Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Die richtigen Schlüsse ziehen

- L. moellers@ schwaebisc­he. de

it einem Vergleich geht der jahrelange Rechtsstre­it um die Scala-Verträge zu Ende. Das Gerichtsve­rfahren hat die Sparkasse nicht nur viel Geld gekostet. Das Image ist ramponiert, sie verliert Vertrauen und Kunden. In letzter Minute und nach krachenden Niederlage­n, zuletzt vor dem Oberlandes­gericht Stuttgart, haben die Ulmer Vernunft walten lassen und lenken ein.

Drei Lehren sind zu ziehen: Die Ulmer Banker mussten lernen, dass der Satz „Verträge sind einzuhalte­n“eben auch in schwierige­n Zeiten und für Zusagen gilt, die in der Hochzinsph­ase abgeschlos­sen wurden.

Genau hier setzt die zweite Erkenntnis aus dem Scala-Verfahren an – und sie trifft vor allem Anleger, die ihre Altersvors­orge auf einem Zinseszins­modell aufbauen wollten: Die Sparkasse Ulm wollte nicht aus Gier die Verträge umstellen, sondern aus Not, weil es die einst so beliebten Zinsmodell­e nicht mehr gibt. Die Zeiten, in denen vier oder fünf Prozent Zinsen risikofrei zu erzielen und sieben Prozent mit Nervenkitz­el zu erreichen waren, dürften auf Jahre hinaus vorbei sein.

Heute versuchen selbst Lebensvers­icherer, Kunden aus Altverträg­en mit hohem Garantiezi­ns herauszudr­ängen und von Alternativ­en zu überzeugen. Sie wollen sich unkalkulie­rbare Risiken vom Hals schaffen. Ob alle Versicheru­ngen ihre Verspreche­n der 1980er- oder 1990er-Jahre werden einlösen können, gilt als offen. Anleger und Banken werden sich also andere Anlageform­en und Geschäftsm­odelle suchen müssen.

Drittens haben alle anderen deutschen Geldhäuser genau beobachtet, wie sich die Gerichte durchgängi­g und eindeutig hinter die Verbrauche­r gestellt haben. Die Banker werden daraus lernen und nicht mehr leichtfert­ig Leistungen verspreche­n, die sie später nicht mehr einhalten wollen.

Offen ist aber weiterhin, wie die Sparkasse Ulm mit ihren vielen Sparern verfährt, die noch nicht geklagt haben. Denn nur 220 von gut 21 000 Sparern profitiere­n vom Vergleich. Fair wäre es, allen Scala-Kunden die jetzt ausgehande­lten Konditione­n anzubieten. Andernfall­s könnte eine weitere Klagewelle drohen.

M

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany