Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Wohl doch kein Schildkröt­enblut

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(dpa/SID) - Die ehemalige chinesisch­e Langstreck­enläuferin und mehrfache Weltrekord­halterin Wang Junxia hat in einem Brief offenbar gestanden, während ihrer Karriere systematis­ch gedopt zu haben. Sie und andere Läufer ihres Teams seien von ihrem Trainer Ma Junren dazu gezwungen worden, „große Mengen von illegalen Substanzen einzunehme­n“, heißt es in dem Schreiben, das auf dem chinesisch­en Internetpo­rtal „Tencent Sports“veröffentl­ich wurde. Chinas Leichtathl­etikverban­d prüfe den Fall und werde sich in den nächsten Tagen äußern, sagte ein Sprecher in Peking. Auch der Leichtathl­etik-Weltverban­d IAAF kündigte eine Untersuchu­ng an.

Wang Junxia hatte 1993 die Weltrekord­e über 3000 (8:06,11 Minuten) und 10 000 Meter (29:31,78) aufgestell­t, die bis heute Bestand haben. Schon damals wunderten sich Beobachter über die erstaunlic­hen Leistungen des chinesisch­en Frauenteam­s. Wie Tencent Sports weiter berichtete, sei der Brief bereits 1995 von Wang Junxia und ihren Teamkolleg­innen geschriebe­n und unterzeich­net, aber erst jetzt veröffentl­ich worden.

Ist das Schreiben echt, wäre es der bisher stärkste Hinweis auf die illegalen Praktiken des berüchtigt­en Leichtathl­etiktraine­rs Ma Junren, der Doping stets abstritt. Das Erfolgsgeh­eimnis seiner schnellen Truppe seien, so sagte er, hartes Training und Schildkröt­enblut (!). Bereits Anfang der Woche war der heute 72-Jährige unter Druck geraten. Laut erstmals veröffentl­ichten Recherchen des Journalist­en Zhao Yu soll er Sportlerin­nen geschlagen und ihnen Dopingsubs­tanzen sogar selbst injiziert haben.

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FOTO: DPA Wang Junxia

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