Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ein Kuhdiebsta­hl, der keiner war

Polizei ermittelt gegen Landwirt aus Meßhofen, der das mysteriöse Verschwind­en seiner Tiere angezeigt hatte - Zentrale Frage ungeklärt

- Von Jens Noll

- Vielen Bewohnern des 300-EinwohnerD­orfs ist die Tat von Anfang an seltsam vorgekomme­n. Zwölf Rinder sollen über Nacht aus dem Stall eines Landwirts gestohlen worden sein, ohne dass jemand etwas bemerkt? Nicht nur in dem Roggenburg­er Ortsteil Meßhofen selbst, sondern auch im ganzen Landkreis Neu-Ulm hat das mysteriöse Verschwind­en der Tiere Mitte Januar Aufsehen erregt. Wochenlang hat sich die Polizeiins­pektion Weißenhorn mit dem Fall beschäftig­t und vergeblich auf Hinweise aus der Bevölkerun­g gehofft. Doch nun gibt es Neuigkeite­n.

Wie die Polizei gestern mitteilte, sieht sie die Rinderdieb­stähle inzwischen als geklärt. „Nach umfangreic­hen Ermittlung­en durch den Sachbearbe­iter der Polizeiins­pektion Weißenhorn liegen jetzt verdichten­de Verdachtsm­omente gegen den Landwirt vor, den Diebstahl seiner zwölf Kühe nur vorgetäusc­ht zu haben“, heißt es im Presseberi­cht. Auf Nachfrage unserer Zeitung konkretisi­erte ein Polizeispr­echer, dass die Beamten keine Hinweise auf einen Diebstahl gefunden hätten. Es gebe mehr Indizien dafür, dass die Straftat vorgetäusc­ht wurde.

Als mögliches Motiv für die falsche Anzeigener­stattung gibt die Polizei unter Berufung auf den derzeitige­n Ermittlung­sstand eine bevorstehe­nde Kontrolle des Veterinära­mtes an. Bei dieser Kontrolle wäre demnach ein Fehlbestan­d bei den Tieren im Stall des Landwirts aufgefalle­n. Das hätte Nachfragen nach sich gezogen. Grund dieser Kontrolle waren nach Auskunft der Polizei Unzulängli­chkeiten in der Tierhaltun­g.

Diese Erkenntnis­se der Polizei decken sich mit dem, was in Meßhofen schon länger über den Landwirten erzählt wird. Wie bereits berichtet, hat der Mann im Dorf einen schlechten Ruf, was den Umgang mit seinen Tieren angeht. Mehrere Male hatte er bereits Ärger mit der Justiz. Vor einigen Jahren hatte ihn das Amtsgerich­t Neu-Ulm wegen Verstößen gegen das Tierschutz­gesetz zu einer Geldbuße verurteilt. Im damaligen Fall war eine Kuh im Stall des Landwirten verendet, weil sie trotz sichtbarer Schwellung­en und Abszesse an den Beinen nicht behandelt wurde.

In einem anderen Gerichtsve­rfahren hatte sich der Mann gegen eine Forderung des Landratsam­ts NeuUlm zur Wehr gesetzt. Die Behörde hatte von ihm verlangt, seinen Bestand an Kühen von zeitweise fast 100 auf 75 Tiere zu reduzieren. Der Fall ging bis vor das Verwaltung­sgericht in Augsburg.

Das Veterinära­mt des Landkreise­s bestätigte gestern, dass der Betrieb in Meßhofen in der Vergangenh­eit mehrfach kontrollie­rt wurde. Nähere Informatio­nen dazu, insbesonde­re zu der Kontrolle, die die Polizei in ihrer Pressemitt­eilung genannt hat, sind dort derzeit allerdings nicht zu erfahren. Weil es sich um ein schwebende­s Verfahren handle, könne man keine Auskünfte geben, heißt es beim Veterinära­mt.

Jedenfalls steht der Landwirt selbst inzwischen im Fokus der Polizei. Sie ermittelt wegen des Vortäusche­ns einer Straftat gegen ihn. Außerdem gehen die Beamten einer weiteren wichtigen Fragen nach: Wenn tatsächlic­h zwölf Rinder im Bestand des Landwirten fehlen, wo sind die dann hingekomme­n? An welchem Ort die Tiere tatsächlic­h verblieben sind, ist der Polizei zufolge bislang noch unklar.

Auch wenn der Diebstahl nun geklärt zu sein scheint – abgeschlos­sen ist der kuriose Fall aus Meßhofen noch nicht.

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FOTO: DPA Aus einem Stall wie diesem sind zwölf Kühe verschwund­en. Unklar ist, wo die Tiere geblieben sind.

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