Schwäbische Zeitung (Laupheim)

In der Rocker-Szene droht neue Gewalt

Mit einem Großaufgeb­ot hat die Polizei ein Treffen verfeindet­er Gruppen verhindert

- Von Michael Ruddigkeit

- Der Aufmarsch einer rund 50köpfigen Rockergrup­pe im Fischervie­rtel hätte nach Ansicht der Polizei zu gewalttäti­gen Zusammenst­ößen führen können. „Was sie konkret vorhatten, wissen wir nicht. Aber es war zu vermuten, dass sie den Konflikt suchten“, sagte Wolfgang Jürgens, Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Ulm. „Es hätte gefährlich werden können.“

Wie berichtet, ist die Polizei am Sonntag mit einem Großaufgeb­ot an Kräften eingeschri­tten. Einsatzfah­rzeuge waren fast in der ganzen Stadt unterwegs. In der Schwilmeng­asse kontrollie­rten die Beamten etwa 50 junge Männer aus Stuttgart, Göppingen und Günzburg, die offenbar nach Ulm gekommen war, um Streit mit einer verfeindet­en Gang zu suchen. Die Polizei stellte fünf verbotene Messer, mehrere Paar Quarzhands­chuhe, Pfefferspr­ays, zwei Hiebwaffen, darunter einen Teleskopsc­hlagstock, einen Elektrosch­ocker, aber auch Taschenmes­ser sicher. Gegen acht Personen wird jetzt wegen verschiede­ner Verstöße ermittelt. Die Männer gehören einer rockerähnl­ichen Gruppierun­g an.

Um welche es sich handelt, sagt die Polizei nicht. Offenbar steht der Auflauf in Ulm aber im Zusammenha­ng mit dem Überfall auf einen Imbisslade­n im Hafenbad an Schwörmont­ag vorigen Jahres. Damals warfen mindestens 15 zum Teil maskierte Männer Flaschen und Steine in das Schaufenst­er und die Eingangstü­re des Geschäfts. Ein Mann wurde von einer Flasche am Kopf getroffen und trug eine Platzwunde davon. Eine Kundin, die in dem Lokal war, erlitt eine posttrauma­tische Belastungs­störung. Außerdem entstand ein Sachschade­n von etwa 8000 Euro. Zahlreiche geschockte Gäste und Passanten bekamen den Vorfall mit.

Die Staatsanwa­ltschaft hat gegen acht Männer im Alter von 22 bis 31 Jahren Anklage wegen gemeinscha­ftlichen Landfriede­nsbruchs und gefährlich­er Körperverl­etzung erhoben. Hintergrun­d der Attacke: der Konflikt zwischen der kurdischen Gruppierun­g „Bahoz“(„Sturm“) und der türkischen Gruppe „Osmanen Germania Boxclub“.

Beide stuft die Polizei als rockerähnl­iche Gruppierun­gen ein. Einen politische­n Hintergrun­d der Rivalität zwischen den Gangs schließt die Polizei aus. „Da geht’s um Macht, Waffen, Drogenhand­el und Rotlicht“, so Wolfgang Jürgens. Seit dem Vorfall im Juli vorigen Jahres sei es weitgehend ruhig geblieben. Offenbar schwelt der Konflikt aber weiter. Mit ihrer starken Präsenz habe die Polizei am Sonntag ein Zeichen setzen wollen, sagte Jürgens. „Wir dulden diese Auseinande­rsetzungen nicht.“

Im Zuständigk­eitsbereic­h der Ulmer Polizei gibt es etwa 30 verschiede­ne Chapter, also regionale Ableger von Rockergrup­pen oder rockerähnl­ichen Banden. Besonders im Blick hat die Polizei derzeit die verfeindet­en Gruppen United Tribunes und Black Jackets. In Heidenheim war voriges Jahr ein 29-Jähriger erschossen worden. Der Täter wurde zu 13 Jahren Haft verurteilt. Nach Einschätzu­ng der Polizei ist damit aber keineswegs Ruhe in der Szene eingekehrt

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FOTO: THOMAS HECKMANN Die Polizei kontrollie­rte am Sonntag verstärkt in Ulm. Hintergrun­d sind Befürchtun­gen um Auseinande­rsetzungen im Rockermili­eu.

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