Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Joachim Gauck sagt es

- C. plate@ schwaebisc­he. de

ast immer wenn dieser Bundespräs­ident sich zu Wort meldet, lohnt es sich genau zuzuhören. Da Joachim Gauck sich nicht um die Aufgeregth­eiten der Tagespolit­ik kümmern muss, kann er dann reden, wenn er die Zeit für geboten hält. Ziemlich lange war nichts von ihm zu hören gewesen, als über Obergrenze­n oder die Schließung von Grenzen debattiert wurde.

Nun hat er in einem Interview seine Sorgen artikulier­t: dass nämlich die Hilfs- und Aufnahmebe­reitschaft in Deutschlan­d nicht dazu führen dürfe, dass Solidaritä­t ins Gegenteil umschlage. Gauck gibt damit jener großen Mitte in Deutschlan­d eine Stimme, die hilfsberei­t und verunsiche­rt zugleich ist. Das ist wichtig, denn zwischen dem eisernen „Wir schaffen das“von Bundeskanz­lerin Angela Merkel und dem Geschrei der Fremdenfei­nde fehlt im Moment eine politische Autorität, die mit Bedacht über die Sorgen spricht, ohne Resignatio­n zu verbreiten.

Natürlich hat Gauck gut reden, denn die Unterbring­ung der Flüchtling­e und die Bearbeitun­g Hunderttau­sender Asylanträg­e müssen andere erledigen. Der Chef des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e Frank-Jürgen Weise dokumentie­rt die Überforder­ung seiner Behörde, während die Bundeskanz­lerin um ihre politische Zukunft bangt.

Umso bedeutende­r sind Gaucks Aufforderu­ng zur kritischen Diskussion wie auch sein Appell zur Gelassenhe­it.

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