Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Handlungsf­ähig nur mit Bargeld“

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- Über eine geplante Obergrenze von 5000 Euro für Bargeld-Zahlungen hat Rasmus Buchsteine­r mit Carl-Ludwig Thiele (Foto: dpa), Vorstandsm­itglied der Deutschen Bundesbank, gesprochen.

Wäre das eine sinnvolle Maßnahme gegen Geldwäsche und Terrorfina­nzierung?

Das ist letztlich eine politische Entscheidu­ng. Viele Bürgerinne­n und Bürger haben gerne Bargeld in der Tasche und wünschen sich, auch weiter damit bezahlen zu können. Zahlungsob­ergrenzen hat es in Deutschlan­d bisher nicht gegeben. Die Einführung muss sehr sorgfältig diskutiert werden. Italien hat gerade erst wieder seine Bargeld-Obergrenze von 1000 auf 3000 Euro erhöht – mit der Begründung, so mehr Wachstum erreichen zu können. Wir arbeiten auf der Basis des Bundesbank­gesetzes. Die Nachfrage nach Bargeld werden wir auch in Zukunft befriedige­n. Ob die Verbrauche­r ihr Geld in Zukunft in bar haben wollen oder nicht, ist letztlich ihre Sache.

Verbrauche­rschützer und Opposition laufen Sturm gegen die Pläne. Wäre eine Bargeld-Obergrenze nicht ein Misstrauen­svotum gegen alle Bürger?

Es wäre eine gravierend­e Änderung des jetzigen gesetzlich­en Rahmens. Wie bei jeder Neuregelun­g stellt sich die Frage, ob der gewünschte Zweck damit überhaupt erreicht werden kann. Bei der Kriminalit­ätsbekämpf­ung ist das Bargeld stark im Fokus. Aber der französisc­he Ökonom Gabriel Zucman schätzt, dass sich etwa 5800 Milliarden Euro unbar auf Konten in Steueroase­n befinden. Es muss geklärt werden, ob die hochgestec­kten Ziele bei der Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorfina­nzierung realistisc­h sind. Der Nachweis steht noch aus.

Wird Bargeld eines Tages völlig verschwind­en?

Bei der Einführung des Euro im Jahr 2002 wurden 220 Milliarden Euro Banknoten vom Eurosystem emittiert. Inzwischen sind es knapp 1100 Milliarden Euro. Die Nachfrage nach Bargeld ist unveränder­t groß. Viele werden sich an die ZypernKris­e vor zwei Jahren erinnern, als die Bürger vor den Geldautoma­ten Schlange gestanden haben. Ähnliches haben wir in Griechenla­nd erlebt. Handlungsf­ähig ist nur, wer über Bargeld verfügt. Wenn die Nutzung von Bargeld eingeschrä­nkt werden würde, besteht die Gefahr, dass Vertrauen bei den Bürgern verloren geht.

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