Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Filmfestspiele sollen wieder mehr Jugendliche anlocken
Filmfestverein verzeichnet Rückgang beim Ticketverkauf an junges Publikum – Hohe Ausgaben für Filmschaffende
(gem) - Trotz etwas geringerer Ticketverkäufe bei den Biberacher Filmfestspielen 2015 hat der Filmfestverein im vergangenen Jahr ein kleines Plus erwirtschaftet. Bei der Hauptversammlung am Dienstagabend im Biberacher Kino „Traumpalast“kündigte Vorsitzender Werner Krug an, dass der Verein die Filmfestspiele vor allem für jüngere Besucher wieder attraktiver machen wolle.
Knapp 70 der rund 410 Vereinsmitglieder waren zu der Versammlung gekommen. Seit der Entscheidung im vergangenen Jahr, den Unterschied zwischen fördernden und ordentlichen Mitgliedern aufzuheben, waren diesmal also alle mit denselben Rechten ausgestattet.
Bei seinem Rückblick auf die Filmfestspiele 2015 nahm Krug vor allem die Finanzen in den Fokus. Mit 12 439 Tickets wurden diesmal rund 500 Tickets weniger ausgegeben als beim Festival 2014. Die Einnahmen betrugen in diesem Bereich 85 400 Euro (2014: 90 100 Euro). Diese teilen sich der Filmfestverein (60 Prozent) und der Traumpalast (40 Prozent).
Arbeitsgruppe wurde gegründet
Mit Sorge erfüllt den Vorstand, dass vor allem der Verkauf von ermäßigten Tickets an Jugendliche um mehrere Hundert Stück zurückging. Eine neu gegründete Arbeitsgruppe im Verein soll sich deshalb vor allem darum kümmern, wie das Festival für junges Publikum wieder attraktiver gemacht werden kann. „Wir zeigen keine Blockbuster, der Festivaltermin liegt in den Herbstferien und unser Publikum ist den 30ern inzwischen kräftig entwachsen“, schilderte Krug die Ausgangssituation.
Hohe Kosten (rund 63 000 Euro) fielen 2015 auch für die Anreise und Unterbringung der Filmschaffenden beim Festival an. 2015 waren dies noch etwa 50 000 Euro gewesen. Dies lag laut Festivalintendant Adrian Kutter daran, dass 2015 so viele Filmschaffende wie noch nie bei den Filmfestspielen zu Gast waren. „Außerdem fiel der Termin in eine Arbeitswoche. Da sind die Flüge teurer und die Hotelkapazitäten knapper“, so Kutter.
Trotzdem erreichte der Verein nach Aussagen von Schatzmeister
TRAUERANZEIGEN Christian Kaufmann im Geschäftsjahr 2015 ein Plus von 6000 Euro. Die Rücklagen belaufen sich laut Werner Krug damit auf rund 88 000 Euro. Dies klinge im ersten Moment nach viel, sagte der Vorsitzende, der Verein sehe sich aber auch mit steigenden Kosten konfrontiert. So würden sich die Gebühren für das Vorführen von Filmen in nächster Zeit drastisch verändern und auch die drei MinijobMitarbeiter der Filmfest-Geschäftsstelle seien „eigentlich miserabel bezahlt“für das, was sie leisteten, so Krug.
Im Übrigen könne es auch immer mal sein, dass Sponsoren- oder Fördergelder wegfielen. „Ich bin gerade dabei mit allen Sponsoren Gespräche zu führen“, sagte Krug. Im Gegensatz zu früher wollten diese nur noch EinJahres-Verträge abschließen. „Das ist für uns etwas mühsam, aber ich verstehe das natürlich.“Einer Förderung durch einen einzelnen Großsponsor erteilte Krug momentan eine Absage. „Wir haben daran so lange kein Interesse, solange das Netzwerk Biberach funktioniert. Aber es ist gut, davon zu wissen.“Nach der Erhöhung der Dotierung des goldenen Bibers von 5000 auf 8000 Euro bemühe man sich, auch die anderen Preise zu erhöhen, sagte der Vorsitzende.
Zwei weitere neue Arbeitsgruppen sollen sich dieses Jahr um die Themen Abschlussgala und Medienpräsenz kümmern. Die Abschlussgala sei seit Jahren eigentlich keine „Gala“mehr, sondern eine „Preisverleihung“. Außerdem sei der Verein mit dem technischen Ablauf und auch der Moderation nicht immer zufrieden gewesen. „Das müssen wir grundsätzlich überdenken“, so Krug. Ebenso die mediale Präsenz: „Wir sind in Deutschland zwar über Filmschaffende und Medienwahrnehmung präsent, aber eigentlich sind wir ein Publikumsfestival, dessen Besucher überwiegend aus Oberschwaben kommen.“
Die anwesenden Mitglieder erteilten dem Vorstand die Entlastung. Eine Entlastung des Schatzmeisters fand zunächst mit Vorbehalt statt, da die Kassenprüfung wegen der Erkrankung eines Kassenprüfers vor der Versammlung nicht mehr stattfinden konnte. Im kommenden Jahr stehen Neuwahlen des Vorstands an.