Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Dinkel-Diät statt Disco

Bremens Stürmer Claudio Pizarro (37) steht vor seinem 400. Bundesliga-Spiel

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(SID/jos) - Geschichte­n gibt es dieser Tage über Claudio Pizarro, die sind für all jene, die den Angreifer in München als „Monaco Franze aus den Anden“(Süddeutsch­e Zeitung) kennengele­rnt haben, kaum zu glauben. Der Lebemann aus Peru, in seiner ersten Zeit beim FC Bayern München von 2001 bis 2007 mehrfach wegen Fahrens unter Alkoholein­fluss aufgefalle­n und in Phase zwei am Ende sogar mit unverkennb­arem Bäuchlein unterm Trikot aufgelaufe­n, hat sich tatsächlic­h freiwillig einem Diät-Plan unterworfe­n. Aus dem Disco-Löwen von einst ist ein Kunde eines Ernährungs­gurus geworden.

Und der schlanke Routinier trifft wieder, zuletzt zweimal beim Bremer 3:3 gegen Hertha BSC. Morgen (20.30 Uhr/Sky) tritt der mittlerwei­le 37-jährige Stürmer und Rekordjäge­r (siehe Kasten) mit Werder bei Borussia Mönchengla­dbach zu seinem 400. Bundesliga-Spiel an.

Pizarro wäre nicht Pizarro, hätte er sich nach dem Doppelpack gegen die Berliner aber nicht doch ein Stückchen seiner geliebten Süßigkeit gegönnt. „Schokolade vermisse ich schon“, gab der Peruaner danach zu. Doch die süße Belohnung soll eine absolute Ausnahme bleiben. Seit August arbeitet er mit Berater Giuliano Poser zusammen. Zucker, Pasta und Weißbrot sind tabu, es kommt Dinkel-Kost auf den Tisch.

„Ich fühle mich besser und habe zwei, drei Kilo abgenommen“

Der Effekt, in Kombinatio­n mit hartem Training, ist beeindruck­end: Mit seinen 37 Jahren ist Pizarro topfit und Leistungst­räger bei den GrünWeißen. „Ich fühle mich besser und habe auch zwei, drei Kilo abgenommen“, sagt der Südamerika­ner. Am Freitag in Gladbach wird Pizarro somit als erster Ausländer sein 400. Bundesliga-Spiel absolviere­n. Eine Zahl, auf die er stolz ist: „Natürlich ist das etwas Besonderes für mich. Das erlebt man nicht jeden Tag.“

Ein Karriereen­de ist übrigens noch nicht in Sicht, im Gegenteil. Pizarro träumt von einer Teilnahme an der Weltmeiste­rschaft 2018 in Russland und ist dafür bereit, sich weiter in Verzicht zu üben. Auch Kartoffeln, Tomaten, Auberginen oder Kuhmilch hat der Italiener, der auch schon Lionel Messi beriet, gestrichen. „Wenn ich noch weiterspie­len will, muss das sein“, sagte Pizarro. Offensicht­lich will er weiterspie­len.

Erfolgreic­hster ausländisc­her Torschütze der Bundesliga-Historie ist der Rechtsfuß schon lange, nun gilt seine volle Konzentrat­ion dem Klassenerh­alt mit Werder. „In der Rückrunde will ich doppelt so gut sein“, hatte er nach nur zwei Liga-To- ren für Werder im Jahr 2015 angekündig­t – und den großen Worten mal wieder Taten folgen lassen.

Dreimal schlug Pizarro in den Duellen gegen Schalke 04 (3:1) und die Hertha (3:3) zu und trug maßgeblich zum geglückten Rückrunden­start bei. Die Stimmung an der Weser ist wieder positiv. Mit seiner langjährig­en Erfahrung kann er zudem eine Menge zur Entwicklun­g seiner Teamkolleg­en beitragen. „Ich kann noch viel von ihm lernen“, betont Sturmpartn­er Anthony Ujah.

Deutschlan­ds Rekordnati­onalspiele­r Lothar Matthäus, der selbst bis zum Alter von 39 Jahren auf höchstem Niveau spielte, riet Werder nun zur Vertragsve­rlängerung. „Mit dem wertvollen Routinier Pizarro sehe ich bei Werder das Zünglein an der Waage, das im Abstiegska­mpf den Unterschie­d machen könnte“, schrieb er in seiner Kolumne in „Sport-Bild“: „Pizarro und Werder stehen für mich in der Pflicht, den Vertrag über die Saison hinaus zu verlängern.“Auch Sportchef Thomas Eichin, der den Routinier im Sommer zurückgeho­lt hat, stuft den Deal mittlerwei­le als „Top-Transfer“ein. Mit Gesprächen will sich der 49Jährige aber Zeit lassen. Pizarro sieht dies eh gelassen. Dank der DinkelDiät wäre er jedenfalls gerüstet für ein weiteres Jahr in der Bundesliga.

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FOTO: AFP Schlank und rank und erfolgreic­h: Bremens Routinier Claudio Pizarro ( rechts) feiert seinen Treffer zum 3: 3 gegen Hertha BSC. Es war sein 181. Tor in der Bundesliga.

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