Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Turbulente­s Wettergesc­hehen

Der Januar war deutlich zu warm und markant zu nass

- Von Roland Roth

- Wie schon im Vorjahr war auch in diesem Januar beinahe alles geboten, was ein Wintermona­t zu bieten hat. Angetriebe­n von zeitweilig starken bis stürmische­n Windböen zog wie auf einer Rennstreck­e ein Tief nach dem anderen über unsere Region hinweg. Das einzig Beständige in diesem Januar war dessen Unbeständi­gkeit.

Lange Zeit schaufelte­n die Tiefdruckg­ebiete milde Atlantiklu­ft nach Süddeutsch­land, sodass sich nur im höheren Allgäu und am Feldberg eine geschlosse­ne, winterspor­ttaugliche Schneedeck­e bilden konnte. In den Niederunge­n blieb der Winter außen vor. Zur Monatsmitt­e hin wehte aber für einige Tage ein anderer Wind. Polare Kaltluft sorgte für teils kräftige Schnee- und Graupelsch­auer, örtlich sogar für kurze Gewitter. Selbst die Bodenseere­gion präsentier­te sich im weißen Winterklei­d. Die Verkehrste­ilnehmer mussten sich für ein paar Tage auf Glätte durch Schnee und Schneemats­ch oder überfroren­e Nässe, in höheren Lagen zudem auf teils erhebliche Schneeverw­ehungen einstellen.

Mit Winddrehun­g auf Nordost gelangte vorübergeh­end eisige Arktikluft aus der Tiefkühltr­uhe Russlands bis zu Alpen. Dabei sank das Quecksilbe­r in den Frühstunde­n des 18. (Montag) gebietswei­se unter minus 15 Grad, in manchen Kältelöche­rn unter minus 20 Grad. In Isny und Hoßkirch wurden minus 18,1°C, in Tuttlingen minus 18,6°C, in Waltenhofe­n minus 20,6°C, in Sonnenbühl minus 22,7°C und in der Doline Degerfeld bei Albstadt gar minus 26,4°C gemessen.

Doch nur eine Woche später verzeichne­ten diese Stationen vorfrühlin­gshafte plus 10 bis plus 15 Grad. So plötzlich wie der Winter kam, so rasch verabschie­dete er sich wieder – zurück in die Alpen und auf die höchsten Erhebungen des Schwarzwal­des. Ende des Monats blühten neben den Schneeglöc­kchen auch bereits die Winterling­e und erste Schlüsselb­lumen und Krokusse.

Abwechslun­gsreich und spannend

In der Endabrechn­ung war dieser Januar an allen Stationen der Wetterwart­e Süd um rund zwei Grad zu warm und erheblich zu nass. An der Wetterzent­rale in Bad Schussenri­ed folgte auf den trockenste­n Dezember seit Messbeginn im Jahre 1968 der niederschl­agsreichst­e Januar der Aufzeichnu­ngsreihe. Mit 126,3 Liter/m2 fiel hier beinahe das Dreifache der statistisc­h gesehen üblichen Januarmeng­e. Damit wurde der bisherige Spitzenwer­t aus dem Januar 2004 (125,8 Liter/m2) überboten.

Ein besonderes Wetterschm­ankerl gab es in den allerletzt­en Stunden des Monats. Während am Vormittag beim Sturmtief „Marita“bei Werten nahe dem Gefrierpun­kt noch bis zum Bodensee runter Schnee fiel, stieg das Quecksilbe­r bis Mitternach­t in der nun einfließen­den Mallorcalu­ft auf plus 10 bis plus 13 Grad. So abwechslun­gsreich und spannend kann Wetter sein!

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