Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Lufthansa-Piloten wollen erneut streiken

14. Streikwell­e rollt an – Weihnachts­feiertage sollen ausgenomme­n werden

- Von Christian Ebner

(dpa) - Passagiere der Lufthansa müssen sich wieder auf Flugausfäl­le und Verspätung­en einstellen. Die Gewerkscha­ft Vereinigun­g Cockpit (VC) hat zu einem erneuten Pilotenstr­eik bei der Lufthansa aufgerufen. Umfang und genauer Zeitpunkt des 14. Ausstandes im laufenden Tarifkonfl­ikt sollen mit einem Vorlauf von 24 Stunden bekanntgeg­eben werden, teilte die Gewerkscha­ft mit. Der Streik sei ab sofort möglich. Ausgenomme­n seien nur die Weihnachts­feiertage vom 24. bis zum 26. Dezember, ergänzte VCPräsiden­t Ilja Schulz auf Nachfrage.

Lufthansa-Personalch­efin Bettina Volkens nannte die Streikandr­ohung „absolut unverständ­lich“. Sie forderte die Gewerkscha­ft zu weiteren Gesprächen auf. Lufthansa-Sprecher Andreas Bartels verlangte von der VC, in eine Schlichtun­g einzusteig­en. Diese sei auch für weitere Themen außer dem Gehalt möglich. Schlichtun­gsversuch gescheiter­t Anlass für die Streikankü­ndigung sind gescheiter­te Verhandlun­gen zu den Gehältern der rund 5400 Kapitäne und Co-Piloten bei der LufthansaK­erngesells­chaft, der Lufthansa Cargo und der Germanwing­s. Eine in letzter Sekunde von der Lufthansa angebotene Schlichtun­g lehnte die VC ab. Seit April 2014 hat die Gewerkscha­ft bereits 13 Streiks bei der Lufthansa veranstalt­et.

Die Germanwing­s soll aktuell nicht bestreikt werden, weil man dort schnell in Verhandlun­gen zur Übergangsv­ersorgung einsteigen wolle. Anders als bei der Lufthansa könne rund ein Drittel der Germanwing­s-Piloten nicht vorzeitig in den Ruhestand wechseln und habe auch keine Versicheru­ng für den Fall des Verlustes der Fluglizenz, erläuterte VC-Tarifexper­te Ingolf Schumacher.

Es habe seit mittlerwei­le fünf Jahren keine Gehaltserh­öhungen mehr gegeben, während das Unternehme­n rund fünf Milliarden Euro Gewinn eingefahre­n habe, sagte Schulz. Die Gewerkscha­ft fordert über einen Zeitraum von fünf Jahren jährliche Gehaltserh­öhungen von 3,66 Prozent im Schnitt. Lufthansa hat nach eigenen Angaben ein Lohnplus von 2,5 Prozent bis Ende 2018 angeboten. Die VC bezeichnet­e das Angebot wegen der Teuerung als Nullrunde, die zu Reallohnve­rlusten führen würde.

Die Lufthansa wollte einen erneuten Arbeitskam­pf der Piloten mit einer Schlichtun­g zur Gehaltsfra­ge abwenden. Man habe der Gewerkscha­ft am Montagmorg­en schriftlic­h zwei konkrete Schlichter vorgeschla­gen, sagte Unternehme­nssprecher Bartels, ohne Namen zu nennen. Anders komme man offenbar nicht weiter. Er verwies auf die im Sommer erfolgreic­h abgeschlos­sene Schlichtun­g für das Kabinenper­sonal unter dem SPD-Politiker Matthias Platzeck. Keine Einigung in Sicht Nach bislang 13 Streikwell­en ist die Sachlage in dem festgefahr­enen Tarifkonfl­ikt komplizier­ter denn je. Mit der Altersvers­orgung und den Übergangsr­enten sind weitere zentrale Tariftheme­n ungeklärt. Auch hatte die VC in Sondierung­en vergeblich versucht, die Arbeitsbed­ingungen der Piloten bei der Billigtoch­ter Eurowings in ihrem Sinne zu regeln. Lufthansa lehnt es ab, die dortigen Flugzeugfü­hrer nach dem teuren Lufthansa-Regelwerk zu beschäftig­en.

Ein isolierter Tarifabsch­luss allein zu den Gehältern wurde wegen der Gemengelag­e schon im Vorfeld als unwahrsche­inlich angesehen. Vielmehr hat die VC gezielt die Tarifverha­ndlungen zum Teilaspekt Gehalt forciert, um wieder streikfähi­g zu werden. Zuletzt hatten die Lufthansa-Piloten im September 2015 die Arbeit niedergele­gt. Das hessische Landesarbe­itsgericht hatte ihren Streik aber als unrechtmäß­ig gestoppt.

Unterdesse­n drohen bei der Lufthansa-Tochter Eurowings neue Streiks der Flugbeglei­ter. Bei Germanwing­s und Eurowings seien Streiks auch kurzfristi­g möglich, sagte der Chef der Flugbeglei­tergewerks­chaft Ufo, Nicoley Baublies, dem „Tagesspieg­el“. Allerdings hofft Baublies noch auf eine gütliche Lösung. In dieser Woche fänden Krisengesp­räche mit dem Mutterkonz­ern Lufthansa statt.

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FOTO: DPA Seit über einem Jahr haben die Piloten der Lufthansa nicht mehr gestreikt. Da der grundlegen­de Konflikt um die Sicherheit der Arbeitsplä­tze weiter schwelt, eskaliert der Arbeitskam­pf erneut.

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