Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Anfassen erwünscht
Oberbayerisches Freilichtmuseum bezieht Blinde mit ein
(dpa) - Sehbehinderte und Blinde sollen das Freilichtmuseum an der Glentleiten im oberbayerischen Großweil (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) mit ihren Sinnen erkunden können. Den Anfang macht ein historisches Gebäude, in dem die Bewohner einst das Wagnerhandwerk ausübten. Es wird zur Saisoneröffnung mit Texttafeln in Blindenschrift und mit tastbaren Buchstaben versehen. Hinzu kommen Hörstationen.
„Alle Informationen, die wir Besuchern vermitteln wollen, werden über das sogenannte Zwei-SinnePrinzip vermittelt“, erläuterte Projektleiter Max Keck. „Erkundet beispielsweise ein Blinder das Haus, so nimmt er die Informationen auf, weil Tastsinn und Gehör den fehlenden beziehungsweise eingeschränkten Sehsinn kompensieren.“Deshalb dürften im sogenannten Wagner- häusl alle Objekte berührt werden. Wenn das zunächst auf eines der rund 60 Gebäude im Freilichtmuseum beschränkte Konzept Erfolg hat, soll es ausgeweitet werden.
Museumsleiterin Monika KaniaSchütz schränkte aber ein, das hügelige Gelände und die historischen Häuser könnten nie vollständig barrierefrei sein. Das Konzept im Wagnerhäusl ist nach den Angaben das erste dieser Art in einem bayerischen Freilichtmuseum. Das Projekt kostet knapp 70 000 Euro und wird von Sponsoren mitfinanziert. Träger des Museums ist der Bezirk Oberbayern. Der Kommunalverband hat sich die Teilhabe von Menschen mit körperlicher oder geistiger Einschränkung am gesellschaftlichen Leben auf die Fahnen geschrieben.