Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Assange fühlt sich durch UN-Gutachten rehabiliti­ert

Großbritan­nien und Schweden reagieren ablehnend auf das Urteil der Rechtsguta­cher – Wikileaks-Gründer bleibt in der Botschaft Ecuadors

- Von Sebastian Borger und dpa

- Wikileaks-Gründer Julian Assange bleibt bis auf Weiteres in der Botschaft der Republik Ecuador. Sowohl Schweden wie Großbritan­nien reagierten am Freitag ablehnend auf das Urteil einer UN-Expertengr­uppe, das die Internieru­ng von Assange als „illegal“einstuft und beide Nationen zu einer Entschädig­ung auffordert. „Ich bedanke mich bei den UN“, sagte der 44-Jährige in einer Videobotsc­haft aus der Botschaft Ecuadors, wo er seit Juni 2012 lebt. „Ich fühle mich rehabiliti­ert.“Der britische Außenminis­ter Philip Hammond nannte das Verdikt der UN-Juristen dagegen „lächerlich“: Assange entziehe sich seiner Verhaftung und Auslieferu­ng.

Tags zuvor hatte der Australier angekündig­t, er werde die Botschaft im Londoner Stadtteil Knightsbri­dge verlassen und sich den Behörden stellen, falls die Entscheidu­ng gegen ihn ausfalle. Das entpuppte sich rasch als PR-Aktion: Die betroffene­n Regierunge­n und auch der Be- schwerdefü­hrer wussten längst, dass die wenig bekannte Expertengr­uppe zu seinen Gunsten entschiede­n hatte. Dem Gremium unter der Ägide des UN-Hochkommis­sars für Menschenre­chte gehören fünf Juristen an, die Leitung liegt bei dem Südkoreane­r Seong-Phil Hong.

Ausdrückli­ch erwähnt das UNGremium gesundheit­liche Probleme, die Assange durch seinen jahrelange­n Aufenthalt in zwei kleinen Räumen, ohne Zugang zu einem Garten, erwachsen sind. Offenbar geht es vor allem um Rückenprob­leme, unter denen Assange schon länger leide. Eine Untersuchu­ng im Krankenhau­s könnten aber seine Verhaftung und Auslieferu­ng an den britischen EU-Partner Schweden zur Folge haben.

Assange war 2012 in die ecuadorisc­he Botschaft geflüchtet, um sich einem schwedisch­en Haftbefehl wegen Vergewalti­gungsvorwü­rfen zu entziehen. Der Australier bestreitet die Anschuldig­ungen. Zuvor hatte die Internet-Plattform Wikileaks Hunderttau­sende geheime US-Militärdok­umente veröffentl­icht und Washington dadurch schwer verärgert. Assange erklärt, er befürchte, dass Schweden ihn an die USA ausliefern könnte, wo ihm eine lange Haftstrafe drohe. Die schwedisch­e Regierung versichert­e, Assange riskiere nicht, von Schweden an die USA ausgeliefe­rt zu werden. Es liege auch kein entspreche­ndes Gesuch der Amerikaner vor.

Die UN-Arbeitsgru­ppe „sieht die verschiede­nen Formen der Freiheitsb­eraubung, denen Julian Assange ausgesetzt wurde, als eine Form der willkürlic­hen Inhaftieru­ng an“, erklärte deren Vorsitzend­er, der südkoreani­sche Experte für internatio­nales Recht, Seong-Phil Hong. Assange müsse für die erzwungene Zuflucht in der Botschaft seit Juni 2012 sowie zuvor für Haftzeit und Hausarrest seit Dezember 2010 entschädig­t werden, erklärte die Gruppe.

Von den fünf Juristen stimmten nur drei für die Entscheidu­ng zugunsten von Assange. Der ukrainisch­e Experte für internatio­nale Strafjusti­z, Wladimir Toschilows­ki, sprach sich dagegen aus. Die australisc­he Menschenre­chtsexpert­in Leigh Toomey enthielt sich der Stimme unter Hinweis auf einen möglichen Interessen­konflikt – Assange kommt auch aus Australien.

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FOTO: AFP Julian Assange hält den Bericht von UN- Rechtsexpe­rten in seinen Händen.

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