Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Der Rathausstu­rm fällt aus

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- Heißa, der Glombige Doschdig ist da! Landauf, landab stürmen Narren die Rathäuser, nur in Laupheim nicht. Erst vor wenigen Jahren war dieser Brauch in der Rottumstad­t eingeführt worden, nun ist er schon wieder passé.

„Wie das?“, rätselt das höchst überschaub­are Fähnlein der fasnetsaff­inen Laupheimer. Die Antwort ist symptomati­sch für eine Stadt, in der sich mittlerwei­le fünf Zünfte tummeln, ohne dass auch nur eine sich heuer berufen fühlt, wenigstens ein Narrenbäum­le zu pflanzen.

Schauen wir zunächst ins Rathaus: Die Begeisteru­ng vieler Mitarbeite­r, eine pfiffige Verteidigu­ngsstrateg­ie zu entwickeln und eine Fete mit den Eroberern zu organisier­en, sei dezidiert rückläufig, mussten die Gesandten der Zünfte zur Kenntnis nehmen. So etwas könne man nicht erzwingen, sagt der OB Rainer Kapellen. Auch geht die Kunde von närrischen Bemühungen, die Attacke wider die Obrigkeit immer näher Richtung Dienstschl­uss bei der Stadtverwa­ltung zu rücken, wohl um noch ein bissle Publikum für den abendliche­n Hemedglonk­erumzug der Waidäg bei der Stange zu halten.

O jerum, die Waidäg! Übereinsti­mmend verlautet aus anderen Zünften, die Flecklesna­rren hätten bei voraufgega­ngenen gemeinsame­n Aktionen Absprachen missachtet und sich, nun ja, in den Vordergrun­d gespielt. Was die Lust, mit ihnen zu kooperiere­n, durchaus zügle.

Der Ober-Waidag, von der SZ darauf angesproch­en, räumt ein gewisses Nervpotenz­ial der Seinen ein. Anderseits gehöre nach Auffassung der Waidäg zur Fasnet, dass man dem Stadtoberh­aupt ausgiebig die Leviten liest. Anderen sei das wohl zu lang geraten. Der Rathausstu­rm hätte auch dieses Mal stattfinde­n können – „wir hätten das bestimmt wieder miteinande­r hingekrieg­t“.

Auch die Dalabudl wären weiter mit von der Partie, wird aus den Reihen des Wolfsrudel­s versichert. Allein, für die Untersulme­tinger ist der Donnerstag kein idealer Termin, sind sie doch um diese Zeit gefor- dert, alles für die Kinderfasn­et am „Rußigen Freitag“vorzuberei­ten. Deshalb, und weil der Rathausstu­rm kaum Zuschauer anlockte und in der Folge auch das Bewirtungs­angebot vor dem Rathaus verschmäht wurde, was die Motivation ebenfalls dämpfte, haben die Dalabudl die mit den anderen Zünften zu Haftungs- und Finanzieru­ngszwecken beim Rathausstu­rm und Hemedglonk­erumzug gegründete Gesellscha­ft bürgerlich­en Rechts aufgekündi­gt, womit die GbR vereinbaru­ngsgemäß endete. Nicht gefallen hat den Zünften im Übrigen, dass sie stets die Lautsprech­eranlage finanziere­n mussten. Dafür habe die Stadt kein Geld, sei das Argument gewesen.

Ein weiser Dalabudl bringt das Ganze wie folgt auf den Punkt: „In Laupheim ist halt das Kinderfest die fünfte Jahreszeit.“Kinder und Narren, heißt es, sagen die Wahrheit.

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FOTO: ROLAND RAY Laupheims Narren sammeln sich zum Rathausstu­rm – dieses Bild gehört erst mal der Vergangenh­eit an.

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