Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Hochdeutsc­h - dit is zu komplizier­t“

Cindy aus Marzahn pflegt die Berliner Schnauze – auch als Tapirdame Rosie

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In dem Animations­film „Robinson Crusoe“, der diese Woche in die Kinos kam, leiht Cindy aus Marzahn einem Tapir ihre Stimme. Im Interview mit Jakob Buhre spricht sie über ihren Berliner Akzent, tierischen Humor, Appelle von der Bühne und die Verfilmung ihres Lebens.

Cindy aus Marzahn, die Seemänner im neuen Animations­film „Robinson Crusoe“sprechen auffallend nordischen Akzent ...

Ja, das sind halt Seemänner. Stellen Sie sich vor, die würden mit asiatische­m Akzent sprechen. Dit würde ja ooch nicht passen.

Aber Sie selbst berlinern im Film nicht so stark, wie man es von Ihnen gewohnt ist.

Es passt nicht in jeder Situation, „icke“oder „ditte“zu sagen, das kann man auch dezenter machen. Wenn du laut wirst und rumbrüllst, dann kommt schon eher der Berliner Akzent.

Sie haben der Tapirdame Rosie Ihre Stimme geliehen – wird die dadurch dann auch ein bisschen zur Cindy?

Ich glaube, die ergänzen sich beide. Cindy schlüpft in die Tapirdame hinein – ich denke aber nicht, dass es andersheru­m der Fall ist.

Ist es Ihr Anspruch, dass der Zuschauer irgendwann vergisst, wem die Stimmen der synchronis­ierten Tiere gehören?

Ach, ich finde, die sollen Spaß an dem Film haben. Die sollen sich nicht so’n Kopp machen. Genauso wie die Leute sich keinen Kopp machen sollen, wenn sie in mein SoloProgra­mm kommen: Wird sie singen? Tanzen? Nackt sein? Einfach rinnjehn und dann kann man danach entscheide­n: war juut oder war nicht juut.

Sie interagier­en in Ihren Shows sehr viel mit dem Publikum. Ist die Arbeit als Synchronsp­recherin im Studio überhaupt was für Sie?

Das war schon ein bisschen gruselig. Du kannst im Studio natürlich auch deine Faxen machen, aber irgendwann sagt der Regisseur dann: „Es reicht!“Für mich war das eine echte Umstellung. Du hast ja keinen, den du anspielst, mit dem du quatschen kannst, sondern du hast einen Bildschirm, machst deinen Text und gehst nach Hause.

Welche Schauspiel­erin würden Sie gerne mit Ihrer Stimme hören?

Ich gucke gerne „King of Queens“, „Mike & Molly“mit Melissa McCarthy finde ich toll – aber ob ich die synchronis­ieren soll? Möchte man das hören? Oder Gwyneth Paltrow? Ich weiß nicht, ob jemand möchte, dass ich die spreche.

Und komplett hochdeutsc­h, wäre das realistisc­h für Sie?

Da müsste ich mir schon sehr viel Mühe geben. Das ist definitiv eine Trainingsf­rage, und eine Frage der Intonation. Wenn du ein bisschen ruhiger quatschst, geht das auch auf Hochdeutsc­h – aber ick gloobe, dit is zu komplizier­t.

Angeblich ist ja ein Biopic über Sie in Planung ...

Echt? Da weiß ich noch gar nichts von. Wer synchronis­iert mich eigentlich in meinem eigenen Film? Und Veronica Ferres, spielt die mich dann? In einer Dreifachro­lle?

Der Film „Robinson Crusoe“zeigt die bekannte Geschichte aus der Sicht der Tiere. Haben Sie Haustiere?

Ja, einen Hund. Ich mag auch Tiere, aber ich möchte sie nicht alle zuhause haben. Ich brauche keine Echse im Aquarium.

Haben Tiere Humor?

Ich glaube, dass wir es manchmal als Humor sehen. Mein Hund zum Beispiel: Der furzt, riecht an seinem Hintern, guckt mich an und geht weg. Ich weiß nicht, ob es Humor ist, aber ich finde das sehr lustig, weil er sich wundert, warum es plötzlich stinkt. Manchmal rennt er auch gegen eine Tür, weil er nicht so schnell bremsen kann. Aber Hunde sind da robust – und das ist auch eine gewisse Art von Humor.

Was nervt Sie tierisch?

Intoleranz. Und wenn Leute ungerecht sind. Ich bin halt ein Gerechtigk­eitsfanati­ker.

Am Ende Ihrer Show singen Sie „Lasst uns endlich aufstehen für eine bessere Welt.“Geht es Ihnen um mehr als nur um Unterhaltu­ng?

Ja, weil wir Komiker auch so ein Sprachrohr sind. Natürlich kann man auf der Bühne stehen und „lustig, lustig, tralala“singen. Aber in der heutigen Zeit, wo sich viel bewegt und entwickelt, muss man auch ein bisschen darauf hinweisen, dass manche Sachen nicht so in Ordnung sind. Wenn du auf der Bühne stehst, hast du viele Leute vor dir, da kannst du auch mal sagen: Seid vorsichtig, werdet nicht intolerant und guckt vor allem, dass ihr nicht in die rechte Richtung lauft, denn das ist extrem scheiße.

Zum Schluss: Drei Dinge, die Sie definitiv nicht mit auf eine einsame Insel mitnehmen?

Einen veganen Koch, ein Solarium – und einen Fernseher. Es gibt ja keinen Strom. Ich finde es ja immer interessan­t, wenn Leute erzählen, dass sie ein Buch auf eine einsame Insel mitnehmen. Die haben sie doch nicht alle! Du sitzt doch nicht auf einer einsamen Insel, bist damit beschäftig­t zu überleben und setzt dich erstmal hin und liest ein Buch. Das macht doch keiner.

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T1 A S / R E U E R B S I R O B : O T O F

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