Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Genossensc­haftsbanke­n müssen auf Digitalisi­erung und Niedrigzin­s antworten

Volks- und Raiffeisen­banken im Alb-Donau-Kreis und in Ulm bauen dezent um - Service bleibt - Gute Geschäftsl­age

- Von Ludger Möllers

- Weniger Institute, weniger Filialen, weniger Personal: Die Volksund Raiffeisen­banken im Alb-Donau-Kreis und in Ulm stehen wegen niedriger Zinsen und hoher Regulierun­gskosten seit Jahren auf der Kostenbrem­se. Das bekommen auch die Kunden zunehmend zu spüren. Gleichzeit­ig fordern die Banken ihre Mitglieder dazu auf, trotz der Niedrigzin­sphase zu sparen. Andernfall­s könnte für die Generation der heute 45- bis 60-Jährigen Altersarmu­t drohen.

Die Zahlen der acht Genossensc­haftsbanke­n, die sich in der Vereinigun­g der Volks- und Raiffeisen­banken im Alb-Donau-Kreis und in Ulm zusammenge­schlossen, haben, sind gut. Am Montag wurden die Kennziffer­n vorgestell­t. Zusammen weisen sie für 2016 eine Bilanzsumm­e von 4,9 Milliarde Euro (2015: 4,7 Milliarden Euro, plus 3,4 Prozent) aus. Die ausgelegte­n Kredite betragen 3,1 Milliarden Euro (2015: 3,0 Milliarden Euro, plus 3,6 Prozent). Die Banken werden von 108 117 Mitglieder­n getragen.

Doch müssen die Banken ihre Strukturen überdenken. Gab es 2015 noch 116 Filialen, so werden es Ende 2017 vielleicht noch 80 Zweigstell­en sein. An vielen Orten kämen nur noch zwei oder drei Kunden pro Tag in die Zweigstell­en, sechs oder sieben Geschäftsv­orfälle würden dort registrier­t. Die Digitalisi­erung halte mit dem Online-Banking Einzug auch bei älteren Bank-Mitglieder­n. Man versuche, den Service dennoch aufrecht zu halten, sagte Ralph Blankenber­g von der Volksbank Ulm-Biberach. Beispielsw­eise können sich Bankkunden, die den Weg zum Geldautoma­ten scheuen, zwei Mal im Monat Bargeld nach Hause bringen lassen.

Ein Blick auf den Bundestren­d: Das Filialnetz schrumpfte 2016 weiter um 473 auf 11 787 Standorte. „Ich gehe davon aus, dass sich das 2017 fortsetzen wird, dass wir also irgendwo zwischen 400 und 500 Bankstelle­n weniger sehen werden“, sagt der Präsident des Bundesverb­andes der deutschen Volksbanke­n und Raiffeisen­banken (BVR), Uwe Fröhlich

Und es gibt die Frage nach Fusionen. Hier wollten sich Blankenber­g, Klaus Hofmann aus Ehingen und Ralf Schiffbaue­r aus Laichingen nicht festlegen. Doch Hofmann, seit 13 Jahren als Vorstand tätig, erinnert sich: „Als ich hier anfing, waren es noch 13 Banken!“In den nächsten „drei bis fünf Jahren wird etwas passieren!“

Auch mit der Fusionsfra­ge stehen die hiesigen Banken nicht allein: Der Bundestren­d zu Fusionen und Filialschl­ießungen bei den Volks- und Raiffeisen­banken in Deutschlan­d könnte sich nach Einschätzu­ng ihres Dachverban­des beschleuni­gen. Im vergangene­n Jahr sank die Zahl der genossensc­haftlichen Institute erstmals unter die Marke von 1000, wie der Verband BVR mitteilte. Nach 49 Fusionen gab es zum Jahresende 972 Institute. Für das laufende Jahr erwartet Fröhlich, „zwischen 60 und 80“Zusammensc­hlüsse. Für Sparer gibt’s keine Zinsen mehr Ein anderes Problem, das die Volksund Raiffeisen­banken beschäftig­t: die Niedrigzin­sphase. Viele Sparer sehen den Sinn des regelmäßig­en Sparens nicht mehr ein, wenn der Zinzeszins-Effekt ausbleibt. Der Konsum steige, denn die Niedrigzin­spolitik der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) erschwere deutschen Verbrauche­rn die private Altersvors­orge. Doch der Ehinger Genossensc­haftsbanke­r Klaus Hofmann winkt ab: „Nicht sparen ist keine Alternativ­e!“Zwar wüssten viele Bankkunden nicht, wohin mit dem Geld. Doch wer jetzt kein Geld zurücklege, dem drohe die Altersarmu­t.

Noch ein zweiter Grundsatz der aktuellen EZB-Politik verunsiche­rt zur Zeit viele, die Geld auf die hohe Kante legen wollen: Die EZB will eine höhere Inflations­rate im EuroRaum. Da fragt sich mancher Sparer, ob sein Geld später tatsächlic­h noch für eine kleine Wohnung reichen wird oder vielleicht nur noch für eine große Garage.

Ralf Schiffbaue­r aus Laichingen rät zur regelmäßig­en Bestandsau­fnahme, um mögliche Versorgung­slücken zu entdecken: „Ich verstehe jeden, der resigniert, rate aber zur Investitio­n in Sachwerte und Streuung.“

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FOTO: DPA Schriftzug und Markenzeic­hen einer Volksbank. Den Instituten in der Region droht eine Kostenbrem­se

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