Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Aktivistin
„ Sei demütig und zahm (...), sei treu mein Sohn der gottgegebenen Macht“, rappt
in einem neuen Videoclip. Es geht um Korruption in gigantischem Ausmaß. Tolokonnikowa ist bekannt als die Frontfigur der Punkband Pussy Riot, die mit ihrem Auftritt in der Christus Erlöser Kirche in Moskau 2012 für Furore sorgte. Damals protestierten die Frauen vor dem Altar gegen die Wiederwahl Wladimir Putins ins Präsidentenamt. Sie bezahlten dafür mit Lagerhaft.
Nun kehrt Pussy Riot wieder zurück. Tolokonnikowa schlüpft in die Uniform des russischen Generalstaatsanwalts Jurij Tschaika, trägt Netzstrumpf und rote Pumps. Verführerisch spielt sie mit Handschellen, peitscht Häftlinge, überwacht das Waterboarding und räkelt sich lasziv auf dem Schreibtisch vor einem Putin- Ölbild. Der rote Mund erzählt die haarsträubende Erfolgsgeschichte einer Juristenfamilie, die es bis an die Staatsspitze schaffte – die Tschaikas aus Chabarowsk im Fernen Osten.
Der Oppositionelle Alexej Nawalny machte den Skandal publik. Von Erpressung bis Mord lauten die Anschuldigungen, Tschaikas Söhne, Artjom und Igor, sind die Begünstigten. Die Idee zum Video stammt von Nawalny. Den Text schrieb Tolokonnikowa an einem Tag. An frühes Aufstehen hätte sie sich im Straflager gewöhnt, sagt sie. Mit Erotik und gefälligerer Machart soll ein breiteres Publikum erreicht werden, das mit den schrillen Songs der Punkband wenig anfangen konnte.
Klaus- Helge Donath