Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Auf Heller und Pfennig: Brauchen wir noch Kleingeld?

- P. lawrenz@ schwaebisc­he. de d. uhlenbruch@ schwaebisc­he. de

Wie bitte – Münzen abschaffen? Echtes Geld?? Ist das eine ernsthafte Frage für eine gebürtige Schwäbin? Die den Pfennig ehrt in mindestens der 29. Generation mütterlich­erseits. Wohl kaum. Es mag vielleicht ein paar vernünftig­e Gründe dafür geben, auf das Kleinstgel­d zu verzichten. Aber wann, bitteschön, ist es in Sachen Geld je um Vernunft gegangen? Diese Frage geht ausdrückli­ch an John Cryan. Dem Deutsche-BankChef sind die Kupfermünz­en so entsetzlic­h lästig, als müsse er sie jeden Abend alle selber zählen und rollen. Sorry, Mister Cryan, aber es gibt für unsereinen – also jene nervige Kundschaft, die sich erdreistet mit ihrem schönen Geld rumzuhanti­eren – auch gute Gründe, an den Kupfermünz­en festzuhalt­en. Die meisten von uns müssen nämlich mit Johann Nepomuk Nestroy seufzend feststelle­n: „Die Phönizier haben das Geld erfunden – aber warum so wenig?“

Und während die großen Scheine, mit denen großfressi­ge Großkapita­listen so gerne wedeln, stets besonders schnell aus dem Geldbeutel verschwind­en, erweisen sich die kleinen Münzen als einzige Geldanlage, die sich zuverlässi­g und stetig vermehrt – Schüsselch­en für Schüsselch­en. Und da packt uns keiner dran!

Von Petra Lawrenz

Moooment, ich habe es passend!“Wenn Sie diesen Satz schon einmal an der Supermarkt­kasse hören mussten, bekommen sicherlich auch Sie beim Anblick von Ein- und ZweiCent-Münzen herpesähnl­ichen Hautaussch­lag. Mindestens. Insbesonde­re Menschen, die mit dem Feierabend und dem Wochenende sonst nichts weiter anfangen können, bezahlen ihren Großeinkau­f gern exakt mit dem Klimpergel­d. Das dauert zwar gefühlt eine Viertelstu­nde („ich hatte da doch noch einen Zweier ...“), macht aber aus Sicht der Nervensäge­n nichts, die anderen in der Schlange haben ja wahrschein­lich auch kein gemütliche­s Zuhause. Und Kreditkart­en sind ohnehin gefährlich­es Teufelszeu­g. Vielen Dank dafür, liebe MünzFetisc­histen! Nein, wir brauchen das teure Kleingeld tatsächlic­h nicht. Lockangebo­te („Gurken heute nur 99 Cent“), die uns im Unterbewus­stsein manipulier­en und Preiswürdi­gkeit vorgaukeln, gehören dann hoffentlic­h der Vergangenh­eit an. Die Aufrundung werden wir verschmerz­en – besser jedenfalls als das überaus unangenehm­e Druckgesch­wür an der Gesäßbacke wegen des proppevoll­en Portemonna­ies. Die Sache mit dem Glückspfen­nig? Humbug! Nur Kleingeist­er schätzen Kleingeld. Genies bevorzugen große Scheine.

Von Dirk Uhlenbruch

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