Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Christian Streich hat mich sehr geprägt“
Der 23-jährige Dennis Russ aus Reute ist Fußballprofi bei den Würzburger Kickers in der Dritten Liga
- Beim SV Reute hat Dennis Russ (Foto: Fabian Fruehwirth) seine Fußballkarriere begonnen, über den FV Ravensburg und den SC Freiburg führte ihn sein Weg schließlich zu den Würzburger Kickers in die Dritte Liga, wo er mittlerweile einen Profivertrag hat. Im Gespräch mit Nico Eichelbrönner erzählt der 23-Jährige von seiner Zeit in Freiburg, seinen Erlebnissen mit dem DFB-Nachwuchs sowie über die aktuelle Situation bei den extrem ambitionierten Kickers.
Herr Russ, wer hat Sie vor knapp zehn Jahren beim FV Ravensburg entdeckt und den Weg nach Freiburg geebnet?
Mein damaliger Trainer Patrick Zimmerer hatte Kontakte nach Freiburg. Vom FV durfte ich mit ein paar anderen Spielern zum Ostercamp nach Freiburg. Dort hat man mich dann entdeckt. Der damalige SC-Jugendleiter Klemens Hartenbach führte seinerzeit ein Gespräch mit meinen Eltern. Da war klar, dass sie mich gerne haben möchten. In mir ist dann auch der Entschluss gereift, den Schritt zu wagen.
Sie sind damals mit 14 Jahren von Ravensburg nach Freiburg gewechselt. War das Ihrer Meinung nach das perfekte Alter?
Ich denke schon, ja. Das erste Jahr verbrachte ich in einer Gastfamilie, weil ich für das Internat noch zu jung war. Vom 15. bis zum 19. Lebensjahr war ich dann im Internat. Dort gibt es Pädagogen, die sich um die schulische Ausbildung kümmern. Wir sind da in eine normale Schule in der Stadt gegangen, die sich nicht im Internat befand. Das war ideal. Dort habe ich dann auch mein Abitur gemacht.
Was ist von Ihrer Zeit beim SC Freiburg am meisten in Erinnerung geblieben?
Auf jeden Fall die beiden Jahre unter Christian Streich, die mich sehr ge- prägt haben. Er war ein hervorragender Trainer und hat mich enorm weitergebracht. Unter ihm habe ich auch den Sprung zur U18- und U19Juniorennationalmannschaft geschafft.
Sie haben insgesamt vier Spiele für den DFB-Nachwuchs absolviert. Was für ein Gefühl ist es, für Deutschland aufzulaufen?
Ein unbeschreibliches. Wenn man die Nationalhymne vor dem Spiel hört, bekommt man Gänsehaut. Das war ein geiles Gefühl, ich erinnere mich sehr gerne daran zurück.
Sie haben in der Jugend unter anderem mit Weltmeister Matthias Ginter zusammengespielt. Hat man damals schon erahnen können, dass er den Sprung zu den Profis schnell schafft?
Ja, ganz klar. Ich bin zwei Jahre älter als er. Er wurde als B-Jugendlicher bereits in die A-Jugend hochgezogen und erzielte als Defensivspieler einige Tore. Da hat man gesehen, dass er ein Großer werden kann.
Sie haben vier Jahre in Freiburgs U23 gespielt. War ein Weggang vom SCF dann auch aufgrund des Alters die logische Folge?
Auf jeden Fall. Anfangs hatte ich nach dem Abstieg in die 2. Bundesliga die Hoffnung, ich könnte den Sprung zu den Profis schaffen. Dies hat nicht geklappt. Ich war im vergangenen Jahr der dienstälteste Akteur der U23. Daher war es klar, dass ich mir einen neuen Verein suchen muss.
Wie kam dann der Kontakt zu den Würzburger Kickers zustande?
Das ging alles über meinen Berater Julian Syha von Soccertalk. Er hat den Kontakt zu Bernd Hollberbach aufgenommen, der das eine oder andere Spiel von mir gesehen hat.
Die Saison in Würzburg ist für Sie sehr ordentlich angelaufen. Beim
ersten
Saisonsieg in Stuttgart erzielten Sie den Führungstreffer, an den ersten zwölf Spieltagen standen Sie zehnmal auf dem Rasen. Am Ende lief es allerdings nicht mehr so rund …
Nachdem Nejmeddin Daghfous fit wurde, war es für mich schwieriger, meinen Platz in der Mannschaft zu finden. Ich habe mich jedoch weiterhin im Training gezeigt. In den letzten paar Spielen musste ich dann aufgrund von Knieproblemen passen. Aber ich bin zuversichtlich für die Rückrunde und ich werde wieder an- greifen. Mein Ziel ist es, verletzungsfrei zu bleiben und meine Leistung konstant zu halten, am besten noch zu steigern.
Was ist Ihrer Meinung nach in Würzburg möglich?
Vieles. Auch in dieser Saison haben wir schon eine richtig gute Mannschaft mit starken Einzelspielern. Das Team ist intakt. Ich bin sehr optimistisch, was die Zukunft anbelangt. Die Stadt ist ebenfalls sehr schön und meiner Meinung nach vergleichbar mit Freiburg.
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Mit 38 Saisonspielen im Jahr ist Ihr Terminkalender prall gefüllt. Sind Sie noch oft in der Ravensburger Ecke unterwegs?
Nur noch sehr selten. Lediglich in der Winterpause über Weihnachten bin ich bei meiner Familie. Zudem versuche ich, in der Sommerpause daheim vorbeizuschauen. Ansonsten ist es aber schwierig. Mit ein paar Spielern aus meinem Heimatdorf Reute und alten Schulfreunden habe ich noch Kontakt. Den Weg des FV Ravensburg verfolge ich über das Internet.