Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Turbulentes Wettergeschehen
Der Januar war deutlich zu warm und markant zu nass
- Wie schon im Vorjahr war auch in diesem Januar beinahe alles geboten, was ein Wintermonat zu bieten hat. Angetrieben von zeitweilig starken bis stürmischen Windböen zog wie auf einer Rennstrecke ein Tief nach dem anderen über unsere Region hinweg. Das einzig Beständige in diesem Januar war dessen Unbeständigkeit.
Lange Zeit schaufelten die Tiefdruckgebiete milde Atlantikluft nach Süddeutschland, sodass sich nur im höheren Allgäu und am Feldberg eine geschlossene, wintersporttaugliche Schneedecke bilden konnte. In den Niederungen blieb der Winter außen vor. Zur Monatsmitte hin wehte aber für einige Tage ein anderer Wind. Polare Kaltluft sorgte für teils kräftige Schnee- und Graupelschauer, örtlich sogar für kurze Gewitter. Selbst die Bodenseeregion präsentierte sich im weißen Winterkleid. Die Verkehrsteilnehmer mussten sich für ein paar Tage auf Glätte durch Schnee und Schneematsch oder überfrorene Nässe, in höheren Lagen zudem auf teils erhebliche Schneeverwehungen einstellen.
Mit Winddrehung auf Nordost gelangte vorübergehend eisige Arktikluft aus der Tiefkühltruhe Russlands bis zu Alpen. Dabei sank das Quecksilber in den Frühstunden des 18. (Montag) gebietsweise unter minus 15 Grad, in manchen Kältelöchern unter minus 20 Grad. In Isny und Hoßkirch wurden minus 18,1°C, in Tuttlingen minus 18,6°C, in Waltenhofen minus 20,6°C, in Sonnenbühl minus 22,7°C und in der Doline Degerfeld bei Albstadt gar minus 26,4°C gemessen.
Doch nur eine Woche später verzeichneten diese Stationen vorfrühlingshafte plus 10 bis plus 15 Grad. So plötzlich wie der Winter kam, so rasch verabschiedete er sich wieder – zurück in die Alpen und auf die höchsten Erhebungen des Schwarzwaldes. Ende des Monats blühten neben den Schneeglöckchen auch bereits die Winterlinge und erste Schlüsselblumen und Krokusse.
Abwechslungsreich und spannend
In der Endabrechnung war dieser Januar an allen Stationen der Wetterwarte Süd um rund zwei Grad zu warm und erheblich zu nass. An der Wetterzentrale in Bad Schussenried folgte auf den trockensten Dezember seit Messbeginn im Jahre 1968 der niederschlagsreichste Januar der Aufzeichnungsreihe. Mit 126,3 Liter/m2 fiel hier beinahe das Dreifache der statistisch gesehen üblichen Januarmenge. Damit wurde der bisherige Spitzenwert aus dem Januar 2004 (125,8 Liter/m2) überboten.
Ein besonderes Wetterschmankerl gab es in den allerletzten Stunden des Monats. Während am Vormittag beim Sturmtief „Marita“bei Werten nahe dem Gefrierpunkt noch bis zum Bodensee runter Schnee fiel, stieg das Quecksilber bis Mitternacht in der nun einfließenden Mallorcaluft auf plus 10 bis plus 13 Grad. So abwechslungsreich und spannend kann Wetter sein!
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