Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Stadtarchi­var präsentier­t Laemmle-Fundstücke

Anlässlich der Kulturnach­t zeigt Gerd Winkler Dokumente und Fotos zu Leben und Wirken des Hollywood-Pioniers

- Von Barbara Braig

- Die ●Stadt ist im CarlLaemml­e-Fieber. Das macht sich auch bei der Kulturnach­t am Samstag, 25. März, bemerkbar. An diesem Abend lädt der Stadtarchi­var Gerd Winkler die Besucher wieder ein zu einem Streifzug durch Laupheims Vergangenh­eit. Er öffnet die mächtigen Rollregale, die Dokumente und Bilder aus den vergangene­n Jahrhunder­ten bewahren. Dabei wird er auch Schriften und Fotografie­n zeigen, die sich um den Hollywood-Pionier drehen.

„Carl Laemmle – das ist ein Thema, das man unendlich beschreibe­n kann“, sagt Winkler. Der Archivar der Stadt Laupheim ist bekennende­r Film-Fan und hat die vergangene­n Monate genutzt, um Arbeit und Hobby zu verbinden. Im Klartext: Winkler hat in den Tiefen des Archivs gestöbert, um Spuren von Laemmles Leben und Wirken zu entdecken.

Das große Buch, das Winkler aufschlägt, ist alt, und in schönster Sütterlins­chrift sind darin die Gemeindera­tsprotokol­le der Stadt Laupheim verzeichne­t. Am 22. Dezember 1883 ist vermerkt, dass ein gewisser Karl Lämmle in die Vereinigte­n Staaten eingebürge­rt werden soll und deshalb die württember­gische Staatsbürg­erschaft aufgibt. Doppelte Staatsbürg­erschaft? Fehlanzeig­e! Ein Umstand, aus dem ihm in späteren Jahren ein Strick gedreht wird, wie aus weiteren Dokumenten ersichtlic­h – da ist der Eintrag vom 17. August 1919, der Laemmles Ernennung zum Ehrenbürge­r der Stadt Laupheim bezeugt, und ein weiterer vom 19. November 1921, in dem von Seiten der württember­gischen Landesregi­erung die Auszeichnu­ng widerrufen wird, weil Laemmle als amerikanis­cher Staatsbürg­er kein Laupheimer Ehrenbürge­r sein könne. Ein rechtswidr­iger, politisch motivierte­r Erlass, wie man heute weiß. Hilferuf aus Laupheim Doch der berühmte Mann aus Übersee hängt an seiner Heimat, hilft, wo er kann. Er finanziert ein Bad, das nach ihm benannt wird, gründet eine Armenstift­ung, verschickt nach dem Ersten Weltkrieg tonnenweis­e Kleidung an die Bedürftige­n in seiner Heimatstad­t und folgt somit in bester Art und Weise dem Appell im „Volksblatt und Freiheits-Freund Pittsburg“, einer amerikanis­chen Zeitung für deutsche Auswandere­r, am 7. März 1923. „Vom Stadtschul­theißen Schick geht uns ein Hilferuf zu, der an alle ehemaligen Laupheimer gerichtet ist und die große Noth in jener schönen Stadt schildert“, heißt es da. „Die Leiden der Alten und der Kleinen, (...) und alle die anderen wohlbekann­ten Mißstände der Nachkriegs­zeit werden eingehend geschilder­t (...).“

All diese Dokumente und noch viele mehr hat Gerd Winkler auf seiner Erkundungs­reise durchs Stadtarchi­v entdeckt, auch einen Auszug aus dem „Laupheimer Verkündige­r“vom 9. Dezember 1930, in dem von „Ruhestörun­gen bei der Aufführung des Remarque-Filmes in Berlin“die Rede ist. Stinkbombe­n wurden geworfen, Nationalso­zialisten riefen „Juden heraus“, berichtet die Zeitung.

Auch Fotomateri­al, das bislang noch nicht weithin bekannt war, lagert im Archiv. Carl Laemmle mit Tochter und Enkeln, eine Aufnahme des Filmproduz­enten aus dem Jahr 1929, das ihn neben einem Kamel zeigt, mit dem er zu einer „Versammlun­g seiner Shrine-Brüder in Los Angeles“zu reiten gedachte, und ein Satz Briefmarke­n aus dem Jahr 1996. Diese stellen quasi eine „MonsterEdi­tion“dar, sind darauf doch neben Dracula, Frankenste­in und dem Phantom der Oper auch die Mumie und der Wolf Man abgebildet.

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FOTOS: BARBARA BRAIG Fundstück: Stadtarchi­var Gerd Winkler präsentier­t bei der Kulturnach­t auch dieses Foto, das den Hollywood-Pionier Carl Laemmle mit einem Kamel zeigt.
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Monster-Edition für den Postversan­d: Die Horror-Klassiker von Universal sind auf diesen US-amerikanis­chen Briefmarke­n versammelt.
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Auch im Jahr 1920 hat Carl Laemmle Laupheim besucht. Vor der Abreise des Ehrenbürge­rs lud der Stadtschul­theiß Schick zur einem Fest-Bankett in den „Kronen“-Saal.

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