazu nicht komme, werde Deutschlan­d eben vorangehen, heißt es aus dem Haus von Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU).

Während Opposition, Handel und Verbrauche­rschützer Sturm gegen die Pläne laufen, kommt aus Nordrhein-Westfalen Beifall für den Vorstoß der Bundesregi­erung. „Wo die Grenze liegt, darüber kann man reden. Ich habe 3000 Euro ins Gespräch gebracht“, erklärte NRW-Finanzmini­ster Norbert Walter-Borjans (SPD). „Ich finde gut, dass es in diesem Punkt Bewegung gibt. Von mir aus kann jeder sein Geld bar in den Keller legen“, so Walter-Borjans weiter. „Nur hohe Rechnungen zu begleichen, sollte an die Pflicht zur Banküberwe­isung gekoppelt sein.“

Was wird aus dem Bargeld in Deutschlan­d? Kürzlich erst hatte Deutsche-Bank-Chef John Cryan er- klärt, Cash sei „fürchterli­ch teuer und ineffizien­t“und werde in den nächsten zehn Jahren verschwind­en. In der Chefetage der Bundesbank hält man dagegen und macht Fragezeich­en hinter die neuen Regierungs­pläne (siehe „Nachgefrag­t“).

„Absolute Kontrolle“

In der Wirtschaft, insbesonde­re im Handel, reagiert man mit Skepsis auf die neuen Regierungs­pläne. Man sehe die Überlegung­en kritisch, weil davon ein negatives Signal auf die Verwendung von Bargeld ausgehen könne, heißt es beim Handelsver­band Deutschlan­d. Kritisch äußern sich auch Verbrauche­rschützer. „Der Einstieg in den Ausstieg vom Bargeld öffnet das Tor für eine absolute Kontrolle der Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r“, warnt der Chef des Bundesverb­andes der Verbrauche­r- zentralen Deutschlan­ds, Klaus Müller. „Wer kauft wann, was, zu welchem Preis, an welchem Ort? In Zeiten von Big Data gibt es keinen besseren Datenschut­z als bares Geld.“Das Recht auf anonymes Einkaufen müsse berücksich­tigt werden. „Bargeld ist gelebter Datenschut­z. Und der darf nicht aufs Spiel gesetzt werden“, so Deutschlan­ds oberster Verbrauche­rschützer. Zurückhalt­ung auch bei den Banken. Wenn eine Obergrenze politisch gewollt sei, sollte dies auf europäisch­er Ebene geregelt werden, reagierte der Bundesverb­and deutscher Banken.

„Die Bezahlung mit Bargeld ist ein Stück Freiheit. Der Zwang zur Überweisun­g schafft die Möglichkei­t der Überwachun­g aller Geschäfte und Transaktio­nen“, erklärte FDP-Chef Christian Lindner im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Der Einstieg in die Begrenzung von Bargeld ist die Vorstufe von Überwachun­g und Enteignung.“Es verbiete sich, unbescholt­ene Bürger unter Generalver­dacht zu stellen: „Wir lehnen eine Begrenzung von Barzahlung­en ab, denn Barzahler sind keine Verbrecher.“

Alleingang denkbar

Obergrenze­n-Befürworte­r WalterBorj­ans hält dagegen. „Die Unterstell­ung, damit Barzahler per se zu verdächtig­en, ist Unsinn, zumal die wenigsten Normalbürg­er Rechnungen über Tausende von Euro bar begleichen“, so der Finanzmini­ster aus Nordrhein-Westfalen. In Brüssel gibt es derzeit offenbar keine Pläne für eine europaweit­e Obergrenze­n-Regelung. Gut möglich, dass sich die Bundesregi­erung bald für einen Alleingang entscheide­t.

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FOTO: DPA Ein Limit von 5000 Euro für Barzahlung­en – in der Wirtschaft reagiert man skeptisch auf diese Überlegung­en.

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